Das alles sind schöne Erinnerungen. Aber wir sollten ins Heute und auf das Morgen schauen.
Es liegt in der Natur einer sich öffnenden Gesellschaft, sich öffnender Regionen, dass die Sprache, auf die man sich heute in einer solchen Kommune für den Alltag verständigt, nicht mehr das Öcher Platt ist. Das ist der Lauf der Dinge und auch völlig in Ordnung. Wer sich öffnen will, kann nicht auf geschlossene Gesellschaft machen.
Wir müssen in einer modernen Stadtgesellschaft unsere Stärken in der Vielfalt suchen. Darin liegt unsere Lebenskraft. Wir brauchen auch in Aachen den frischen Wind! Identität ich erwähnte den Begriff eben schon ist ohne Austausch, ohne die kreative Kraft des Neuen nicht möglich. Identität definiert sich über die Verschiedenheit und kann sich doch auf gemeinsame Werte berufen.
Die Offenheit, auch Unbekanntem mit Interesse zu begegnen, sichert unsere Gemeinschaft. Wir in dieser spannenden Wissens- und Wirtschaftsregion freuen uns, wenn nöie Schwung ejjen Buud könt.
Wir sollten keine Hürden aufbauen, über die Leute, die in unsere Stadt ziehen, stolpern. Wir sind sollten keine Öcher-Platt-Eingangstests machen. Ramenassejeck, Puffel ejjen Pann, Quetschbüll man muss diese Worte nicht kennen, geschweige denn aussprechen können, um hier zu starten und mitzumachen.
Aber es gibt auch für mich und das unterstreiche ich jetzt mal ganz dick es gibt für mich keinen, absolut keinen Grund, auf diese Wörter und auf diese Sprache zu verzichten. Diesen Minderwertigkeitskomplex sollten wir längst abgelegt haben.
Für diese Sprache braucht sich nun wirklich niemand zu schämen, auch wenn sie bisweilen etwas derber klingt. Wer diese Sprache aber als ordinär, als primitiv, als gewöhnlich abtut, kennt ihren Reichtum nicht. Der kennt ihre Kraft nicht, sie ist eine Vollsprache mit feinsten Nuancierungen. Wenn ene Öcher Jong a sing Frau sätt: Mäddche, ich han dich jeär dann weäß dat Mäddche, dat deä Jong dat op Huechdütsch net schönner änd ierhlicher sage küent.
(Weiter geht es auf Seite 8)
Friedrich Jeschke sagt:
Klasse Rede!
„Ich habe jahrelang geglaubt, dass es sich dabei um den Nachnamen von der Maria handelte: Vollderjnaden. Maria, Mutter Jottes, jeborene Vollderjnaden“
-> da musste ich vor Lachen ersen op dr Balkon mich enge piefen jonn, herlich!
Machen Sie weiter so!
7. Januar 2010 — 22:06
Lothar Lindenau sagt:
Lieber Bernd,
herzlichen Glückwunsch zum Thouetpreis. Du bist wirklich ein würdiger Preisträger. Und vielen Dank für diese Rede! Danke, dass Du die Erinnerung an unsere Großeltern so hoch hältst. Schade, dass Dein größter Fan, Deine Tante Käthe, diesen Abend nicht mehr miterleben konnte. Sie wäre baschtig stolz op ühre jong jewest.
Liebe Grüße vom Lo aus der Slowakei
7. Januar 2010 — 13:47