Das Aachen-Blog

Thouet-Preis (2) – die Dankesrede

Ich habe das große Glück, zweisprachig erzogen worden zu sein. Das sage ich ganz ernst, ich bin meiner Mutter und meinem Vater dankbar, dass sie das zugelassen haben, dieses Bilinguale, es hat mir viele Türen geöffnet und viele kleine und große Abenteuer mit vielen spannenden Leuten ermöglicht, die ich ohne mein Öcher Platt nie kennengelernt oder erlebt hätte.

Ich könnte stundenlang weitererzählen, Sie merken das.

Eins vielleicht noch: Hür! Das ist der beste Öcher Imperativ. Befehl von ganz oben, ich liebe das: Hür! Hür! – das gibt es konspirativ, also geheimnisvoll-verschwörerisch, meist als „Hür! Weäß de eijentlich dat…“ und dann kommt das neueste Gerücht.

Oder gesellig: „Hür! Dat moss ich dich noch verzälle, doe krijje vür jet ze laache…“ Oder der Dauerbrenner, der am Ende eines Gesprächs quasi im Weggehen noch eingeworfen wird, zur Umkehr auffordert, und dann die Fortsetzung eines oft stundenlangen, mitunter auch erhitzten Dialogs nach sich zieht, der eigentlich doch beendet war: „Hür! Wat säss de van de Alemannia? Hür! Vür stije av, wa?!“

Das Modell Hür! in Kombination mit der Alemannia gibt es je nach Tabellenlage auch in der hellen, farbenfrohen Version „Hür! Ich jlöiv, vür stije op, wa!“ Aufstieg, Abstieg, wie nah liegt das in Aachen beisammen! De Alemannia und ihre Fans – ein Sonderthema, über das ich jetzt auch noch stundenlang sprechen könnte. Hür, hant vür ävvel jetz jeng Zitt mieh vör.

Das eine gestatten Sie mir bitte noch: Die netteste Version des Aachener Hür-Imperativs erlebte ich jüngst in einem alteingesessenen italienischen Restaurant im Herzen des Heimatortes. Mir war schnell klar, dass die Öcher Belegschaft am Nebentisch wohl den Begriff Stammkunden für sich verbuchen durfte. Jovial im Ton rief der Lauteste von allen nach der Bestellung des abschließenden Espressos dem davoneilenden Kellner nach:
„Hür! Hür!“ Der Kellner stoppte, drehte sich um. „Hür, Luwitschi, tus‘ de mich auf deä Expresso wohl noch wat Matschijato drauf, hörste!?“

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