Das Aachen-Blog

Schlagwort: sprache (Seite 1 von 2)

„Ich mach‘ ers‘ noch deä Herr fertisch!“

Wir sprachen dieser Tage unter Kollegen über die mitunter erfrischend direkte Art der Öcher Kommunikation. Was dem Zugereisten in unserer Runde aufgefallen ist – ganz Mann des Wortes – und was er nun zum Besten gab, ist die Gabe der Aachener, „komplexe Zusammenhänge verkürzend, aber treffsicher darzustellen“, wie er sich ausdrückte.

Und ich dachte sofort, wie viel Poesie und Worte in anderen Regionen wohl darauf verwendet werden müssen, wenn einem etwas unsagbar leid tut, wenn also das Mitgefühl kaum zu beschreiben ist. Der Öcher sagt dann „Och härrm“ und erschließt sich mit diesen zwei Worten den ganzen Kosmos der Anteilnahme.

Foto

Mittags gingen wir mit den Kollegen „’n Tässjen Kaffee trinken“, also essen. Wir verfolgten zielstrebig die Absicht, die ungeahnten Möglichkeiten des neuen Bäcker-Edelimbisses um die Ecke zu testen und standen nun in der Schlange. Genau, jene Schlange, die in neuen Gaststätten, wenn sie denn attraktiv aufgemöbelt sind und gute Ware im Angebot haben, durchaus üblich ist. Wir standen eine Weile, und dann bestellten wir. Die junge Frau hinter der Theke sagte, was man auch ohne diesen Hinweis gesehen hätten, „tut mir leid, ich mach‘ das noch nich‘ lange!“ Und kurz darauf türmten sich vor uns jede Menge Speisen, allein der Verkäuferin fehlte die Zuordnung: welches Leckerchen für welchen Kunden?

Sie kramte es sich, und irgendwann war ich an der Reihe. Sie guckte kurz auf und sagte den phantastisch ökonomischen Satz, der keiner Erklärung bedurfte, weil er so wahr war: „Ach so, und dann sind Sie dr Tschickenbörjer!“ Genauso war es: ich, dr Tschickenbörjer. Alles war gesagt.

Abschließend nur das: Am Nachmittag holte ich mir im Supermarkt ein wenig Obst, Joghurt und – okay – Schokolade. An der Kasse angekommen, wurde mitten im Einscannundbezahlvorgang – wenn ich das so sagen darf – meine Kassiererin von einer Kundin angemault, was für leichte Irritation auf allen Seiten sorgte. Da sagte die Kassiererin den um Klarstellung angesetzten Satz, der mir im laufenden Kassiergeschäft tatsächlich die Vorfahrt einräumte und alles klar regelte: „Moment! Ich mach ers‘ noch deä Herr fertisch!“ Und genau so kam es dann auch.

 

Die wichtigsten Wörter im Öcher Advent

Ja, das stimmt. Dr Karl hat lange keinen Auftritt mehr gehabt im Heimat-Blog. Das soll sich im neuen Jahr auf alle Fälle wieder ändern. Unser Öcher-Platt-Lehrer kommt deshalb heute noch einmal aus der Konserve, was den Beitrag, der schon bei seiner Erstausstrahlung Straßenfegerqualitäten hatte, nicht schmälern soll.

Dr. Karl Allgaier, der famose Kenner unserer geliebten Heimatsprache, hat sich mal kurzerhand Gedanken gemacht, welche Wörter im Öcher Advent überlebensnotwendig sind.

Herausgekommen sind wichtige Begriffe, die Karl in seiner unnachahmlichen Ruhe und Art dem Öcher Ureinwohner, aber auch den Zugezogenen ans Ohr legt. Dr Karl fängt an – und ihr sprecht es einfach nach!

:DD Zum Podcast aus der beliebten Reihe „Vür liere met dr Karl Öcher Platt“ – Ausgabe Advent – geht’s hier!

drkarl

Sieht geschrieben schon super aus, hört sich gesprochen aber noch viel besser an: Chressboum (Weihnachtsbaum), Chressboumständer (Weihnachtsbaumständer), Nikela (Nikolaus), et Kengche (das Kindlein), de Krep (Krippe), der Kreppeeäsel (Krippenesel), de Bolle (Christbaumkugeln), dr Stall (der Stall), dr Jupp än si Marie (Josef und seine Maria), Tööetejold (unechtes Gold), selvere Kompes (silbernes Sauerkraut, also Lametta).

:DD *** Das beliebteste aller 7uhr15-Podcasts mit Dr Karl ist übrigens jenes über die Schimpfwörter in Öcher Platt – einfach hier klicken!

Klümpchen, Klömmchere, Kamelle?

Jetzt, wo erstens der Karnevalszug näherrückt und man zweitens schon mal gerne ein Bonbon im Mund hat, weil der Hals was trocken ist, stellt sich mal wieder eine Spezialfrage: Wie heißt das süße Zeug denn nun in der Heimatsprache?

Spricht der Öcher vom Klümpchen, va de Klömmchere, von Kamelle oder va de Karamelle?

Ich halte es – wie so oft – mit unserem Opa, der eigentlich stets ein Bayrisch Malz im Mund hatte. Unser Opa fragte dann gerne: „Wellste och e Bömmelche?!“

Bömmelche – wenn das nicht süß ist…

Kleine Aufgabe für Diplom-Öcher

Kleine Aufgabe für alle Freunde des Aachen-Blogs. Da wir ja im Frühjahr einen „Vürliehreöcherplattmetdrkarl“-Abend veranstalten wollen, gilt es nun, mal das eine oder andere Wort der Heimatsprache in den Alltag einzubringen. Quasi als Vorbereitung.

Deshalb die Aufgabe: Sorgt bitte dafür, dass Ihr im Laufe der Woche die folgenden Wörter irgendwann mal im Gespräch unterbringt. Ich hab‘ auch extra drei schöne rausgesucht:

1) Petschzang – die Kneifzange
2) Hazzblättche – Herzblatt
3) Landau – Gegend, Landschaft (so im Sinne von „Jeng Landau sue schönn wie Oche ajjen Pau!“)

Für Diplomanwärter noch zwei Wörter, die Extrastreberpünktchen bringen:
*a) Ölichszaus – Zwiebeltunke (wo auch immer das Wort unterzubringen ist)
*b) Fettpansch – Dickwanst (aber bitte leise!)

Die Besonderheiten des Öcher Platts – anhand von Merksätzen erklärt

Stimmt, heute ist Dreikönigstag, da gibt es nicht nur leidlich witzige Veranstaltungen wie das Dreikönigstreffen einer bestimmten Partei, nein, heute steht auch ein Höhepunkt des Öcher Veranstaltungskalenders auf dem Programm. So früh im Jahr, aber so ist das: Heute Abend wird im Rathaus der Thouet-Preis der Stadt Aachen verliehen, Fachabteilung „Pflege der Öcher Heimatsprache“!

Der Lehrer Herbert K. Oprei wird der Nachfolger von René Brandt sein, von Herzen sei Herrn Oprei an dieser Stelle jrateliert! Schönn, dat Ühr dr Priis kritt! Ühr könnt Üch freue! Ich spreche aus Erfahrung…
karl2
Damit das Jahr aber nicht nur feucht-fröhlich und jovial beginnt, hat unser Öcher-Platt-Lehrer hier auf dem Heimatblog, dr Karl (unser Bild), tief in die Grammatik- und Lautlehrekiste des Öcher Platts gegriffen und serviert uns heute in seinem Audio-Podcast drei Perlen, drei Besonderheiten der Mundart – mit Merkvers.

Hier klicken, zuhören, lernen, Spaß haben!

Es geht um wahrlich bewegende Fragen: So erklärt uns Karl den Halblaut hinter den Vokalen, den nur spricht, wer wirklich aus Aachen kommt! Oder er weist daraufhin, warum im Öcher Platt das N am Ende eines Wortes quasi regelhaft wegfällt.

Großartig auch das dritte Kapitel rund um die Lautvielfalt, an dessen Ende der wunderbare, wertvolle, ja wirklich oft verwendete Satz „Diese Woche brauche ich weiche Wäsche, weil mir steht eine Wiege im Wege“ ins Öcher Platt übersetzt wird.

Hä? Nicht wundern, hört einfach rein, es lohnt sich!

***Info: Dr. Karl Allgaier, dr Karl also, Sprachwissenschaftler durch und durch, ist im Brotberuf als Direktor der Bischöflichen Akademie schon ein gefragter Mann, ist so ganz nebenbei leidenschaftlicher, quasi examinierter und mit allen Tücken der Kunst beschlagener Öcher Platt-Experte. Und Mitherausgeber des Neuen Aachener Sprachschatzes.

Richard Wollgartens „Milchstraßen“-Werk, schön interpretiert von Karl Allgaier

„Lejß, een en steäreklor Naht, worp ich wier ens minge Bleck noh ovve än hong ming Jedankens noeh.“

Das ist feines Öcher Platt. „Leise, in einer sternklaren Nacht, warf ich wieder einmal meinen Blick nach oben und hing meinen Gedanken nach.“ Schön. Poetisch. Ja, unsere Heimatsprache ist eine reiche Sprache. Wer sie beherrscht, kann sich wunderbar in ihr ausdrücken.

21

Richard Wollgarten kann das. Er beherrscht sein Öcher Platt. Und seine glitzernde Weihnachtsgeschichte, die mit dem oben erwähnten Satz anfängt und zu einem fulminanten Ritt mit dem Nikolaus vom Himmel über die Milchstraße direkt nach Burtscheid führt, erzählt Karl Allgaier (Foto), unser Platt-Lehrer dr Karl, im Folgenden.

drkarl

Ein Stück Heimatsprache, eine schöne Geschichte, für ein Tässchen Kaffee und ein Printchen und ein knisterndes Feuer.

:DD Und hier geht es zum Audiopodcast „De Melichstroeß öm Kloes“ – jetzt klicken!

Wenn et net wohr wür, mer küüent et koum jlöüve! Genau, wenn die Story nicht wahr wäre, man könnte sie kaum glauben!

Wer die Geschichte mitlesen möchte, findet sie auf Seite 2

Chressfess Der ultimative Geschenktipp: Für alle Freunde der Aachener Mundart hat der Verein Öcher Platt noch eine kleine Gabe, die unter keinem Tannenbaum in dieser herrlichen Stadt fehlen sollte.
Weihnachtliches Aachen. Chressfess een Oche – Prosa, Gedichte und Lieder in Aachener Mundart. Ein soeben erschienenes schönes Büchlein mit wunderbaren Texten auf Öcher Platt. Und damit man hört, wie es klingt, hat der Verein Öcher Platt auch gleich an die Doppel-CD gedacht.

Die wichtigsten Öcher Wörter im Advent

Dr Karl ist wieder da. Unser Öcher-Platt-Lehrer hier im Heimatblog hat sich mal kurzerhand Gedanken gemacht, welche Wörter im Öcher Advent überlebensnotwendig sind.

8

Herausgekommen sind wichtige Begriffe, die Karl in seiner unnachahmlichen Ruhe und Art dem Öcher Ureinwohner, aber auch den Zugezogenen ans Ohr legt. Dr Karl fängt an – und ihr sprecht es einfach nach!

:DD Zum aktuellen Podcast aus der beliebten Reihe „Vür liere met dr Karl Öcher Platt“ – Ausgabe Advent – geht’s hier!

drkarl

Sieht geschrieben schon super aus, hört sich gesprochen aber noch viel besser an: Chressboum (Weihnachtsbaum), Chressboumständer (Weihnachtsbaumständer), Nikela (Nikolaus), et Kengche (das Kindlein), de Krep (Krippe), der Kreppeeäsel (Krippenesel), de Bolle (Christbaumkugeln), dr Stall (der Stall), dr Jupp än si Marie (Josef und seine Maria), Tööetejold (unechtes Gold), selvere Kompes (silbernes Sauerkraut, also Lametta).

Chressfess Der kleine Geschenktipp: Für alle Freunde der Aachener Mundart hat der Verein Öcher Platt noch eine kleine Gabe, die unter keinem Tannenbaum in dieser herrlichen Stadt fehlen sollte.
Weihnachtliches Aachen. Chressfess een Oche – Prosa, Gedichte und Lieder in Aachener Mundart. Ein soeben erschienenes schönes Büchlein mit wunderbaren Texten auf Öcher Platt. Und damit man hört, wie es klingt, hat der Verein Öcher Platt auch gleich an die Doppel-CD gedacht.

*** Bisher erschienen in dieser Öcher-Platt-Schule-Serie: eine ganze Menge schöner Podcasts – mehr dazu auf SEITE 2

Karl Kaisers Kinder, so reden sie. Heute: Keeper! Dem wahren Leben abgelauscht.

Dialog im Bus, Linie 41, von draußen rein in die Stadt. Zwei ältere Öcher Damen im Gespräch, zu Füßen der einen ein Hund. Entfernt mit einem Cockerspaniel verwandt, könnte auch ein Dackel dran beteiligt gewesen sein.

Öcher Dame I: Auch mit der Bus heute?
Öcher Dame II: Ja. Bei dat Wetter. Jeh ich jleich mit der Hund ze Fuß zerück.
I: Ene nette Hund!
II: Ja, dat is der Keeper.
I: Pieper?
II: Nein, Keeper.
I: Fieper?
II: KEEPER. Mit K wie Kaiser Karl.
I: Ach so. Wat is dat denn, ene Kieper? Wat soll dat heißen?
II: Dat weiß ich auch net, deä heiß‘ einfach eso.
I: Ja, aber Se müssen sich doch wat dabei jedacht haben!
II: Deä is‘ net von mich, deä is‘ von die jungen Leute in et Haus. Die sind über et Wochenende weg, dann hab‘ ich dem immer.
I: Ach so. Dat is aber ene Liebe, wa!
II: Sehr lieb, deä bellt kaum.
I: Ja.
II: Seijvert wohl.
I: Aber net eso wie meine Mann. (lacht sich kaputt)

(Pause).

I (offiziell): Was haben wir ein Wetter!
II: Herrlisch.
I: Und de Bäume hängen eso voll mit Obs‘!
II: Einmalig. Wir haben Äppel, ene schöne Kocksoransch, Äppel, wir könnten ene Laden aufmachen, hab ich heut‘ morjen noch an meine Mann jesagt.
I: Aber et is ja alles in Hülle und Fülle da. Wir haben Wahlnüsse, körbeweise!
II: Hab ich jern, Wahlnüsse. Sind ja auch jut für dr Cholesterin.
I: Und dr Zucker.

(Pause, der Bus rollt Richtung Haltestelle Burtscheid. II macht Anstalten zu gehen)

I: Müssen Se eraus?
II: Ja, wir zwei jehen jetz‘ auf der Markt und dann ze Fuß zerück. Wa, Keeper!
I: Kieper. Ich komm‘ net über deä Nam! Wird dat mit „ie“ jeschrieben.
II (im Gehen begriffen): Dat weiß ich nit, aber dat is der Keeper auch ejal, wa Jung. (Zum Hund) Du kanns‘ ja überhaup‘ nich‘ lesen. Tschö! (Ab)

I (jetzt allein, für sich): Kieper! Wat kann man e so Tier antun…

Mullen wie Jott in Frankreich. Der Öcher in seinem Element. Der Platt-Kurs (10)

Der Öcher ist dem Franzosen sehr zugetan. Die Lebensart, et jute Essen, das Laissez-faire im Alltag, die schöne Sprache. Pardon, wer lacht?

drkarl

Eine ganze Reihe Aachener Alltagsvokabeln haben tatsächlich französischen Ursprung. Dr Karl, unser Öcher-Platt-Lehrer hier auf 7uhr15.ac, kann das beweisen – und tut es in seiner heutigen Lektion auch prompt. Dass Aachen von Napoleon und seinen Mannen einst belagert wurde, ist nicht zu leugnen.

Wie sonst könnten wir den Küchenherd „Fornöüs“, die Zimmerdecke „Plafond“ und den Bürgersteig „Troddewar“ nennen? Bis heute!

Wer noch mehr Beweise braucht und sie auch gerne in der Sprachschule mitsprechen möchte, der klickt jetzt einfach hier!!!

Mullen wie Jott in Frankreich! Herrlisch.

***Info: Dr. Karl Allgaier, dr Karl also, Sprachwissenschaftler durch und durch, ist im Brotberuf als Direktor der Bischöflichen Akademie schon ein gefragter Mann, ist so ganz nebenbei leidenschaftlicher, quasi examinierter und mit allen Tücken der Kunst beschlagener Öcher Platt-Experte. Und Mitherausgeber des Neuen Aachener Sprachschatzes.

Kuriose Wörter aus dem Öcher Platt oder einfach so: Korrejües Wöet!

Der absolute Knaller im Öcher Platt ist ja eigentlich die so genannte „Bemöjjhtsjrüll“! Unübertroffen! Da steckt doch die Liebe des Öchers zu seiner Sprache drin, in der alten Schüssel, die sich um alles bemüht, sich also überall einmischt.

karl2

Unser Öcher-Platt-Virtuose, dr Karl, hat seine liebsten kuriosen Worte der Heimatsprache, also die korrejüese Wöet, mal in einem meisterlichen Podcast in bewährter Form zum Hören und Mitsprechen zusammengestellt.

Au Kuutenellese, nix wie ran, der Unterricht beginnt sofort:

Und zwar hier reinhören: kuriose Wörter in Öcher Platt

***Info: Dr. Karl Allgaier, dr Karl also, Sprachwissenschaftler durch und durch, ist im Brotberuf als Direktor der Bischöflichen Akademie schon ein gefragter Mann, ist so ganz nebenbei leidenschaftlicher, quasi examinierter und mit allen Tücken der Kunst beschlagener Öcher Platt-Experte. Und Mitherausgeber des Neuen Aachener Sprachschatzes.