Das Aachen-Blog

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So klingt das Weihnachtsevangelium in der Sprache der Heimat. Schönn!

Und so öffnen auch wir Öcher das 24. Türchen am Adventskalender. Und siehe da: Einer der wenigen Evergreens (eigentlich der einzige), die es auf dem Aachen-Blog 7uhr15.ac gibt, verbirgt sich dahinter. Die Weihnachtsgeschichte, das Evangelium nach Lukas, das der Heimatdichter Hans Kals so meisterhaft übersetzt hat, taucht auch in diesem Jahr am 24. Dezember wieder auf.

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Mit meinem Freund Uwe Brandt habe ich vor Jahren die schönste aller Geschichten eingesprochen – viel Freude dabei!

Ich wünsche Euch allen e jlöckselig Chressfess, fiert schönn, kloppt üch net än maaht nüüs kapott!

 

Öcher Jong – ein Gedicht

Öcher Jong

(gesprochen von einem kleinen Öcher Jong, geschrieben von einem großen Öcher Jong, erstmalig hier veröffentlicht im November 2011.)

Ich ben ene Öcher Jong,
än ich ben heij jebore.

Ich ben ene Öcher Jong,
än dat es net jeloege.

Ich speäl jeär Fußball,
freu mich övver minge Klub.

Dat stemmt, et es os Alemannia,
die kritt se och at ens jetuppt.

Doch kann ich üch sage,
än dat es jewiss:

Du bes än blivs ene Öcher Jong,
och wenn de at ens Pisele kriss.

Heinz und Willi zünden et vierte Kerzjen an, dann kommt dr Paul. Jesang!

Et is‘ jeschafft: Et vierte Kerzjen brennt, Frieden ist in der Welt und auch in Aachen. Draußen ist es dunkel, Heinz Grosjean und Willi Hermanns sitzen tatsächlich wieder beim Azvenzkaffee, sprechen über de Jeschenke, dr Heiko, et Brijitte – und mit einem Mal klingelt es! Vor der Tür: dr Paul.

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Die Herren trinken nun zu dritt et Azvenzkaffee-Wiemelchen, sprechen über de Sternsinger-Probe in Fronleichnam, von der Paul jerade kommt – und dann wird jesungen. Drei jlockenklare Stimmen und ein Instrument, das flinke Finger virtuos spielen. Nie, man darf das so sagen, wurden in einem Wohnzimmer an der Steinkaulstraße die „Engel auf den Feldern“ so schön besungen.

:DD Aber hört einfach selbst – wer hier klickt KOMMT ZU FOLGE 4 VON HEINZ UND WILLI FREUEN SICH AUF ET FES‘

Das sind alle Folgen – zum Nachhören:

1. Azvenzkerzjen: :DD Heinz und Willi trinken eine Tasse Kaffee und lesen sich Gedichte vor.

2. Azvenzkerzjen: :DD Heinz und Willi zünden die zweite Kerze an und sprechen überm Weihnachtsmark‘

3. Azvenzkerzjen: :DD Heinz und Willi schmücken dr Baum – und dann jeht et auf einmal um et Sijrid

4. Azvenzkerzjen: :DD Heinz und Willi zünden et vierte Kerzjen an, dann kommt dr Paul. Jesang!

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Heinz und Willi schmücken dr Baum – und dann jeht et auf einmal um et Sijrid

Wer nur tief genug im Archiv des Aachen-Blogs gräbt, stößt irgendwann auf die vier Adventsgeschichten, die wir vor drei Jahren mit Heinz Grosjean und Willi Hermanns eingespielt haben.

Bitte schön, viel Spaß dabei, völ Pläsier, der dritte Advent, mitten in Aachen.

 

Ein schöner dritter Advent. Draußen im Os’viertel ist es dunkel am Werden. Heinz und Willi schmücken nach alter Tradition jemeinsam dr Baum – und wir hören heimlich zu. Allgemeines Gefallen findet das zarte Jehölz nebst auf ihm hängender Schmuck in Vijelett.

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Die Herren trinken ihr Azvenzkaffee-Wiemelchen, essen mit Bejeisterung „kleine Sofas“ und sprechen über dies und das – und mit einem Mal fasst Heinz all seinen Mut zusammen.

Mit einem Mal geht es um et Sijrid.

:DD Aber hört einfach selbst – wer hier klickt KOMMT ZU FOLGE 3 VON HEINZ UND WILLI FREUEN SICH AUF ET FES‘

Das sind alle Folgen – zum Nachhören:

1. Azvenzkerzjen: :DD Heinz und Willi trinken eine Tasse Kaffee und lesen sich Gedichte vor.

2. Azvenzkerzjen: :DD Heinz und Willi zünden die zweite Kerze an und sprechen überm Weihnachtsmark‘

3. Azvenzkerzjen: :DD Heinz und Willi schmücken dr Baum – und dann jeht et auf einmal um et Sijrid

4. Azvenzkerzjen: :DD Heinz und Willi zünden et vierte Kerzjen an, dann kommt dr Paul. Jesang!

„Der Jürjen jrillt!“

(Erstmalig erschienen im Mai 2012 – aber Jürjen ist nach wie vor aktiv…)

Es war Mitte April, ein kühler und doch windstiller Tag, die Sonnenscheindauer hatte die 14-Minuten-Marke durchbrochen, da stand mit einem Mal am frühen Abend eine Rauchsäule über unserem Viertel. „Der Jürjen jrillt“, sagte die Nachbarin, „wir haben den Winter so jut wie überstanden.“ Die Ältesten im Ort fragten, was schlimmer wäre: der harte Winter – oder Jürgen am Grill? Sie fragen das jedes Jahr um diese Zeit.

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Ab dann grillt Jürgen durchgängig. Wenn er nicht gerade neues Grillgut, Kohle und ein Kistchen „Jrillbier“ einkaufen fährt.

Ich kann das alles aufschreiben, weil Jürgen es eh nicht liest. Über Pfingsten ist er mit der Familie in Holland am Meer, Camping. Gestern Morgen standen ein paar von uns Männern um sein Auto und fachsimpelten, wie der Grill am besten zu verstauen wäre. Gesetzt war das: der rostfreie „Multipower-Garomator“ mit extra Brennkammer und mobilem Kamin kommt als erstes in den Kofferraum. Es war noch Platz für den Grillkoffer, Grillbier, eine Tasche – und Schluss.

Pickepackevoll die Kiste. Als Jürgens Kleiner nach seinem Fußball rief, erhielt er zur Antwort, man könnte auch alles übertreiben und für die drei Tage einen Ball mitnehmen . . .

Jürgen macht am Grill alles. Auseinanderhalten kann man das Ergebnis später auf dem Teller nicht. Glauben wir ihm, dann sind Wurst, Huhn, Pute, Lamm, Schwein, Rind, Lachs, ja, auch Scampis im Angebot. Zuletzt hat Jürgen nach anfänglichem Protest einen vegetarischen Bratling gegrillt und kurz mit einem Schuss Grillbier abgelöscht.

Standard ist hingegen das geröstete Brot mit Kräuterbutter, die Evi, seine Frau und Assistentin an der Grillstation, so köstlich zubereitet. „Vorbereitet“, seziert Jürgen die Worte fein – weil die finale Form findet alles Grillgut auf der Holzkohle, die aufzulegen nur der Meister versteht.

Franz-Josef, der Nachbar zu Jürgens linker Hand, hat sich in dieser Saison bereiterklärt, die Telefonkette zu starten, wenn Jürgen an den Rost tritt. Dann werden schnell die Fenster geschlossen. Die Kinder wissen auch, was zu tun ist, sie kommen rein – schon alleine wegen der Stichflamme, wenn das Streichholz in die spiritussatte Kohle fliegt. Auch wenn es eigentlich sehenswert ist.

Einmal im Jahr müssen wir mitessen. Davor haben wir alle Angst. Aber jetzt ist erstmal Pfingsten, die Sonne scheint. Und Jürgen ist am Meer.

(Diese Glose hat Didier Marlier für sein Online-Magazin Mediapart ins Französische übersetzt)

 

Von Reitern, die Pilger treffen. Oder: „Jejrüßetseistemariavondrjnaden…“

Man ist erstaunt, wie viele Freunde das Glück der Welt doch auf den Rücken der Pferde suchen.

Wobei: Im Schiowunderland Aachen ist das ja eigentlich naheliegend. Und – das nur am Rande – Reiter werden immer gebraucht, wie der selige Loriot uns schon lehrte.

Auf alle Fälle durchmaß jüngst einer dieser Öcher Freunde auf einem morgendlichen Ausritt den hiesigen Forst und traf dabei auf eine Gruppe pilgernder Ureinwohner – auf der alten Schmugglertrasse Adamshäuschen – Moresnet.

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Man darf sich das so vorstellen, dass der eine, als die Sonne gerade durchs Gebüsch strahlte, hoch zu Ross in Richtung Aachen traversierte und dabei die eine oder andere Piaffe ins Unterholz schnitzte, während die anderen dem Herrn am Kreuz folgend Richtung Reisfladen und Kaffee schravelten. Die fromme Frauengruppe hinter dem Heiland betete aus tiefem Herzen das Öcher „Jejrüßetseistemaria- vondrjnaden“, die dazugehörigen Herren folgten in einigem Abstand und beteten, dass die Alemannia nicht absteigt.

Nun kamen Ross, Reiter und Pilger auf die gleiche Höhe, es nahte also die Begegnung, und die Männerpilgergruppe nahm sofort – weil sie sich wohl von oben beobachtet fühlte – die Litanei der voranschreitenden jebenedeiten Weiber auf – „…isdiefruchtdeinesleibesjesus…“

Das ging gut, bis ein Pilger aufblickte, prompt den Reiter erkannte und den anderen Männern zurief: „Oes, doe könt dr Päul!“ Um dann die einzigartige Frage zu stellen: „Wat mach’s Du denn hier in der Wald?“ Worauf Päul, der in Wirklichkeit natürlich nicht Päul heißt, sagte: „Ich reite dadurch.“

Erste Unmutsbekundungen nebst bösen Blicken der betenden Schwestern vorne – „Ehreseidemvaterundemsohneundemheilijenjeist“ – waren Warnung genug und riefen die Männer zur Andacht.

Aus der Reihe „Jroße Öcher Dialoge“:
„Wat mach’s Du denn hier in der Wald?“ – „Ich reite dadurch.“

Der Reitersmann wiederum hatte aber auch noch eine Frage an die Landsmänner und rief aus der Höhe: „Und wofür seid ihr euch am Beten?“ „Pst!“, kam von gleich mehreren Frauen aus der langsam sich entfernenden Gruppe, da drehte sich ein Mann noch mal um und sagte: „Domet du net van dat Peäd fälls'“ und setzte wieder inbrünstig und ansatzlos ein: „Wieamanfangsoauchjetzunallezeituninewischkeitamen.“

 

„Wir sind am Absteijen, und du bis‘ in eine Tour Würs’jen am Fressen!“

(Diese Tivoli-Geschichte, die vom Leid der Alemannia-Fans in den zurückliegenden Jahren erzählt, gehört zu den am besten geklickten 7uhr15-Storys. Ich habe sie schon oft verschickt und vorgetragen. Deshalb steht sie hier vorne, auch wenn sie aus dem Oktober 2011 ist.)

Es ist wahrlich nicht zum Lachen mit dem örtlichen Fußballverein, aber so ist das Leben. Du gewinnst mit dem Club, du verlierst mit ihm. Und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Und an Abstieg wollen wir aus unterschiedlichen Gründen gar nicht denken!

Nun wollen wir an dieser Stelle nicht in die Analyse des Grottenkicks gegen den FSV Frankfurt einsteigen, das sollen Leute tun, die mehr davon zu verstehen glauben.

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Nein, es gilt eine kleine Episode am Rande zu erzählen, eigentlich eine Art Fortsetzungsroman, weil ja schon in der Vorsaison das eine oder andere Schlaglicht auf den Opa und seinen Enkel, die eine Reihe vor uns auf dem Tivoli sitzen, gefallen ist.

Also von dem Opa, der mit seinen beiden gleichaltrigen Kumpels und seinem Marvin da hockt und philosophiert und schimpft und bökt und dem es anfangs noch egal war, dass sein kleiner Enkelknubbel auch während des Spiels ständig unterwegs war, um sich in einer bewundernswerten Ausdauer Lebensmittel in flüssiger, fester, frittierter und bepuderzuckerter Form zu besorgen. Und wenn Opas Kumpel fragte, wo denn der Marvin wäre, kam die großartige Antwort: „Deäissichenewursamholen!“ Wir erinnern uns.

Die Stimmung begann zu kippen – auch das wurde an dieser Stelle dokumentiert -, als nach ein paar erfolglosen Partien in der letzten Saison ausgerechnet nach dem Siegtor von Erzgebirge Aue auf dem Tivoli Marvin um die Karte bat, um sich die zweite Wurst zu organisieren. Da schnauzte ihn der Alte barsch an: „Wat? Schonwidderenewurs‘! Ichjlaubdatsdunurhierkommsfürzefressen!“

Am Freitag dann die Fortsetzung. Marvin war wie immer gut in Form, stapfte mehrfach die Stufen von und zu Reihe 20 rauf und runter, immer neu bepackt und mit dicken Backen, als sein Opa – völlig fertig nach dem gerade gefallenen 1:3 – dem quasi zeitgleich vom Versorgungsposten Heimkehrenden entgegen brüllte: „Wir sind hier am Absteijen – und du bis in eine Tour Würs’jen am Fressen!“

Auch für Marvin hoffen wir an dieser Stelle, dass unsere Alemannia nicht absteigt!

Die (sicherlich wahre) Geschichte vom kleinen Antonius von Rothe Erde

Dieses Bild fiel mir dieser Tage noch mal auf dem Handy in die Hände. Das kleine Rathaus und das große Rathaus. Groß und klein, „dr Vadder än singe Klenge“, schoss es mir durch den Sinn, und sofort erinnerte ich mich an eine Geschichte, die mein Opa immer erzählte und von der ich immer noch glauben möchte, dass sie sich so zugetragen hat.

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Sie spielt in Rothe Erde in lange zurückliegenden Tagen, und zwar in der dortigen Pfarrkirche St. Barbara. Und sie berichtet von einem Mann, einem Original, den mein Opa immer Klöss nannte, und der wohl seinen Job im Hüttenwerk verloren hatte. Als Klöss den Pastor beim Bierchen traf und dem frommen Mann von seinem Schicksal erzählte, gab der ihm den Rat, in der Kirche den Heiligen Antonius anzubeten. Christjläubije Leser wissen: Antonius hilft, Verlorenes wiederzufinden.

Klöss hielt nicht viel von derlei Ratschlägen, hatte aber Zeit, ging also in die Kirche, stellte sich vor die Antoniusfigur unter der Orgel, richtete sich auf, holte sein Sonntagsdeutsch heraus und sagte: „Juten Morjen, hellije Antonius, kannste mich neu Werk besorjen?!“ Er tat das ein wenig schroff, überlegte kurz und schob ein höfliches „Jefälligs“ hinterher, was dem hochdeutschen „Bitte“ je nach Betonung nahe kommt.

Der Küster, der diesen Auftritt unbemerkt mitbekommen hatte, war auch eine Woche später wieder da, als Klöss – etwas energischer – zurückkehrte. „Hür, Antonius! Wie is dat mit meine neue Stelle?“ Es sprach eine gewisse Ungeduld aus seinen Worten.

Mein Opa ließ dann den Küster einen dritten Besuch von Klöss belauschen, und diesmal soll es dann rustikal zur Sache gegangen sein, diesmal auch eher noch hochdeutscher: „Pass op, Tüen, wenn Du mich bis nächste Woche Mi’woch kein Werk jesucht has‘, hau‘ ich Dich von deä Sockel!“

Als der Küster dem Pastor die Geschichte erzählt hatte, kam der auf eine glorreiche Idee. In Sorge um die große und wertvolle Statue fiel ihm ein, dass in der Sakristei noch eine kleine Antonius-Figur stand. Die stellte der Küster nun an besagtem Mittwochmorgen auf, versteckte sich und wartete auf Klöss.

Der tatsächlich wutschnaubend anrollte, sich vor dem kleinen Antonius aufbaute und sagte: „Wo is‘ deine Vater?“ Worauf der Küster aus dem Versteck rief: „Dich Arbeit suchen!“ Klöss soll das beruhigt haben. Zumindest für eine Woche…

Rammenasse – notfalls einfach mit Bier „erunterwürjen“

Die markantesten Spielorte echten Öcher Lebens sind seltener die Tempel und Paläste, nein, auf der Straße ist der Kaiserstädter, wie er eben ist.

Wir sind auf dem Wochenmarkt in Burtscheid, kaufen unsere Steinpilze und ein paar Blättchen Feldsalat, da tut sich rechts Bewegendes. Ein Herr älteren Alters – schnell wird sich herausstellen, dass er ein Eingeborener ist – fragt die Marktfrau, die ebenfalls mit Pauwasser getauft ist, „ob die Dinger wat taugen“?
„Wat för Denger“, fragt sie zurück, und er deutet auf das taufrische Rettichgemüse, das in allen Farben und Schattierungen aus der Kiste lacht. „Die Rammenasse“, sagt er. Und sie erwidert: „Dat kannst wahl jlöive!“

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Fortan wird gefachsimpelt über die Kraft der Wurzel, sie hat sich zuletzt „e Rammenässjen jejönnt“, als der Husten ein lästiger Begleiter war, „dat hat jeholfen“. Und die Kollegin wirft ein, dass „dr Rettisch an sisch ja eijentlich Medizin is'“ – Originalwort: „Da kannste dich dr Penizillin spare!“ Von hinten beteiligt sich ungefragt eine bislang unbeteiligte Käuferin: „Deä is auch jut für de Verdauung.“ Und dem Mann entfleucht ein trockenes „Futzwurzel“!

Da kannste dich dr Penizillin spare!

Man spricht noch dieses und jenes über die Pflanze, die hier im Scheinwerferlicht der Burtscheider Freitagsmorgenssonne liegt – schleimlösend, harntreibend, blutreinijend – und erfährt, dass schon „de alten Äjüpter damit de Püramiden jebaut haben“ – (hä?). Es geht so weiter, bis der Herr schließlich drei ordentliche rote Prügel einkauft und mit besten Empfehlungen davonschlurft.

Was er nicht mitbekommt, ist das Gespräch danach am Stand. „Än wat maaht heä nu met de Rammenasse?“, fragt die eine Verkäuferin, die eben noch „feine Streifen mit wat Salz und ene Brezzel“ empfohlen hatte, die andere. Und die verzieht das Gesicht und sagt: „Ene Salat! Aber dat hatt‘ ich sofor‘ jedach‘, wie ich dem sah.“ Zur Bestätigung für so wenig Einfallsreichtum rundet die Kollegin das am Marktstand gepflegte Bild vom Manne ab: „So sind se, de Herren, die würjen alles mit Bier erunter!“

Vür liere Öcher Platt – Schimpfwörter! Die Grundausstattung.

(„Vür liere Öcher Platt!“ Die legendäre Serie mit Karl Allgaier hat eine eigene Kategorie „Öcher-Platt-Schule“ – zum Schnellerfinden. Hier die bestgeklickte Folge) 

Wenn mein Opa sauer auf mich war, dann war ich flott „ene Klüttekloes“, was vornehme Aachener als Kohlen-Klaus übersetzen mögen, womit aber eindeutig ein Tölpel oder Tuppimann gemeint war.

Und meine Mutter nannte mich nicht nur einmal „ene Hoddelekriemer“. Was wohl mit meiner leidlich ausgeprägten Leidenschaft für das Aufräumen, die mich bis zum heutigen Tag begleitet, zu tun hatte.

drkarl

Kluet (Tölpel), Eäsel (eben der), au Schatull (alte Hexe), kollije Natur (Klappergestellt), Schöppebuur (gewöhnlicher Mann vom Land, geht auch Stadt), Breijmul (Großmaul), Brejchmeddel (Brechmittel), Knoterpott (grantiger Zeitgenosse), Krentekööl (Korinthenkacker), voolversoufe Kouh (Freund des Alkohols)… – es gibt so wunderbare Schimpfwörter im Öcher Platt.

Grund genug für dr Karl, unseren Platt-Lehrer Karl Allgaier, hier im Heimat-Blog den wunderschönen Öcher-Platt-Kurs fortzusetzen. (Erstmalig im April 2011 veröffentlicht.)

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*** Bisher in dieser Serie erschienene Podcasts:

Öcher Platt Schnupperkurs (3): Verben konjugieren

Öcher Platt Schnupperkurs (2): die Familie

Öcher Platt Schnupperkurs (1): die Zahlen

***Info: Dr. Karl Allgaier, dr Karl also, Sprachwissenschaftler durch und durch, ist im Brotberuf als Direktor der Bischöflichen Akademie schon ein gefragter Mann, ist so ganz nebenbei leidenschaftlicher, quasi examinierter und mit allen Tücken der Kunst beschlagener Öcher Platt-Experte. Und Mitherausgeber des Neuen Aachener Sprachschatzes.
Wir versuchen das einfach mal, vür liere Öcher Platt. Und wir haben vor drei Wochen den Startschuss gegeben.