Das Aachen-Blog

Thouet-Preis (2) – die Dankesrede

Wir wohnten immer unter einem Dach, meine Familie und meine Großeltern. Mein Bruder und ich sind in Opas Garten groß geworden. Oft genug kamen unsere drei Vettern. Es war eine idyllische Kindheit. Und unser Opa war immer da. Ohne Tamtam, ohne Buhei. Er machte sein Ding, und wir machten mit. De Stroeß kehre, de Ädäppel uusmaache, Äppel plöcke, Bunne planze, en Stang Purree eruusriiße, de Duvve fuere, än sich dann des Noehmeddes dr Ruesekranz beäne – richtig gehört, reflexiv: sich der Rosenkranz beten, der Öcher trinkt sich auch jerne ein Tässchen Bohnenkaffee.

Sich der Ruesekranz beäne, ja, so war das in meiner Kindheit.

Das Rosenkranzgebet mit Oma und Opa in der Küche. Doe löüft et mich hü noch iiskoet dr Röck erav. Dieses abendliche Ritual war ein Erlebnis für uns Kinder. Diese Ruhe, diese Litanei, das „Jejrüßet seist Du, Maria Vollderjnaden“. Ich habe jahrelang geglaubt, dass es sich dabei um den Nachnamen von der Maria handelte: Vollderjnaden. Maria, Mutter Jottes, jeborene Vollderjnaden.

Wir haben auch jahrzehntelang zuhause und in den von uns heimgesuchten Pfarrkirchen St. Severin und St. Barbara (Ieledörp än Ru Eäd) und bei allen Kommilijonen und Beerdigungen erklärt, „dat ich nich‘ würdig bin, dat Du einjehest unter meinem Dach“. Und Weihnachten sang man bei uns zuhause aus vollen Rohren im heimeligen „Leise rieselt der Schnee“ die schöne Zeile: „Kurt, der Engel, erwacht…“ Ku-hurt – jebräuchlicher Öcher Männervorname mit zwei Silben: Ku-hurt.

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