Das Aachen-Blog

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„Wir sind am Absteijen, und du bis‘ in eine Tour Würs’jen am Fressen!“

(Diese Tivoli-Geschichte, die vom Leid der Alemannia-Fans in den zurückliegenden Jahren erzählt, gehört zu den am besten geklickten 7uhr15-Storys. Ich habe sie schon oft verschickt und vorgetragen. Deshalb steht sie hier vorne, auch wenn sie aus dem Oktober 2011 ist.)

Es ist wahrlich nicht zum Lachen mit dem örtlichen Fußballverein, aber so ist das Leben. Du gewinnst mit dem Club, du verlierst mit ihm. Und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Und an Abstieg wollen wir aus unterschiedlichen Gründen gar nicht denken!

Nun wollen wir an dieser Stelle nicht in die Analyse des Grottenkicks gegen den FSV Frankfurt einsteigen, das sollen Leute tun, die mehr davon zu verstehen glauben.

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Nein, es gilt eine kleine Episode am Rande zu erzählen, eigentlich eine Art Fortsetzungsroman, weil ja schon in der Vorsaison das eine oder andere Schlaglicht auf den Opa und seinen Enkel, die eine Reihe vor uns auf dem Tivoli sitzen, gefallen ist.

Also von dem Opa, der mit seinen beiden gleichaltrigen Kumpels und seinem Marvin da hockt und philosophiert und schimpft und bökt und dem es anfangs noch egal war, dass sein kleiner Enkelknubbel auch während des Spiels ständig unterwegs war, um sich in einer bewundernswerten Ausdauer Lebensmittel in flüssiger, fester, frittierter und bepuderzuckerter Form zu besorgen. Und wenn Opas Kumpel fragte, wo denn der Marvin wäre, kam die großartige Antwort: „Deäissichenewursamholen!“ Wir erinnern uns.

Die Stimmung begann zu kippen – auch das wurde an dieser Stelle dokumentiert -, als nach ein paar erfolglosen Partien in der letzten Saison ausgerechnet nach dem Siegtor von Erzgebirge Aue auf dem Tivoli Marvin um die Karte bat, um sich die zweite Wurst zu organisieren. Da schnauzte ihn der Alte barsch an: „Wat? Schonwidderenewurs‘! Ichjlaubdatsdunurhierkommsfürzefressen!“

Am Freitag dann die Fortsetzung. Marvin war wie immer gut in Form, stapfte mehrfach die Stufen von und zu Reihe 20 rauf und runter, immer neu bepackt und mit dicken Backen, als sein Opa – völlig fertig nach dem gerade gefallenen 1:3 – dem quasi zeitgleich vom Versorgungsposten Heimkehrenden entgegen brüllte: „Wir sind hier am Absteijen – und du bis in eine Tour Würs’jen am Fressen!“

Auch für Marvin hoffen wir an dieser Stelle, dass unsere Alemannia nicht absteigt!

Rammenasse – notfalls einfach mit Bier „erunterwürjen“

Die markantesten Spielorte echten Öcher Lebens sind seltener die Tempel und Paläste, nein, auf der Straße ist der Kaiserstädter, wie er eben ist.

Wir sind auf dem Wochenmarkt in Burtscheid, kaufen unsere Steinpilze und ein paar Blättchen Feldsalat, da tut sich rechts Bewegendes. Ein Herr älteren Alters – schnell wird sich herausstellen, dass er ein Eingeborener ist – fragt die Marktfrau, die ebenfalls mit Pauwasser getauft ist, „ob die Dinger wat taugen“?
„Wat för Denger“, fragt sie zurück, und er deutet auf das taufrische Rettichgemüse, das in allen Farben und Schattierungen aus der Kiste lacht. „Die Rammenasse“, sagt er. Und sie erwidert: „Dat kannst wahl jlöive!“

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Fortan wird gefachsimpelt über die Kraft der Wurzel, sie hat sich zuletzt „e Rammenässjen jejönnt“, als der Husten ein lästiger Begleiter war, „dat hat jeholfen“. Und die Kollegin wirft ein, dass „dr Rettisch an sisch ja eijentlich Medizin is'“ – Originalwort: „Da kannste dich dr Penizillin spare!“ Von hinten beteiligt sich ungefragt eine bislang unbeteiligte Käuferin: „Deä is auch jut für de Verdauung.“ Und dem Mann entfleucht ein trockenes „Futzwurzel“!

Da kannste dich dr Penizillin spare!

Man spricht noch dieses und jenes über die Pflanze, die hier im Scheinwerferlicht der Burtscheider Freitagsmorgenssonne liegt – schleimlösend, harntreibend, blutreinijend – und erfährt, dass schon „de alten Äjüpter damit de Püramiden jebaut haben“ – (hä?). Es geht so weiter, bis der Herr schließlich drei ordentliche rote Prügel einkauft und mit besten Empfehlungen davonschlurft.

Was er nicht mitbekommt, ist das Gespräch danach am Stand. „Än wat maaht heä nu met de Rammenasse?“, fragt die eine Verkäuferin, die eben noch „feine Streifen mit wat Salz und ene Brezzel“ empfohlen hatte, die andere. Und die verzieht das Gesicht und sagt: „Ene Salat! Aber dat hatt‘ ich sofor‘ jedach‘, wie ich dem sah.“ Zur Bestätigung für so wenig Einfallsreichtum rundet die Kollegin das am Marktstand gepflegte Bild vom Manne ab: „So sind se, de Herren, die würjen alles mit Bier erunter!“

Und mit einem Mal ist sie da: die Frau des Trainers

Nur kurz und am Rande: Fußballplatz, Samstagmorgen, Kinderfußball, in gewisser Weise wiederholen sich die Erlebnisse mit den Eltern und den Trainern, die sich so liebevoll um die F-Jugendkicker dieser Region kümmern, doch diese Geschichte muss erzählt werden.

Lassen wir den Namen des gastgebenden Vereins mal außen vor, sagen wir im weitesten Sinne FC Städteregion: Wir fokussieren uns heute mal voll und ganz auf den Trainer, der eine mächtige Erscheinung mittleren Alters ist, ein Fünftagebartgesicht, ein Stuppikastenalleinetrinkerbauch, darüber spannt ein ärmelloses Shirt, doch dafür ist er vom Fach. Vom Rand feuert er die Acht- und Neunjährigen an, fordert sie auf, „gegen den Ball zu arbeiten“, „die Scheiß-8 zu doppeln“ oder aber „schneller zu verschieben“… Seinen Jungs ist das egal.

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Und so stehen sie dann auch in der Pause um den Vulkan von Trainer herum, schauen ihm dabei zu, wie er wild gestikulierend die Innenverteidigung umbaut und dem Torwart erklärt, dass er endlich mal wachwerden soll!

Womit keiner rechnen konnte – auch der Trainer nicht – ist der Auftritt seiner Frau, die so aussieht, wie man sie sich vorgestellt hat, so auftritt, wie man es vermutet hätte: laut, präzise, klar. Ratzfatz bahnt sie sich einen Weg durch die Spielerchentraube, baut sich vor dem Koloss auf und faucht ihn an. Aber in Worten, die niederzuschreiben sich eher keiner traut. Leider ist nicht alles zu verstehen, es geht auf alle Fälle nicht um die Jungs, nicht um den Fußball, es ist sehr privat.

Er schiebt sie beiseite, sie baut sich wieder vor ihm auf und was sie dann sagt, können alle auf dem Platz verstehen, weil es so scharf geschossen ist, wie er sich den nächsten Elfer seiner F-Jugend wünscht: „Und dat eine sag‘ ich Dich“, hebt sie an, und mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand deutet sie zunächst auf die eigenen, dann auf seine Auge, „dat sag ich Dich: Kuck mich an, wenn ich mit Dich sprech!“

Sie entschwindet, die Jungs sind schockgefroren, der Trainer entthront, entmachtet, ermattet, erschlagen.

Ratet mal, wer dieses Spiel haushoch gewonnen hat?!

Warte, ich hol‘ mein Zeugnis!

Das eigentlich Schöne ist doch die Verklärung des Vergangenen. Und wie verblüffend es wirken kann, wenn wir auf einmal mit dem ungeschönten Damals konfrontiert werden.

Eine gute Freundin erzählte jetzt von einer Auseinandersetzung mit der heranwachsenden Tochter über das schöne Thema Schule, schulische Leistungen, solche Sachen – und dass früher die Paukerei auch kein Zuckerschlecken war. Damals, in der schweren Zeit.

Man zoffte, man stritt, die Mutter lief zu Höchstform auf, weil sie sich doch arg von ihrer Tochter provoziert fühlte. Von wegen: als ob Du besser in der Schule warst!

Und dann stapfte sie los…

Wart’s ab, Kind! Und in tiefster Überzeugung stieß die Mutter dann diesen bedeutungsschweren Satz heraus, der ungefähr so ging: „Warte, ich hol‘ mein Zeugnis!“ Und stapfte los.

Wer sie kennt, hat noch mehr Spaß an der Geschichte, weil sie – tausendprozentig! – komplett zielstrebig die Treppen hochgerannt ist, die Schublade auf- und die sauber abgelegte Mappe, die das Vergangene in sich barg, herausgerissen hat. „Und dann hab ich geguckt“, erzählte unsere Freundin am Wochenende, „und dann hab ich noch mal geguckt, dann habe ich die Mappe zugeschlagen, zurück in die Schublade gelegt und bin runtergegangen. Ich hab‘ mein Mädchen umarmt und gesagt: Alles ist gut, mein Schatz. Du bist mein Kind!“

In diesem Sinne: Schöne Ferien zusammen!

Was soll ich ihr schenken? Hein Engelhardt hat eine gute Idee…

Heute ist der Meister der Öcher Mundart mal wieder an der Reihe und öffnet für uns ein Türchen im Adventskalender. 2011 hat er das schon einmal gemacht.
hein Der wortgewaltigste, tiefgründigste und einfühlsamste unter den Heimatdichtern hat ein paar grundsätzliche Gedanken zur Adventszeit formuliert. Heute wird es handfest. Und das im Wortsinn!

Denn wie viel Qual erleidet er, wenn sie unter dem Weihnachtsbaum sein Geschenk auspackt! Ist es das richtige? Erkennt sie, wie viel Mühe er sich diesmal gegeben hat? Die Frage aller Fragen: Gefällt es ihr?
Heins Frau fragt nach anfänglicher Zustimmung auch gerne mal nach dem Kassenbon – von wegen Umtausch. Wenn der Öcher diese Geschichte erzählt, bekommt sie herrlichen Charme.

Und bei Hein Engelhardt klingt das Gedicht „Wat sall ich schenke?“ dann so – hier klicken!

Den Text zum Gedicht gibt es auf Seite 2

Ein Bild aus Kornelimünster. Ein Bild für die Geschichtsbücher.

Ein Foto, als wäre es aus einem Geschichtsbuch geklaut. Oder? Drei Männer, Helden am Ende, richten eine stolze Fahne auf, ein historischer Ort, man erkennt es auf einen Blick. Ein epochales Werk von Kraft, Stärke und Bedeutung.

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Genau. Jochen Vecqueray hat dem Aachen-Blog dieses Foto überlassen. Denn es zeugt tatsächlich von großen Taten: Die Korneliusfahne wird am Samstag von Vertretern des Kirchenvorstandes und von Eintracht Kornelimünster einträchtig im Schatten der Propsteikirche errichtet. Auf dem Dach des Glühweinstandes des örtlichen Weihnachtsmarktes. Das sei nun für immer an dieser Stelle dokumentiert.

Ach so, Weihnachtsmarkt in Kornelimünster ist schon vorbei. Glühwein lecker. Fahne wehte stolz.

Die Bürger packen an, die Burg Frankenberg strahlt in neuem Glanz

Eine beeindruckende Arbeit. Keine Frage, eine Arbeit mit weitreichenden Folgen und einem großartigen Echo. Wer das Glück hatte, am Samstag Augen- und Ohrenzeuge der Eröffnung der Burg Frankenberg nach gut anderthalbjährigen Umbauarbeiten sein zu können, hat sich bereits davon überzeugt. Die Frankenbu(e)rger haben sich, gemeinsam mit ihren Partnern bei Stadt und Land und unterstützt von freundlichen Sponsoren, selbst übertroffen.

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Fotos: Andreas Steindl

Selbst wer noch nie zuvor in der Burg Frankenberg war (was an sich schon ein Skandal wäre ;-)) wird nach einem Rundgang durch das grundsanierte und völlig neu blinkende und blitzende Ritterhaus staunend feststellen, „dat dat aber wohl sehr schön hier is'“. Allein das neu hergerichtete Dachgeschoss (Foto) ist einen Besuch wert.

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Wer das historische Gemäuer allerdings vorher kannte, wird komplett begeistert sein. Was aus dem doch mächtig in die Jahre (naja, so runde 750 sind es ja tatsächlich) gekommenen Gemäuer durch den Tatendrang und die Tatkraft der Bürger und die versierte Planung und Hand der Fachleute nun bewerkstelligt wurde, das ist phantastisch. Ein Musterbeispiel dafür, dass es sich lohnt, die Initiative zu ergreifen.

Ein Bürgerzentrum steht nun mitten im Frankenberger Viertel, das als buntes Quartier ja an sich schon ein feines Stück Aachen ist. Aber nun wird dort noch mehr entstehen. In der Burg, im stolzen Haus über dem Frankenberger Park, wird fortan gefeiert, getagt, ausgestellt und vorgeführt, es wird sogar getafelt und geheiratet (oder umgekehrt). Das Standesamt, hat der Oberbürgermeister am Samstag gesagt, kriegt dort ein ganz offizielles Zimmer (Foto).

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Den Frankenbu(e)rgern sei ein Loblied gesungen, mindestens so laut wie der Minnesang, der sicherlich in dieser Burg im Mittelalter durch den Hof bis ans Turmfenster der Angebeteten hallte.

Wer mehr über die Burg wissen möchte, über die Frankenbu(e)rger, ihre Pläne und Ziele, der schaut hier vorbei:
www.frankenbuerger.de

AZ und AN berichteten und berichten ausführlich. Und die WDR-Lokalzeit war auch in der vorigen Woche vor Ort.

Und dann haust Du die Blumen direkt in den Büll mit Erde – dat blüht!

Zugegeben, es ist nicht in Aachen entstanden, dieses Bild. Aber es weckt beim Öcher wegen seiner Ader, gewisse Aufgaben des Lebens pragmatisch zu lösen, gleich spontane und allerhöchste Sympathie. Deshalb taucht es also nun hier auf:

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Warum auch kompliziert, wenn es einfach geht?! Kaufste Dir nen Sack Blumenerde und ein paar Gartenkräuter, schmeißt den Sack auf die Terrasse, wahlweise Fensterbank oder ins Büro, machst mit der Bastelschere den Weg durch die Folie zur nährstoffreichen Muttererde frei, haust die Pflanze in den Büll: fertig! Und sieht auch noch gut aus. Und blüht wie Sau!

Nie wuchsen die Blümchen schöner! Nie gab es einen flotteren Gesprächseinstieg mit allen Gästen, die vorbeikommen. Nie zückten Freunde schneller das Handy, um derlei ungewöhnlichen und praktischen Blumenschmuck zu fotografieren.

Auflösung: Die Kanalschiffer auf dem Londoner Regent’s Canal nutzen auf ihren kleinen Booten diesen platz-, zeit- und topfsparenden Weg des Anbaus! Lazy und easy gardening. Kleine Randbemerkung: Die Engländer sind für ihre schönen Gärten ja auch weltweit bekannt.