Das Aachen-Blog

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So klingt das Weihnachtsevangelium in der Sprache der Heimat. Schönn!

Und so öffnen auch wir Öcher das 24. Türchen am Adventskalender. Und siehe da: Einer der wenigen Evergreens (eigentlich der einzige), die es auf dem Aachen-Blog 7uhr15.ac gibt, verbirgt sich dahinter. Die Weihnachtsgeschichte, das Evangelium nach Lukas, das der Heimatdichter Hans Kals so meisterhaft übersetzt hat, taucht auch in diesem Jahr am 24. Dezember wieder auf.

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Mit meinem Freund Uwe Brandt habe ich vor Jahren die schönste aller Geschichten eingesprochen – viel Freude dabei!

Ich wünsche Euch allen e jlöckselig Chressfess, fiert schönn, kloppt üch net än maaht nüüs kapott!

 

Die (sicherlich wahre) Geschichte vom kleinen Antonius von Rothe Erde

Dieses Bild fiel mir dieser Tage noch mal auf dem Handy in die Hände. Das kleine Rathaus und das große Rathaus. Groß und klein, „dr Vadder än singe Klenge“, schoss es mir durch den Sinn, und sofort erinnerte ich mich an eine Geschichte, die mein Opa immer erzählte und von der ich immer noch glauben möchte, dass sie sich so zugetragen hat.

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Sie spielt in Rothe Erde in lange zurückliegenden Tagen, und zwar in der dortigen Pfarrkirche St. Barbara. Und sie berichtet von einem Mann, einem Original, den mein Opa immer Klöss nannte, und der wohl seinen Job im Hüttenwerk verloren hatte. Als Klöss den Pastor beim Bierchen traf und dem frommen Mann von seinem Schicksal erzählte, gab der ihm den Rat, in der Kirche den Heiligen Antonius anzubeten. Christjläubije Leser wissen: Antonius hilft, Verlorenes wiederzufinden.

Klöss hielt nicht viel von derlei Ratschlägen, hatte aber Zeit, ging also in die Kirche, stellte sich vor die Antoniusfigur unter der Orgel, richtete sich auf, holte sein Sonntagsdeutsch heraus und sagte: „Juten Morjen, hellije Antonius, kannste mich neu Werk besorjen?!“ Er tat das ein wenig schroff, überlegte kurz und schob ein höfliches „Jefälligs“ hinterher, was dem hochdeutschen „Bitte“ je nach Betonung nahe kommt.

Der Küster, der diesen Auftritt unbemerkt mitbekommen hatte, war auch eine Woche später wieder da, als Klöss – etwas energischer – zurückkehrte. „Hür, Antonius! Wie is dat mit meine neue Stelle?“ Es sprach eine gewisse Ungeduld aus seinen Worten.

Mein Opa ließ dann den Küster einen dritten Besuch von Klöss belauschen, und diesmal soll es dann rustikal zur Sache gegangen sein, diesmal auch eher noch hochdeutscher: „Pass op, Tüen, wenn Du mich bis nächste Woche Mi’woch kein Werk jesucht has‘, hau‘ ich Dich von deä Sockel!“

Als der Küster dem Pastor die Geschichte erzählt hatte, kam der auf eine glorreiche Idee. In Sorge um die große und wertvolle Statue fiel ihm ein, dass in der Sakristei noch eine kleine Antonius-Figur stand. Die stellte der Küster nun an besagtem Mittwochmorgen auf, versteckte sich und wartete auf Klöss.

Der tatsächlich wutschnaubend anrollte, sich vor dem kleinen Antonius aufbaute und sagte: „Wo is‘ deine Vater?“ Worauf der Küster aus dem Versteck rief: „Dich Arbeit suchen!“ Klöss soll das beruhigt haben. Zumindest für eine Woche…

„Ich mach‘ ers‘ noch deä Herr fertisch!“

Wir sprachen dieser Tage unter Kollegen über die mitunter erfrischend direkte Art der Öcher Kommunikation. Was dem Zugereisten in unserer Runde aufgefallen ist – ganz Mann des Wortes – und was er nun zum Besten gab, ist die Gabe der Aachener, „komplexe Zusammenhänge verkürzend, aber treffsicher darzustellen“, wie er sich ausdrückte.

Und ich dachte sofort, wie viel Poesie und Worte in anderen Regionen wohl darauf verwendet werden müssen, wenn einem etwas unsagbar leid tut, wenn also das Mitgefühl kaum zu beschreiben ist. Der Öcher sagt dann „Och härrm“ und erschließt sich mit diesen zwei Worten den ganzen Kosmos der Anteilnahme.

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Mittags gingen wir mit den Kollegen „’n Tässjen Kaffee trinken“, also essen. Wir verfolgten zielstrebig die Absicht, die ungeahnten Möglichkeiten des neuen Bäcker-Edelimbisses um die Ecke zu testen und standen nun in der Schlange. Genau, jene Schlange, die in neuen Gaststätten, wenn sie denn attraktiv aufgemöbelt sind und gute Ware im Angebot haben, durchaus üblich ist. Wir standen eine Weile, und dann bestellten wir. Die junge Frau hinter der Theke sagte, was man auch ohne diesen Hinweis gesehen hätten, „tut mir leid, ich mach‘ das noch nich‘ lange!“ Und kurz darauf türmten sich vor uns jede Menge Speisen, allein der Verkäuferin fehlte die Zuordnung: welches Leckerchen für welchen Kunden?

Sie kramte es sich, und irgendwann war ich an der Reihe. Sie guckte kurz auf und sagte den phantastisch ökonomischen Satz, der keiner Erklärung bedurfte, weil er so wahr war: „Ach so, und dann sind Sie dr Tschickenbörjer!“ Genauso war es: ich, dr Tschickenbörjer. Alles war gesagt.

Abschließend nur das: Am Nachmittag holte ich mir im Supermarkt ein wenig Obst, Joghurt und – okay – Schokolade. An der Kasse angekommen, wurde mitten im Einscannundbezahlvorgang – wenn ich das so sagen darf – meine Kassiererin von einer Kundin angemault, was für leichte Irritation auf allen Seiten sorgte. Da sagte die Kassiererin den um Klarstellung angesetzten Satz, der mir im laufenden Kassiergeschäft tatsächlich die Vorfahrt einräumte und alles klar regelte: „Moment! Ich mach ers‘ noch deä Herr fertisch!“ Und genau so kam es dann auch.

 

Wenn „alte Leute“ megapeinlich sind

Es hätte schlimmer kommen können. Für meinen Freund Chris, der natürlich – wie Alex, der gleich noch Erwähnung findet – in Wirklichkeit ganz anders heißt. Ich würde sogar sagen, Chris hätte es viel, viel heftiger treffen können. Denn während mein Kumpel Alex jüngst von seiner pubertierenden Tochter als „megapeinlich“ bezeichnet wurde, ist Chris noch glimpflich davongekommen. Aber der Reihe nach.

Alex findet alles „geil“

Alex ist megapeinlich, weil er sich in seinem doch schon fortgeschrittenen Alter, also Mitte 40, eine jugendliche Ader bewahrt hat. Man erkennt das an seiner Kleidung, an seiner Frisur, seinem Gang – und an seiner Wortwahl. Alex findet alles Schöne seit einiger Zeit „geil“. Er fremdelt mit dem Wort, das hört man, aber er findet trotzdem alles „irgendwie geil“. Und das killt seine Tochter, wie sie sagt. Weil es eben „megapeinlich ist, wenn alte Leute cool quatschen wollen“. Echt blöd jelaufen, Alter, ey, Alex.

Gutes Stichwort. Denn Chris nun wiederum, Öcher Jong von feinstem Schrot und vor allem Korn, kann es absolut nicht leiden, dass seine Tochter, auch so 14, 15, ihn immer „Alter“ nennt. Würde sie „Aue“ sagen, käme er damit klar, weil unser gemeinsamer Freund Wolfgang (heißt auch anders, klar), immer im Freundeskreis jeden Satz mit, „verstehste, Aue?!“ beendet. Aue – das ist korrekt. Aber „Alter“ oder „ey, Alter“ findet Chris voll Kacke.

Der „Vollburner“

Als Wolfgang nun wiederum kürzlich die Töchter von Chris und Alex, die mit seiner Tochter im Kino waren, nach Hause fuhr, wurde er zwangsläufig Ohrenzeuge einer Unterhaltung über die anderen Väter. Wolfgang selbst war null Thema, weil er ja im Auto saß. Alex wurde von seiner Tochter – wie oben erwähnt – als „megapeinlich“ bezeichnet, und Chris kam – wie gesagt – mit einem blauen Auge davon. Er ist nämlich nach einhelligem Votum der Damen „zwar kein Vollburner, aber auch kein No-Go“.

Alter, geil ey, das sind so Momente, in denen auch steinalte Männer sich von innen Schrott lachen!

Ein Männlein, putzmunter, aber puterrot droht mir Prügel an. Aufm Kompostplatz.

Ich würde gerne noch ein paar Sätze aufschreiben, weil ich doch gestern auf dem Kompostplatz in Brand war. Wörter und Sätze waren früher auch kompostierbar, weil sie ja in der Regel auf Papier ausgegeben wurden. Aber darum geht es jetzt gar nicht, denn ich hatte ja in Wirklichkeit Gras im Kofferraum.

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Also Rasenschnitt jetzt, um schön präzise zu sein. Keine Erde aus Blumentöpfen und Balkonkästen, auch kein Baum- und Strauchschnitt, kein Reisig, erst recht keine gejäteten Unkräuter oder große Wurzeln mit Erdanhaftungen, nein, das wissen wir sauber auseinanderzuhalten, es war nur frischer Rasenschnitt. Gleich wenn man aufs Kompostplatzgelände kommt, vornean abzuladen, also da, wo alle hin wollen. Und auch deshalb war es diesmal ebenso bemerkens- wie berichtenswert.

Es war so gegen 10 Uhr, und ihr glaubt nicht, wer morgens um zehn mitten in der Woche Zeit hat, viel oder auch überhaupt keine Zeit hat, um den Kompostplatz anzufahren?! Genau, da waren sie. Aufm Weg zur Waschstraße noch mal eben „nach dr Jabco“, später dann noch „mit de Frau nach dr Aldi“. Aber hatten wir, hatten sie das eingeplant, was nun geschah? Ab der Autobahnunterführung standen wir Freunde der akkurat geschnittenen Buchsbaumhecke im Stau, stop and go bis zur finalen Grünschnittbox! Für nicht wenige eine nicht zu meisternde Herausforderung, jetzt mal nervlich gesprochen.

„Mitten in de Jartensaison“

Als der Erste hupte, weil er ein Ventil brauchte, um seiner Anspannung Herr zu werden, stimmte sogleich der Zweite ein. Der Dritte – direkt vor mir fahrend – hing plötzlich halb aus dem Fenster und brüllte etwas wie „Ihr seid doch beklopp‘, mitten in de Jartensaison!“ Als er weiterfuhr, konnte ich sehen, dass der Stau einerseits durch die Vielzahl der Rasenschnittanlieferer, andererseits aber auch durch einen Bagger an einer kleinen Straßenbaustelle verursacht wurde. Skandal: Baustelle vor Kompostplatz mitten in der Woche, mitten am Tag, eben mitten in der Hauptrasenschnittanlieferungsperiode!

Auf dem Terrain der bedauernswerten Kompostplatzbetreiber angelangt, gab es ein bemerkenswertes Wild-, ich bin versucht zu sagen, ein Krautundrübenparken zu bewundern, das dem sonst so heiligen und folglich stark ausgeprägten Ordnungssinn der meisten hier Grünschnitt anliefernden ADAC-Ehrenlorbeerkranzplakettenträger schwer entgegenstand. Auch jetzt ein Hupen und Getöse. Wer zu schnellen Bewegungen und Reaktionen in der Lage war, parkte hektisch ein, die anderen (die meisten) taten es langsam. Was wiederum nur die Geduldigsten der Nachkommenden ertrugen.

Und dann dreht er ab
Aufgeheitert wurden die Gelassenen unter den Genervten und Erhitzten durch wild ins Kraut schießende Wortgefechte. Als ich mein Auto verließ, um Richtung Rasenschnitt, also Richtung Kofferraum zu schreiten, blies mich ein putzmunteres, aber puterrotes Männlein, das ich bis dahin gar nicht gesehen hatte, weil es sich wohl unterhalb meines Autofensters bewegt hatte, von dort unten an: „Siehste nich‘, datste mich einjepark‘ has‘, du Tuppes!“ Ich wies auf die großzügige Lücke hin, die ihm zum Ausparken blieb, ließ ihn stehen, was ihm laut und deutlich missfiel, riet zur Besinnung und holte aus dem Kofferraum den grünen Sack, um ihn dort zu entleeren, wo es auch die anderen taten.

Einer hatte sich gerade am durch mehrtägige Lagerung schwer sabbernden Rasenschnitt mit den Worten „is‘ die Scheiße sickenass!“ sein feines hellblaues Hemd versaut, was er im Nachgang mit Worten bedachte, die ich nicht aufschreiben werde. Zwischenzeitlich war das Männlein wieder aufgetaucht und drohte mir Prügel an für den Fall, „datste nich‘ sofort die Karre wegsetz'“!

Ich bin ganz ruhig geblieben, habe den Hof ordnungsgemäß verlassen. Merke aber jetzt, dass es mir gut tut, ganz im Sinne des therapeutischen Schreibens das Erlebte kurz auf diesem Kompostplatz der Erinnerungen abzulegen.

Und Du stehst in diesem Tor…

Fotoalbum, Erinnerungen: ein Bolzplatz mitten in Aachen – und tausend Bilder im Kopf.

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Drei Stücke Holz, intelligent zusammengenagelt ergeben sie ein Fußballtor. Das steht auf einer holprigen Wiese, und doch ist es in der Phantasie der Jungs, die auf diesem Stück Erde dem Ball hinterherrennen und ihn in das simple Viereck zu dreschen versuchen, eine große Welt.

Ich war Norbert Nigbur, Schalke 04. Ich trug diesen himmelblauen Pullover im Tor, der seinen offiziellen Dienst am zweiten Tag meiner Kommillijonsfeierlichkeiten getan hatte. Dazu ein paar Wollhandschuhe und damals trug ich – abgesehen von den Koteletten – exakt die Frisur des schönsten Fliegers, der jemals von Pfosten zu Pfosten gesegelt ist. Nigbur, Welz, Kleff, Scholz, Maier, Burdenski: die Torhüter waren die großen Helden der Kindheit.

So ein Bolzplatz, so ein Tor, so eine blühende Phantasie. Ach ja, schön war’s schon!

Übrigens: Norbert Nigbur hat tatsächlich mal den Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit im Bundesligaspiel der Schalker in Bochum verpasst. Das war 1974. Zu der Zeit, in der der Bolzplatz unsere Heimat war.

Alter! Ich schwöre, Alter…

Ihr müsst Bus fahren, Leute! Viel mehr Bus fahren. Das ist Entertainment vom Feinsten.

Dieser Tage war es nicht zu umgehen, zu vermeiden, zu verhindern, einer kleinen Gruppe von Schülern bei ihren Wortfindungsübungen am frühen Morgen zuzuhören.

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All die Banalitäten dieses Gespräches sollen an dieser Stelle nicht wiederholt werden, das würde unnötig Zeit rauben. Und unsere Zeit ist ein kostbares Gut. Allerdings sei kurz die beste Passage erzählt, geht flott, die mehr ein Monolog des durch coole Anmerkungen am deutlichsten auffallenden Mädchens war.

Es ging wohl um einen jungen Lehrer – und der Satz klang ungefähr so: „Eh Alter, wie der aussieht, Alter, voll brech und so, Alter, und Alter, ich schwöre, hast Du mit dem schon mal gequatscht, Alter, gequatscht, eh?! Alter, wie der labert, Alter, voll komisch, Alter!“

Manchmal ist es wirklich schade, wenn man den Stop-Knopf drücken muss, weil das Ziel erreicht ist…

In diesem Sinne, Alter, schönen Start in die Woche, Alter. Und Alte auch!

Der Abend auf dem Katschhof

Das war ein wundervoller Abend auf dem Katschhof am Sonntag. Denn Aachen steht zusammen für Frieden und Miteinander. Vielfach wurde darüber berichtet und davon erzählt. www.aachen.de

Eine besonders aussagekräftige und emotionale Form hat der Fotograf Timo Heß gefunden, dessen Dokumentation hier gezeigt und empfohlen werden soll. Klickt bitte einfach auf das Bild.

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Aachen steht zusammen!

Also, unser Programm für Sonntag ist klar: Karlsfest, eine Runde durchs Rathaus, ein Karlswürstchen, danach Museumsfest im Centre Charlemagne, das ist wirklich sehenswert, weil es so vielfältige Weise so viel über unsere Stadt erzählt.

Und danach bleiben wir gleich am Katschhof, denn um 18 Uhr heißt es:

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Eine Feierstunde für Frieden und Toleranz. Und dafür stehen wir Öcher doch alle!