Monschau – Einruhr: 24,5 Kilometer, 660 Höhenmeter Anstieg, 800 Abstieg, der Weg anspruchsvoll, das Naturerlebnis verblüffend. Der Tag drauf Einruhr – Gemünd: 21 Kilometer, mitten im Rursee-Marathon unterwegs, durch das zerschossene Wollseifen, am Ende mit freundlichen Menschen, die eine Mitfahrgelegenheit anbieten, zurück nach Simmerath.
Eifelsteig – echt ein Erlebnis!
Der Eifelsteig im November, Anstieg nach Wollseifen: die zwei Buddys!
Zwei Tage unterwegs mit meinem Cousin Oli, was für ein Gefährte! Aber nicht nur er, sondern auch sein Möpp Buddy, eine reinrassige Promenadenmischung, ein Buddy eben, wie er im Buche steht. Also eigentlich bin ich unterwegs mit zwei Buddys, zwei guten Freunden, weit weg von Aachen, obwohl doch eigentlich so nahe dran. Erholsam, anstrengend, bezaubernd und schweißtreibend. Leute, macht diesen Weg, er lohnt sich – aber unterschätzt ihn nicht!
Die Wirtin im Fachwerkhof in Einruhr erzählt, dass der Eifelsteig das Geschäft belebt. Sogar im Fernsehzimmer hätten die Wanderer im Sommer übernachtet. Bei ihr gibt es am Abend Schweinemedaillons mit Kroketten und Salat für 12,40 Euro, ein Genuss nach einem solchen Wandertag. Der Eifelsteig, hat sie gesagt, werde von vielen Wanderern unterschätzt. Was sie schon für Blasen versorgt hätte…
Tag 1: Monschau von oben, der Anstieg nach Höfen, das Grünental, der „Tourmalet“ des ersten Tages, dieser böse Anstieg zum Weißen Kreuz, danach die Kniefederungsabfahrt nach Hammer. Hammerhart. Wir gehen sechseinhalb Stunden bis Einruhr, erreichen den Ort im Dunkeln. Es ist eben früh dunkel in den Eifeler Wäldern in diesen Tagen.
Unterwegs auf dem Eifelsteig zwischen Monschau und Gemünd: Die Staumauer der Urfttalsperre, Einruhr von oben, die Kirche in Wollseifen.
Sportschau im Hotel, Zustimmung für die klaren Worte, die der Bayern-Spieler Philipp Lahm an diesem Tag in der Süddeutschen über den Zustand seines Vereins findet. Ehrlichkeit ist nicht gefragt im Profifußball, Lahm kriegt die höchste Geldstrafe, die der Verein je verhängt hat. Überdenke meine Beziehung zum seit 44 Jahren heißgeliebten Verein, Oli auch…
Früh sind wir im Bett. Liegen, wunderbar. Wir sitzen im Bett, als Buddy nachts um gefühlte ein Uhr einen Spätheimkehrer im Hotelflur ausmacht: Randale in Einruhr. Aufruhr.
So einsam der erste, so gesellig der zweite Tag: Rurseemarathon. „Wer von Euch läuft Marathon“, fragt die Wirtsfrau beim Frühstück. Keiner zeigt auf, der dicke Bauch am Nachbartisch ordert die zweite Cola. Morgens um 9.
Ein Sonnentag, das verstärkt den Genuss. Schlangegehen und -stehen am Oberseerand bis zur Urftseestaumauer – Deutschland, naja, die Region bewegt sich. Die einen laufen Marathon, die anderen den halben, wieder andere schnaufen den Lauf, gehen geht auch. Da droht die Ankunft am nächsten Morgen.
Ein Erlebnis ist Wollseifen. Nach einigen fiesen Anstiegen liegt es in der Mittagssonne. Ein schauriges Stückchen deutsche Geschichte. Von den Alliierten bombardiert, weil die NS-Junkerschmiede Vogelsang in Sichtweite liegt. Über 100 Einwohner sterben in diesem kleinen Nest. Nach dem Krieg bauen die Menschen, die den Krieg überlebt haben, den Ort wieder auf, säen und ernten. Das geht ein gutes Jahr, dann wird der Ort einkassiert, die Menschen ausquartiert. Der Truppenübungsplatz entsteht, ein Jahr später steht die Kirche in Flammen. Auch das ist ein Stück deutsche Geschichte.
Die Etappe ist ein Traum, man kann wunderbar erzählen, reden, klönen, schwadronieren an solchen Tagen in solchen Tälern und solchen Weiten. Über das Auf und Ab des Lebens.
Auf dem Eifelsteig, der von Herzen zu empfehlen ist.
***Mehr lesen: Der Eifelsteig im Netz.
axel_j sagt:
Jaja, der Anstieg bis oberhalb der Staumauer hat’s in sich. Den Teil des Eifelsteigs sind wir auch schon gelaufen. Wunderschön.
Was für die warmen Tage im Frühjahr dann zu empfehlen ist, ist der Rheinsteig. Gerade das Stück zwischen Koblenz und St. Goarshausen. Freue mich auf euren Bericht 😉
10. November 2009 — 8:00
Oli Lindenau sagt:
Fällt mir gerade noch ein:
Exotische Tiere in der Eifel sind offenbar keine Seltenheit. Schließlich hat unsere Landlady aus Einruhr ja unlängst einen leibhaftigen Pinguin an einem der zahllosen Wasserläufe entdeckt.
Einfach unglaublich, die Eifel.
Und in nicht allzu ferner Zukunft entdecken wir dann den Rest…
Dein Oli
9. November 2009 — 14:25
Oli Lindenau sagt:
Mein lieber Cousin,
das waren zwei sehr schöne Tage mit Dir. Danke dafür.
Es fing ja auch schon alles so gut an:
„Edding-Power-Sprüche“ am Bushof in Simmerath wie „Ich will endlich 16 sein“ oder „Ich liebe jetzt nicht mehr J sondern R gez. N“ sind einfach unvergesslich. Dazu der nette Busfahrer, der uns kostenlos ins malerische Monschau transferiert. Zwei ältere Damen samt Spitz, die uns nach dem ersten steilen Anstieg verkünden, dass Hundekot „der Wald düngt“ und ab hier nicht mehr eingetütet werden muss. Wie schön.
Und dann natürlich unsere nimmermüde Suche nach dem Panther,der vermutlich ja nur ein großer Labrador ist. Schade eigentlich, wo der „Falsche Graf“ uns doch so gut vorbereitet hatte: „Nicht in die Augen sehen“ und „nicht weglaufen“ – nicht auszumalen, was der ultra-agressive dritte Buddy im Bunde mit der Katze angestellt hätte…
Mein Knie tut auch nicht mehr weh – Spontanheilung wie beim dem Gladbacher Rübenkicker, dessen Namen ich mir einfach nicht merken kann.
Die durchwanderten Täler nebst Flüssen, die herrlich hohen Höhen und die dichten Wälder haben so eine wohltuende – fast schon therapeutische – Wirkung, die sich nachhaltig positiv auf den Alltag niederschlägt. Auch wenn einige doofe Mountainbiker die einfachsten Umgangsformen nicht beherrschen, waren das zwei Tage mit Dir, die nicht zu toppen sind.
Und an dieser Stelle quasi ganz unter uns: Gespräche mit Dir sind so bereichernd und inspirierend wie der Blick an einem sonnigen Herbsttag auf den Obersee oberhalb von Einruhr. Und wer jetzt wissen will, was ich meine, dem sei wärmstens empfohlen, sich selbst auf den Weg zu machen. Es lohnt sich – für Geist und Körper!!
So, mein Lieber, wir sehen uns heute Abend aufm Tivoli. Nach so einem Wochenende kann es ja nur eins geben: Drei Punkte für unsere Alemannia. Schließlich kennen wir Hansa Simmerath, aber wer zum Teufel ist Rostock?
Danke mal wieder für tolle Momente mit Dir
Dein Oli
9. November 2009 — 12:10