Sie sind kein gebürtiger Aachener, kommen ja aus Köln. War die Stadt im Dreiländereck denn die Liebe auf den ersten Blick?
Brunn:
Das kann man so nicht sagen. Nach Köln sollte eigentlich eine größere Stadt kommen. Aachen war für mich immer die Stadt an der A4, wo man sich entscheiden musste, ob man Richtung Paris oder Richtung Domburg weiterfährt. Aber ich bin meiner späteren Frau 1994 hierher gefolgt, wir wollten zwei Jahre bleiben…

Foto- und Filmdesign haben Sie studiert, Ihr Hauptgeschäft sind heute Unternehmensporträts und Imagebroschüren. Aber die Liebe zum Fußball war auch in Köln mit Fortuna und FC schon ausgeprägt. Da bot sich doch die lichtbildnerische Auseinandersetzung mit der Alemannia an.
Brunn:
Ja, der Blick aufs Spiel war immer da. Wobei mich fotografisch auch immer diese Seitenblicke interessiert haben, die vielleicht kein anderer so wahrnimmt. Ich liebe es, das Spiel auch von dort zu zeigen, wo ich stehe. Wo ich auf dem alten Tivoli immer stand. Das zeigt zum Beispiel das folgende Bild. Block M, die Fans im Vordergrund, das Spiel dahinter.

fans

Ist das nicht nervig, als Fußballfan auch immer die Kamera dabei zu haben?
Brunn:
Ja, das ist ein gutes Thema. Offen gestanden verpasst man schon viel. Wobei ich betonen muss, dass ich kein Hardcore-Fan bin. Auf dem Olymp meiner 44 Jahre habe ich sogar erkannt, dass es nach einem Spiel auch wieder ein nächstes gibt. Und wenn ich heute mit meinen Kindern etwas unternehmen kann, ziehe ich das einem Spiel auch vor.

Haben Sie immer eine Kamera dabei?
Brunn:
Ja, für den Schnappschuss eine Yashica T3. Wobei ich eigentlich kein Schnappschussjäger.

Und auf welche Kamera vertrauen Sie im Beruf?
Brunn:
Auf eine Canon D1S.

Die Redaktion von „In der Pratsch“ setzt sich durchaus kritisch mit der Alemannia auseinander. Wie ist Ihr persönlicher Blick auf das neue Stadion?
Brunn:
Ich sag’s mal offen: Nach dem Umzug ist das nicht mehr so wie früher. Das ist ein sehr modernes, ein schönes, zweckorientiertes Stadion, eine Arena, wie es sie andernorts auch gibt. Ich weiß ja, dass es auf Dauer nicht beim alten Tivoli bleiben konnte, obwohl der immer eine schöne Geschichte erzählt hat. Aber ich weiß auch, dass das neue Stadion mich emotional nicht mitnimmt.

Aber womöglich kommt die Emotionalität ja wieder zurück?
Brunn:
Klar, schön wär’s. Nichts ist in Stein gemeißelt.

Sie haben auch Filmdesign studiert, warum haben Sie sich für die Fotografie entschieden?
Brunn:
Weil ich es liebe, in Ruhe zu arbeiten. Zu schauen und dann unaufgeregt zu fotografieren. Ich mag das ja auch bei den Alemannia-Fotos so sehr. Den Blick aus der zweiten Reihe zu haben, vom eigentlichen Geschehen entfernt und doch so nah dran.

***Mehr erfahren über Carl Brunn: Hier ist der Link zu seiner sehenswerten Homepage.

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*** Bisher in der Serie „Auf ein Wort“ erschienen:

Der Unternehmer Günter Carpus
Der Agit-Geschäftsführer Ulrich Schirowski
Der Gründer von torwort.de, Sascha Theisen
Die Generälin der Tropi-Garde, Sarah Siemons
Einer von zwei Moderatoren der Strunx-Sitzung, Rudi Zins
Der Kommandant der Stadtgarde Oecher Penn, Jürgen Brammertz
Die Mitgründerin der Bürgerstiftung „Lebensraum Aachen“, Brigitte Erm
Der Geschäftsführer der Cinetower Gastronomie Alsdorf, Stefan Hanrath
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen, Michael F. Bayer
Der Gastronom Peter Schillings aus Kornelimünster