Mal wieder ein wunderbarer Abend mit diesem wundersamen Mann. Altes Kurhaus, Ballsaal, ja, da stimmt das Ambiente mit dem Bühnengeschehen überein. Über 300 Gäste, es wollten noch viel mehr rein, doch Herman van Veen und Edith Leerkes, die begnadete Gitarristin, mögen es an diesem Abend kuschelig.
Kurz vor der großen Deutschland-Tour mit dem neuen Album „Im Augenblick“ spielen sich die beiden ein. Van Veen liest noch viele der deutschen Texte vom Blatt, bislang hat er sie in der Heimatsprache gesungen. In Flandern, in den Niederlanden, 40 Mal ensuite im Theater Carré in Amsterdam.
Der Mann ist und bleibt Bühnen-Anarchist. Er wirft mit hunderten Tischtennisbällen um sich, knöpft sein Hemd auf und zieht seinen Slip bis unter die Achselhöhlen hoch. Er kämmt das Haar, das ihm noch blieb, auf Sturm. Er tanzt, springt, schwitzt, schuftet, er frohlockt, jauchzt, johlt – ein Clown, der auch ein mahnt. Ein Mann, der seinen Weg gefunden hat und ihn geht.
Ein paar schöne Sprüche noch zum Schluss von einem, der sich stets aus dem reichen Fundus des Erlebten bedient:
„So schön, wie es früher war, ist es früher nie gewesen!“
Und zum deutsch-niederländischen Verhältnis:
„Deutsch ist merkwürdig ausgesprochenes Holländisch!“
In Erinnerung an die Sponti-Zeit Anfang der 70er, an die Zeit der freien Liebe und der subtonalen Kompositionen:
„Afghanistan hieß damals noch Vietnam, und ich konnte es damals noch nicht auf meinem Kopf schneien hören.“
Eins noch, Thema freie Liebe:
„Da sagte Rudolf zu Heinz: Du, ich glaube, deine Frau betrügt uns!“
***Mehr lesen:
Die Kritik in AZ und AN (Druckausgabe 26. September 2009)
Die gut gemachte Homepage von Herman van Veen