Schön, wenn der Bildungsanspruch, den wir mit diesem Aachen-Blog erheben, tatsächlich Früchte trägt. Oder zu scheinen trägt, weil man ja letztlich nicht weiß, ob es sich beim hier und da im öffentlichen Raum aktiven Interpreten unserer schönen Heimatsprache um einen Ureinwohner handelt, der das Öcher Platt ohnedies drauf hat. Oder ob denn ein Neuling – quasi inspiriert durchs Aachen-Blog – das frisch Erlernte gerade in der Praxis testet.
Die Geschichte aus dem Alltag (Samstag, kurz nach 18 Uhr passiert) geht so: An der Vennbahnweg-Ampel an der Trierer Straße steht ein ebenso kerniger wie wuchtiger Mann mittleren Alters mit seinem kleinen Sohn, und die beiden warten geduldig auf Grün. Über die rote Fußgängerampel – ihnen entgegen – läuft indes ein junger Typ. Der Vater sieht Rot!
„Deä Eäsel“, sagt er halblaut, um dann, als der Rotläufer in Hörnähe ist, mit dem schönen Wortgebilde „Hörensemaldatisnichihrerns‘!“ in ein Fachgespräch einzusteigen, das von beiden Seiten – na, sagen wir – emotional fortgesetzt wird.
Es tauchen darin von der einen Seite (junger Rotläufer) die schönen Begriffe „Vollpfosten“ und „Maul halten, Alter“ auf, was von der anderen Seite (Vadder) mit den Wortperlen „Dures“, „Komuedehellije“, „kollije Natur“, „Breijmul“, „Kluet“ und – besonders gelungen – „dann han ich dich met dr Hals, Männche!“ gekontert wird.
So viel Brillanz im Öcher Ausdruck, so viel Anmut und Wortgewandtheit seiner Schüler erfreut jeden Lehrer. Und so würde es uns interessieren, ob der Wagges an der Ampel womöglich Student unserer Öcher-Platt-Akademie hier auf 7uhr15.ac ist? Wenn ja, bitte melden! Das gibt drei Fleißkärtchen!
Am Ende, als sich der Pulverdampf gelegt hat, die Ampel bei Grün passiert ist, fragt der kleine Junge an der Hand des aufbrausenden Vaters, warum der sich denn so über diesen Mann aufgeregt habe. „So’n Leute, Jöngsje,“, antwortete der Vater, „sind einfach schlechte Vorbilder für Kinder!“ Und dann: „Aber et is eijentlich janz einfach: Man jeht bei Jrün, Jung, merk dich dat!“