Um fünf vor zwölf am Montag dieser Woche veröffentlichte eine Gruppe von Journalisten und Internet-Experten ein «Internet-Manifest». 17 knapp gehaltene «Behauptungen» sollen erklären, «wie Journalismus heute funktioniert». Ein Text mit Sprengkraft.
In den Thesen heißt es unter anderem, Medien müssten ihre Arbeitsweise «der technologischen Realität anpassen, statt sie zu ignorieren oder zu bekämpfen».
So beginnt die Analyse, die Christian Meier, Ressortleiter Digitales beim Kressreport, für die Aachener Zeitung (Druckausgabe vom 10. September 2009) geschrieben hat.
Thomas Knüwer
Für diese Seite habe ich ein Interview mit Thomas Knüwer, bloggender Redakteur des Handelsblatts und Manifest-Initiator, geführt, das ich hier gerne verewigen möchte.
Sie gehören zu den Initiatoren des Manifests. An wen richten
Sie Ihre Thesen?
Knüwer: An jeden, der sich für das Thema Qualitätsjournalismus im Internet interessiert. Aber vor allem an jene, die in den Medien arbeiten und das Netz immer noch als Gefahr sehen. Wir können einfach nicht begreifen, dass die wichtigste Technologie unserer Tage so oft verteufelt wird. Das ist aber auch in der Tat eine deutsche Spezialität.
Überrascht Sie die überwältigende Resonanz auf Ihre Thesen?
Knüwer: Nein, eigentlich nicht. Wir wussten, dass es in der deutschen Blogosphäre eine solche Welle geben wird. Die Seite hatte am ersten Tag 300.000 Visits. Dass da auch wieder viele unterwegs sind, die nicht in der Sache argumentieren, sondern uns nur beschimpfen, war auch klar. Es ist schade, aber auch das ist
typisch deutsch. Wir haben das gemacht, um eine Debatte anzustoßen, und wir freuen uns über jeden Diskussionsbeitrag. Was mich wirklich überrascht und erfreut, ist die sensationell positive Resonanz im Ausland.
Was passiert jetzt?
Knüwer: Abwarten. Wir haben ja keine Handlungsempfehlung
formuliert. Wir wollen die Diskussion, weil wir wissen, dass diese
überwältigende Technologie Veränderungen gerade im Journalismus schaffen wird. Die Verleger müssen sich bewegen. Mein Lieblingssatz ist in der Tat, dass Tradition kein Geschäftsmodell ist. Und alle Kollegen kann ich nur dazu ermuntern, mit Entdeckergeist und Spaß das Netz auszuprobieren. Es ist die Zukunft.
***Mehr lesen:
Das Internet-Manifest in ganzer Länge
Kommentar zum Internet-Manifest in der Aachener Zeitung