Dass man mit Routine und Erfahrung gut die Hälfte der täglichen Herausforderungen locker bewältigen kann, habe ich kürzlich gelesen. Und dass die These belegbar ist, habe ich in den zurückliegenden Tagen spürbar erfahren.
Zunächst einmal stütze ich mich gerne auf die Erfahrung meiner Frau, die in praktischen Dingen ganz weit vorne ist. Als wir jüngst einen neuen Trolley kauften und ich ein dezent anthrazitfarbenes Modell im Kaufhaus anschleppte, griff sie beherzt zur orangenen Version. Bin ich Holländer?
„Du wirst es beim nächsten Flug an der Gepäckausgabe zu schätzen wissen“, hat sie gesagt. Und so kam’s: Ich war mindestens drei, vier Minuten vor allen anderen von der letzten Dienstreise zurück. Orangener Koffer auf Laufbahn umgeben von so vielen schwarzen Modellen – ein Traum!

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Orangener Koffer – ein Blickfang auf jedem Flughafengepäckankunftsband.

Als ich im Flughafen-Parkhaus dann im Lift stand und ein junges „Malle“-Urlaubsheimkehrerpärchen, drei Koffer ziehend und zwei Kindern schulternd, zustieg, sagte mir die Erfahrung – mit Blick auf ihr Gesicht: Das geht nicht gut!
Er redete wie ein Wasserfall und thematisierte nun die Liftfahrt: Weißte eigentlich, dat im Bergwerk so’n Lift mit 200 (!) Sachen nach unten rast“, sagte er zu ihr, und sie schwieg stumm. „Nee ehrlich, kannste mir glauben!“ Sagte er. Angespannte Stille. Der Mann blieb am Ball: „Hat mein Vatter mir erzählt, da meinste, du flieschst!“ Sie hat ihn kurz angeguckt und angezischelt: „Tun mir’n Jefallen, Mario, halt die Fresse!“
Ich hätte ihn warnen können. War bestimmt ein Bombenurlaub.
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Zelten zum Schulwechsel – gern genommen, aus Erfahrung gut.

Um die Sache nun rundzumachen: Am Wochenende habe ich im Zelt übernachtet. Gut, war kein Supersommerwetter, aber doch halbwegs trocken, ab 4 Uhr unfassbar kalt, und am Morgen spürst Du Knochen, von deren Existenz dir bislang nichts bekannt war, doch es handelte sich um einen Einsatz für den guten Zweck: Abschlussfest vierte Klasse unserer Tochter, nach den Ferien geht’s auf die weiterführende Schule.
Wir haben viel Spaß gehabt, die Kinder waren klasse, die Lehrerin hatte den Laden im Griff. Sie hatte übrigens den Vorschlag mit dem Zelten gemacht. Die Erfahrung hätte mir sagen müssen, dass die Lehrerin selbst ein Wohnmobil mitbringen würde…