Ich liebe die friedliche Grundstimmung in diesen Tagen. Ja, es sind Tage der Besinnung, Tage der Freude und Gelassenheit.
So wie gestern Morgen auf der Theaterstraße. Als ein Mercedesmann mit Hut (ich schwöre!) sein Auto quer auf der Fahrbahn stoppte und zunächst hupend stehenblieb.
Der Grund: Ene luese Holländer (auch das schwöre ich!) hatte den Sternekapitän bei dem Versuch, das vielzylindrige Schiff in eine Parktasche zu bugsieren, noch flink mit seinem Öpelchen umkurvt, ja ausgetrickst. Der zugereiste Holländer stiebitzte dem Öcher Platzhirsch den Platz, dä!
Ich stand fußgängerisch – an der Ampel und konnte nun Ohrenzeuge einer adventlichen Friedensbotschaft örtlicher Herkunft werden. Es fing an mit bekick dich deä Verbrecher, deä zuumelije Hoddel!
17. Hoddel!
Ich liebe dieses Wort. Hoddel! Da klingt die Anarchie mit, das Unordentliche, das Unkonventionelle, das ich im Anderen erkenne. Du Hoddel! Wie oft hat meine Mutter mich gefragt, warum ich immer so hoddelig sein müsste?
Zurück zur Theaterstraße, wo ein beachtliches Theaterstück seinem Höhepunkt entgegenschritt. Der Holländer, ein junger, schmaler, unrasierter Typ, also ein Hoddel, störte sich an der Schreierei überhaupt nicht, ging noch zum Parkticketautomaten, während der rosetije Pit auf der Straße neben seinem querstehenden Karren unverdrossen tobte.
Wegen des nun in Intensität und Wupdizität zunehmenden Hupkonzerts konnte ich leider nur noch Fetzen verstehen. Aber die herrlichen Begriffe Tuppes, Troensjrüll, Latzepansch, stenke Holländer, Knauchejeräms, Sejjelbäcker waren dabei.
An zwei weitere erinnere ich mich noch, werde sie aber garantiert nicht in diesen Adventskalender schreiben.
Aber ein Wort war noch dabei, was mich daran erinnerte, dass ich das Rätsel von gestern auflösen muss: Kreppeeäsel! Du Kreppeeäsel! Der Krippenesel, nach dem ich gestern gefragt habe, war auch dabei!
Danach verschwand der Hut wieder im Auto und zockelte ab. Der Frieden kehrte in die Theaterstraße zurück.
***Übrigens: Auf das Rätsel habe ich eine sehr schöne Resonanz erhalten. Das Geschenk wird den Gewinner schon bald erreichen.
Stefanie Lorber sagt:
Als Aachener im Exil ist der Blog eine echte Bereicherung. Jeden Morgen „öffne“ ich derzeit ein Türchen und fühle mich gleich daheim. Vor allem der „Hoddel“ klingt auch in meinen Ohren noch nach. Vielen Dank dafür und ich freue mich auf Weihnachten in Oche.
Stefanie Lorber
22. Dezember 2009 — 8:28
Katja Deserno sagt:
Ja, genauso ist es. Da laufen beim Lesen Bilder vor dem inneren Auge ab. Herrlich. Dat is Oche!
Der Umgang mit Schimpfwörtern ist im Platt ja sowieso ganz speziell. Ich finde es immer wieder herrlich in der Kneipe zu beobachten:
ein älterer Herr steht an der Theke, trinkt ein Bier, guckt sturr gerade aus. Ein anderer älterer Herr kommt rein, stellt sich daneben, bestellt ein Bier und guckt ebenfalls sturr gerade aus. Nur ein kurzer Blickwechsel zwischen den Herren und ein kurzes „Aue…“ und von der anderen Seite ein „Pimel….“ und dann wird gemeinsam Bier getrunken.
Das ist Freundschaft.
Liebe Grüße, Katja
17. Dezember 2009 — 12:06