Das Aachen-Blog

Schlagwort: markt (Seite 1 von 1)

Rammenasse – notfalls einfach mit Bier „erunterwürjen“

Die markantesten Spielorte echten Öcher Lebens sind seltener die Tempel und Paläste, nein, auf der Straße ist der Kaiserstädter, wie er eben ist.

Wir sind auf dem Wochenmarkt in Burtscheid, kaufen unsere Steinpilze und ein paar Blättchen Feldsalat, da tut sich rechts Bewegendes. Ein Herr älteren Alters – schnell wird sich herausstellen, dass er ein Eingeborener ist – fragt die Marktfrau, die ebenfalls mit Pauwasser getauft ist, „ob die Dinger wat taugen“?
„Wat för Denger“, fragt sie zurück, und er deutet auf das taufrische Rettichgemüse, das in allen Farben und Schattierungen aus der Kiste lacht. „Die Rammenasse“, sagt er. Und sie erwidert: „Dat kannst wahl jlöive!“

ramenasse

Fortan wird gefachsimpelt über die Kraft der Wurzel, sie hat sich zuletzt „e Rammenässjen jejönnt“, als der Husten ein lästiger Begleiter war, „dat hat jeholfen“. Und die Kollegin wirft ein, dass „dr Rettisch an sisch ja eijentlich Medizin is'“ – Originalwort: „Da kannste dich dr Penizillin spare!“ Von hinten beteiligt sich ungefragt eine bislang unbeteiligte Käuferin: „Deä is auch jut für de Verdauung.“ Und dem Mann entfleucht ein trockenes „Futzwurzel“!

Da kannste dich dr Penizillin spare!

Man spricht noch dieses und jenes über die Pflanze, die hier im Scheinwerferlicht der Burtscheider Freitagsmorgenssonne liegt – schleimlösend, harntreibend, blutreinijend – und erfährt, dass schon „de alten Äjüpter damit de Püramiden jebaut haben“ – (hä?). Es geht so weiter, bis der Herr schließlich drei ordentliche rote Prügel einkauft und mit besten Empfehlungen davonschlurft.

Was er nicht mitbekommt, ist das Gespräch danach am Stand. „Än wat maaht heä nu met de Rammenasse?“, fragt die eine Verkäuferin, die eben noch „feine Streifen mit wat Salz und ene Brezzel“ empfohlen hatte, die andere. Und die verzieht das Gesicht und sagt: „Ene Salat! Aber dat hatt‘ ich sofor‘ jedach‘, wie ich dem sah.“ Zur Bestätigung für so wenig Einfallsreichtum rundet die Kollegin das am Marktstand gepflegte Bild vom Manne ab: „So sind se, de Herren, die würjen alles mit Bier erunter!“

Ein Bild aus Kornelimünster. Ein Bild für die Geschichtsbücher.

Ein Foto, als wäre es aus einem Geschichtsbuch geklaut. Oder? Drei Männer, Helden am Ende, richten eine stolze Fahne auf, ein historischer Ort, man erkennt es auf einen Blick. Ein epochales Werk von Kraft, Stärke und Bedeutung.

fahne

Genau. Jochen Vecqueray hat dem Aachen-Blog dieses Foto überlassen. Denn es zeugt tatsächlich von großen Taten: Die Korneliusfahne wird am Samstag von Vertretern des Kirchenvorstandes und von Eintracht Kornelimünster einträchtig im Schatten der Propsteikirche errichtet. Auf dem Dach des Glühweinstandes des örtlichen Weihnachtsmarktes. Das sei nun für immer an dieser Stelle dokumentiert.

Ach so, Weihnachtsmarkt in Kornelimünster ist schon vorbei. Glühwein lecker. Fahne wehte stolz.

Der Abschied von Jürgen Linden

Ich weiß nicht, wie oft ich an solchen Tagen in den Himmel starre und hoffe, dass es nicht regnen möge. Open-air ist eben so, alles ist vorbereitet, über Wochen, mit viel Liebe, und das Gefühl für das Fest ist gut. Das könnte klappen, dürfte ein schöner Abend werden. Doch dann das Öcher Wetter…

ANS-linden-053ANS-linden-172
ANS-linden-343ANS-linden-353

Jürgen Linden wird am 21. Oktober nach 20 Jahren sein Amt als Oberbürgermeister an seinen Nachfolger Marcel Philipp übergeben.
Am Samstag verabschiedeten sich die Öcher Bürger bei einer großen Show auf dem Markt von ihrem OB. Siehe die Bildergalerie bei AZ-Web von Andreas Steindl.

Es hat wieder geklappt, es ist angerichtet, der Himmel hält dicht. Gut, es ist stürmisch and diesem Oktoberabend, aber das entspricht doch auch irgendwie der Stimmung. Und der Marktplatz ist voll, das sind dann immer so geschätzte 2500 bis 3000 Zuschauer. Das macht auch erfahrene Bühnenhasen richtig nervös. Uwe (Brandt) und ich, wir beide kennen das von all den gemeinsamen Moderationen bei der Reit-WM, bei den Karlspreis-Open-Airs.

Wir hatten, um es kurz zu machen, einen wunderschönen Abschiedsabend für und mit Jürgen Linden. Zum Schluss der alte Beatles-Klassiker „Let it be“, von René Brandt geschickt umgetextet auf ein „Dat deäht wieh“, vorgetragen von Uwe Brandt, Jupp Ebert, René, Ägid Lennartz und diesen fantastischen Wheels – puh, das ging unter die Haut. Der OB stand zwischen uns auf der Bühne und schluckte. Das ging ihm sichtlich nahe. Gänsehaut.