Die markantesten Spielorte echten Öcher Lebens sind seltener die Tempel und Paläste, nein, auf der Straße ist der Kaiserstädter, wie er eben ist.
Wir sind auf dem Wochenmarkt in Burtscheid, kaufen unsere Steinpilze und ein paar Blättchen Feldsalat, da tut sich rechts Bewegendes. Ein Herr älteren Alters – schnell wird sich herausstellen, dass er ein Eingeborener ist – fragt die Marktfrau, die ebenfalls mit Pauwasser getauft ist, „ob die Dinger wat taugen“?
„Wat för Denger“, fragt sie zurück, und er deutet auf das taufrische Rettichgemüse, das in allen Farben und Schattierungen aus der Kiste lacht. „Die Rammenasse“, sagt er. Und sie erwidert: „Dat kannst wahl jlöive!“
Fortan wird gefachsimpelt über die Kraft der Wurzel, sie hat sich zuletzt „e Rammenässjen jejönnt“, als der Husten ein lästiger Begleiter war, „dat hat jeholfen“. Und die Kollegin wirft ein, dass „dr Rettisch an sisch ja eijentlich Medizin is'“ – Originalwort: „Da kannste dich dr Penizillin spare!“ Von hinten beteiligt sich ungefragt eine bislang unbeteiligte Käuferin: „Deä is auch jut für de Verdauung.“ Und dem Mann entfleucht ein trockenes „Futzwurzel“!
Da kannste dich dr Penizillin spare!
Man spricht noch dieses und jenes über die Pflanze, die hier im Scheinwerferlicht der Burtscheider Freitagsmorgenssonne liegt – schleimlösend, harntreibend, blutreinijend – und erfährt, dass schon „de alten Äjüpter damit de Püramiden jebaut haben“ – (hä?). Es geht so weiter, bis der Herr schließlich drei ordentliche rote Prügel einkauft und mit besten Empfehlungen davonschlurft.
Was er nicht mitbekommt, ist das Gespräch danach am Stand. „Än wat maaht heä nu met de Rammenasse?“, fragt die eine Verkäuferin, die eben noch „feine Streifen mit wat Salz und ene Brezzel“ empfohlen hatte, die andere. Und die verzieht das Gesicht und sagt: „Ene Salat! Aber dat hatt‘ ich sofor‘ jedach‘, wie ich dem sah.“ Zur Bestätigung für so wenig Einfallsreichtum rundet die Kollegin das am Marktstand gepflegte Bild vom Manne ab: „So sind se, de Herren, die würjen alles mit Bier erunter!“