Nein, das hatte sich wohl kein Alemannia-Fan so vorgestellt. Der neue Tivoli, diese Visitenkarte für die Stadt und die Region, war doch seit Wochen das heißgeliebte Topthema.
Fiebrig blickten all die Fans in Schwarz-Gelb nicht erst in den letzten Tagen auf die Eröffnung, euphorisch und stolz begegneten sie sich nun vor dem Spiel an der Krefelder Straße. Als bombastisch werden sie die Stimmung vor dem Match gegen den FC St. Pauli jedem SMS-Adressaten und Handy-Gesprächspartner beschrieben haben.
Der neue Tivoli – das Aufbruchsignal!

1708200912017082009121
Momentaufnahmen kurz vor Spielbeginn, die Euphorie auf dem Höhepunkt, Alemannia-Fans (hier in Block O6) haben ihren Spaß. Das sollte sich bald ändern – was zum Beispiel der Bildergalerie von AZ und AN zu entnehmen ist.

Und jetzt, zwei Stunden nach Abpfiff, dieses Fazit:
Traurig, dass ein Fan der Kiezkicker beim Jubeln nach dem Auswärtssieg von der Tribüne in die Tiefe stürzte und schwer verletzt ist.
Unverständlich, dass dem völlig überforderten, offensichtlich vom Erwartungsdruck gelähmten Seeberger-Team keine Mittel zur Verfügung standen, mit den clever spielenden Gästen von der Elbe auch nur ansatzweise mitzuhalten. Unfassbar dieses Ergebnis: 0:5!!!
Zum Heulen, dass all die Euphorie nun einem mittelschweren Kater gewichen ist.

Dabei ist dieses Stadion eine Attraktion. Da ist der Alemannia der ganz große Wurf gelungen, ein bemerkenswerter Quantensprung. Und die Fans haben den Umzug vom alten in den neuen Tivoli mit einem noch Mehr an Enthusiasmus vollzogen. Die neue Hütte klingt – sagen wir es mal so salopp -, dass einem die Ohren wackeln und die Gänsehaut ein dauerhaftes Heimspiel hat.

Was passiert nun? Katastrophenalarm? Endzeitstimmung? Die ganz tiefe Depression?
All das wäre falsch. Es wäre aber genauso falsch, diesen missglückten Premierenabend als kleinen Störfall zu bagatellisieren.
Was den Sturz des Fans angeht, werden alle Sicherheitsvorkehrungen auf den Prüfstand gestellt.
Was die Leistung der Mannschaft angeht, darf dies wohl auch zu erwarten sein. Und klar, auch der Trainer wird unangenehme Fragen beantworten müssen.
Es gilt aber vor allem, nun einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Fehler professionell und nicht emotional zu analysieren.
Und immer im Hinterkopf halten: Die Saison ist noch jung, und der erste Sieg im neuen Stadion kommt bestimmt. Auch der FC Schalke 04 verlor in der neuen Arena. In dem Fall fünfmal in Folge. Das wiederum muss die Alemannia jetzt nicht kopieren…

Eine Möglichkeit, die Spielanalyse anzugehen, bietet sich schon morgen Abend (Mittwoch, 19.8., 19 Uhr) bei „Time to talk“ der Aachener Nachrichten im Saalbau Kappertz in Rothe Erde, wo Trainer, Manager und Spieler meinem Kollegen Achim Kaiser und mir Rede und Antwort stehen werden. Und wo wir alle auf ein intensives und faires Gespräch hoffen.