Neuerdings fahre ich mehr Bus. Morgens zur Arbeit, abends zurück. Das ist entspannter, als mit dem Auto in die Stadt zu stoppandgoen. Gerade jetzt, wo Weihnachtsmarkt ist. Und es ist auch noch deutlich kommunikativer.
Der Typ, der im Gelenkbus verzweifelt an der Haltestelle auf den Türöffner drückt – ohne Erfolg – brüllt durch den Bus in Richtung Fahrer: „Hey, mach mal auf hier!“ Und dann flucht er und motzt. Sagt am Ende, als all das keinen Effekt hat, weil die Tür nicht auf-, dafür aber die Reise weitergeht: „De Asejag is‘ unfreundlich jeworden!“ Klar, meldet sich eine Frau, „et is ja auch Weihnachtsmarkt.“ Die Umstehenden nicken. Klar.
Großartig die jungen Mütter, die mit ihren Kindern kurz darauf einsteigen und sich in einem geradezu unbarmherzigen Dialog bis zum Bushof ohne Pause beballern. Am Anfang stellt sich bei den zum Zuhören Verdammten das Gefühl ein, sie besprächen eine der vielen amerikanischen Serien nach, die im Fernsehen Sendezeit verdampfen.
Irgendwann wird klar, sie sprechen von daheim. Geoffrey, Raemonn, Jason, Susann, Leeroy – das sind ihre Kinder. Geoffrey hat am Samstag Fußball jespielt, erfahren wir – „un da hat deä Doof ene Ball voll auf et Jesich‘ jekrisch'“.
Zwischenzeitlich keäkt dr Raemonn, der gerade laufen kann, ohne Gnade und Unterlass durch den Bus. Ein witziges Kerlchen, das plötzlich schweigt, weil er aus einer Limopulle große Züge nimmt, und dem der ebenfalls mitreisende und nicht viel ältere Jason jetzt zuruft: „Hey Alter, ich auch!“
Busfahren in Aachen – daraus könnte hier an dieser Stelle ein Fortsetzungsroman werden. Vermute ich mal so, Alter!
Tom Kästner sagt:
Sehr schön! 🙂
Wenn ich heute wegen des Jobs und nicht mit Kinderwagen mit dem Bus fahre, bin ich wieder dazu übergegangen, ganz vorne zu sitzen und zu knipsen.
Ganz gerade in den kommenden Wochen.
Beste Grüße!
27. November 2014 — 21:05
Peter B sagt:
Die Leute kenn ich. Wohnen in Kelmis.
27. November 2014 — 14:52
Frank Rommerskirchen sagt:
auch ein O-Ton aus dem Bus (zwei Junge Frauen): Warst´de schoma bei dat Starbucks? – Nee, isch mach kein Kaffee… – Isch auch nit, aber der is lecker, mit dat cashcarel (gemeint ist wohl Karamel), da schmeckt der ja nisch wie Kaffee…
Nun denn: Wohl bekomms…
27. November 2014 — 13:45
derFriedrich sagt:
Herrlich Bernd! Neulich auch gut gelacht:
Trulla telefoniert laut im Bus (wahrscheinlich) mit bester Freundin. „Ja, aber habe ja kaum Geld“ schnattert sie in ein neues iPhone6…
27. November 2014 — 13:23
buettgens sagt:
Jow, das Öcher Leben ist eine wahre Fundgrube für schöne Momente.
27. November 2014 — 13:05
Jutta Kröhnert sagt:
Beim Lesen des Beitrags erinnere ich mich gerade an eine andere, mundartlich gefärbte Episode um einen Eimer Streusalz, dessen Dosierung und die absehbaren Folgen für die Auslegeware …
27. November 2014 — 6:38