Das Aachen-Blog

Von Bockwürs’jen und Bockwü’stchen – heute kommt es auf die Feinheiten an

In unserem Supermarkt oder präziser in dem Supermarkt, in dem wir immer einkaufen, gibt es auch eine Fleischtheke, die von einem leibhaftigen Metzger und seinen freundlichen Kolleginnen köstlich bespielt wird. Der Mann, seine Fachverkäuferinnen und ihre Ware – allesamt empfehlenswert, ein Fleisch gewordenes Gesamtkunstwerk sozusagen.

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„Un‘ der Kleine krisch‘ e Scheibchen Wurs‘, wa!?“ fragt der Chef unseren Sohn immer, der heftig bejaht, der um ehrlich zu sein, nur deswegen mitkommt – und fortan schmatzt. Da wäre man gerne noch mal Kind.
Auf alle Fälle ist der Metzger ein Mann von wuchtiger Statur, rosige Wangen, knubbelige Finger, eben genau so, wie Metzger aussehen müssen. Und unglaublich kommunikativ.

Was ich erzählen wollte: Vorige Woche stand nun eine junge Asiatin vor ihm, die er wohl kannte und deren Erscheinen, vor allem aber deren Erscheinung ihn sichtlich erfreute. „Un haben Se wat Deutsch jelernt diese Woche?“, hallte es durch den Lebensmittelsalon. Die junge Frau (eine Studentin, wie man später erfuhr) lächelte, nickte und sagte dann zum Beweis den unfassbaren Satz: „Bitte eine Bockwu’st!“ Der Fleischer klatschte vor Freude in die Hände und rief einer Kollegin zu: „Haste dat jehört, Frau Schmidt, wat et Fräuchen jrade jesagt hat, super, wa!“

Er frohlockte über Sauerbraten und Presskopf hinweg, dass es eine wahre Wonne war, amüsierte sich so gewinnend und sympathisch – vor allem darüber, „dat dr Schinese ja tatsächlich kein R sagen kann!“ Für den Öcher undenkbar, spricht er doch eine Sprache, in der jeder Konsonant noch seinen vollen Klang hat. Die Frau lächelte.

Zum Höhepunkt der Szene und zur Freude der Umstehenden, die zwischenzeitlich den eigentlichen Zweck ihres Hierseins, das Einkaufen nämlich, vergessen hatten, legte der Wonneproppen im Streifenhemd nach. „Passen Se auf“, sagte er der jungen Frau, „jetz‘ lernen wir noch wat: Wissen Se, wie wir hier daran sagen: nich‘ Bockwurs‘, sondern Bockwürs’jen!“ – „Bockwü’stjen“, sagte sie, und er strahlte: „Bockwü’s’jen hat se jesagt!“

Und spätestens jetzt hätten eigentlich alle klatschen müssen.

***Nachtrag: Interessant ist eigentlich, dass Würsjen in jeder Darreichungsform sowie die „Sprache ohne stimmloses T“ immer wiederkehrende Themen hier im Aachen-Blog sind. Ich sag’s nur, weil zurzeit unglaublich viele neue Besucher auf dieser Seite sind. Was ja wunderbar is‘. Un‘ die sollen hier ja auch was lernen. Es is‘ sogar ein Haup’anliegen von 7uhr15.