Angefangen haben Sie einst bei der Kammer als Innovationsberater, heute ist ein Teil Ihrer Aufgaben die tatkräftige Unterstützung gründungswilliger und tatendurstiger Unternehmer – haben Sie selbst denn außer der Familie auch schon etwas gegründet?
Bayer:
Ja, mit zwei Freunden habe ich zu Zeiten der Internet-Blase eine GbR gegründet, kurz betrieben und wieder eingestampft. Das war ein schönes Spielfeld, lehrreich, interessant, eine gute Erfahrung. Aber auch mit der Kammer und der RWTH haben wir unter anderem die GründerStart GmbH auf den Weg gebracht, mit der wir eine kleine Zahl von herausragenden Firmen unterstützen, bei denen wir ein ordentliches Wachstumspotenzial erkennen.

Prinzipiell stellen wir eine sehr positive Stimmung in der Forschungsstadt Aachen für das Thema Gründen fest. Welche Art von Neugründung macht Ihnen in der Begleitung am meisten Spaß?
Bayer:
Schon die Gründungen, die auch Produktion beinhalten. Das ist dann noch ein Spur anspruchsvoller als beim Dienstleister, wenn eingekauft, produziert und verkauft werden muss.

Image ist ein großes Thema für jeden Unternehmer. Das Image kann man zu größten Teilen selbst gestalten. Wer an Michael Bayer denkt, denkt sicherlich auch direkt an die Fliege, die meistens Ihren Hemdkragen ziert. Wo kommt diese Besonderheit im Auftreten her?
Bayer:
Von der Ersten Heiligen Kommunion.

bayer_michael[1]

Nein, jetzt mal im Ernst…
Bayer:
Das ist durchaus so. Seitdem trage ich bevorzugt Fliege. Mein Vater trägt Krawatte, also genetisch bedingt ist es nicht. Ich mag eben Fliegen. Und mit der Zeit ist die Zahl derer, die meine Fliegen thematisieren, immer kleiner geworden, Herr Büttgens.

Okay. Apropos Propeller. Ist es wahr, dass Sie für die ESA, also die europäische Weltraumorganisation, gearbeitet haben?
Bayer:
Ja, das stimmt. Ich bin Diplom-Ingenieur in Luft- und Raumfahrt, habe in Aachen und Lyon – eine Stadt übrigens, an der man nie vorbeifahren sollte! – studiert, und war tatsächlich dabei, als die Ariane 5 auf Kourou in Französisch-Guayana gelauncht wurde.

Das ist doch viel spannender als IHK, oder?
Bayer:
Naja, wenn man die vierte Rakete hat starten sehen, reicht auch das. Die Arbeit in der Raumfahrt ist doch sehr monoton, und die persönliche Freiheit ist in solchen Großkonzernen eher klein. Heute bei der IHK schätze ich die Freiheit, die ich habe, Ideen und Projekte umzusetzen. Und die Wirtschaftsregion, in der wir hier unterwegs sind, ist ausgesprochen spannend. Aber Sie haben Recht: Anfangs war ich schon hin- und hergerissen. Jetzt weiß ich aber, dass der Schritt zurück nach Aachen richtig war.

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*** Bisher in der Serie „Auf ein Wort“ erschienen:

Der Unternehmer Günter Carpus
Der Agit-Geschäftsführer Ulrich Schirowski
Der Gründer von torwort.de, Sascha Theisen
Die Generälin der Tropi-Garde, Sarah Siemons
Einer von zwei Moderatoren der Strunx-Sitzung, Rudi Zins
Der Kommandant der Stadtgarde Oecher Penn, Jürgen Brammertz
Die Mitgründerin der Bürgerstiftung „Lebensraum Aachen“, Brigitte Erm
Der Geschäftsführer der Cinetower Gastronomiebetriebe Alsdorf, Stefan Hanrath