Immer wenn mein Opa mit dem frisch gehackten Holz – alles möngchensmoeß – de Trapp eropjeschravelt koem, dann wussten wir Kinder, dass es gleich gemütlich wird.
„Oes, wat e schönn Füür“, zollte meine Oma ihrem Mann, den sie kurz Vadder nannte, wenig später ein Kompliment für das prasselnde Feuer. Ja, mein Opa beherrschte viele Disziplinen, de Fornöis ze stouche war eine seiner vornehmsten.
12. Fornöis
Heute wird’s also warm, vor allem warm ums Herz, heute reden wir über diesen stattlichen Herd, der sicherlich seinen Anteil daran hatte, dass die Küche meiner Großeltern die zentrale Versammlungs- und Kundgebungsstätte unserer Familie war.
Ein stolzes, gußeisernes Teil, gefühlte hundert Jahre alt, mit einem doppelgeringten Feuerloch, mit einem eisernen, stets fein gewienerten Handlauf, einem Backofen und einem Kohlekasten auf Rädern, den wir Kinder stets elegant in die dafür vorgesehene „Ofen-Garage“ einparkten.
De Fornöis. Wenn unser Opa et jot drophau, dann befeuerte er das Teil, dass die Herdplatte rotglühend schien und das „leckere Temperatürschen“ aus der Küche das ganze Haus heizte. Eine Attacke gegen den Frost, der die großen Eisblumen ans Fenster gemalt hatte, ein feiner Konter gegen den Schnee, der den großen – heute würde man sagen: naturbelassenen – Garten weiß zuckerte.
Oma än Opa aan de Fornöis, en Keäz op dr Dösch, dr Ruesekranz ejjen Häng.
Meine Großeltern beteten jeden Tag im späten Nachmittag – vor dem Abendbrot, vor einer Runde Sechsundsechzig und vor den Fernsehnachrichten – den Rosenkranz.
Oma thronte dabei in ihrem gewaltigen Ohrensessel direkt neben dem Herd, Opa saß auf dem Holzstuhl rechts neben dem Fenster. Und so ging das Gebet, gemeinsam, im Wechselgesang, hin und her, unaufgeregt die ganze Litanei rauf und runter, das dauerte lange, sehr lange. Wunderbar lange.
Wir Kinder liebten es, saßen versunken auf dem dickgepolsterten Sofa, beteten mit oder hörten einfach nur zu.
Hätte ich einen Wunsch frei, dann würde ich einen solchen Nachmittag im Advent in der Küche von Oma und Opa, einen solchen Nachmittag aan de Fornöis, gerne noch einmal erleben.
Oli Lindenau sagt:
Lieber Cousin,
bei dem Ameröllchen ist es mir ganz warm ums Herz geworden. Ja, das wäre auch ein Herzenswunsch von mir: Mit Oma und Opa in der gemütlichsten aller Küchen zu sitzen – und Malzbonbons lutschen…
Die Fornöis gibt es tatsächlich noch. Sie steht – zweckentfremdet – bei Deinem Vetter Lo und dient dort als Hausbar. Sehr dekorativ, aber nicht halb so schön – und vor allem nicht so erwärmend – wie bei den Großeltern.
Dein „Öcher Advent“ ist in diesem Tagen mein erstes Highlight des Tages. Freue mich auf mehr…
Noch nen plaisirlichen Vermaach
Dein Oli
14. Dezember 2009 — 10:42