Zuhause philosophieren wir gerne. Nicht dass wir dem Kant, dem Wittgenstein, dem Bloch und all diesen schlauen Jungs Konkurrenz machen wollen. Wir sind auch nicht im Kosmos, mikro oder makro, unterwegs, und doch geht es um die praktische Vernunft. Denn wir stehen mit beiden Beinen auf dem Platz, auf dem es ja entscheidend ist.
Mein Sohn, der ist 5, ist ein Philosoph in diesem Duo, ich der andere. Aber ich bin der deutlich schwächere. Wenn der junge Mann nämlich ansetzt, dann funkt es richtig. Warum der FC Bayern, der Club dem er jahrelang die Treue gehalten hat, Lucio nach Mailand verkauft habe, wollte er vorige Woche wissen. Lucio, dieser Inbegriff des angriffslustigen Innenverteidigers, dieser Unbändige, dieser Allzeitbereite (das hat er so ungefähr formuliert). Bin ich Uli Hoeneß?
Ob der Hoeneß denn auch mal Fußball gespielt hat? Und wer denn der andere Müller ist – Thomas Müller, klar, aber der andere? Und warum dieser Rummenigge denn so viel zu sagen habe? Das sind Fragen, die erst mal in dieser Klarheit in diesen Tagen gestellt werden müssen.
Wir sprachen über die Dribbelkünste eines Ribéry, diskutierten das Phlegma des jungen Boateng und stellten abstrakte Theorien auf, warum Spieler wie Robben so oft verletzt sind. Wir schwärmten von Simon Rolfes, und mein Gesprächspartner erläuterte mir, dass er den eigentlich am besten finde, wie überhaupt Bayer Leverkusen seine Lieblingsmannschaft sei. Ich trank gerade Kaffee und habe mich schrecklich verschluckt. Mein Sohn mag Bayer Leverkusen! Was ist da in der Erziehung schiefgelaufen?
Seit einiger Zeit – genauer seit Beginn der Saison – begleitet er mich nun zum Tivoli. Und dort kann ich ihm dann endlich die Fragen beantworten, die er stellt: Ob Alemannia mein Lieblingsklub ist? Klar. Ob ich glaube, dass Auer irgendwann wieder trifft? Logo. Ob ich glaube, dass die Alemannia mal in die Bundesliga kommt und ob sie da schon mal war? Jaja.
Und ob ich die Zeit, bevor das Spiel anfängt, auch so schön finde? …