Das Aachen-Blog

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Warte, ich hol‘ mein Zeugnis!

Das eigentlich Schöne ist doch die Verklärung des Vergangenen. Und wie verblüffend es wirken kann, wenn wir auf einmal mit dem ungeschönten Damals konfrontiert werden.

Eine gute Freundin erzählte jetzt von einer Auseinandersetzung mit der heranwachsenden Tochter über das schöne Thema Schule, schulische Leistungen, solche Sachen – und dass früher die Paukerei auch kein Zuckerschlecken war. Damals, in der schweren Zeit.

Man zoffte, man stritt, die Mutter lief zu Höchstform auf, weil sie sich doch arg von ihrer Tochter provoziert fühlte. Von wegen: als ob Du besser in der Schule warst!

Und dann stapfte sie los…

Wart’s ab, Kind! Und in tiefster Überzeugung stieß die Mutter dann diesen bedeutungsschweren Satz heraus, der ungefähr so ging: „Warte, ich hol‘ mein Zeugnis!“ Und stapfte los.

Wer sie kennt, hat noch mehr Spaß an der Geschichte, weil sie – tausendprozentig! – komplett zielstrebig die Treppen hochgerannt ist, die Schublade auf- und die sauber abgelegte Mappe, die das Vergangene in sich barg, herausgerissen hat. „Und dann hab ich geguckt“, erzählte unsere Freundin am Wochenende, „und dann hab ich noch mal geguckt, dann habe ich die Mappe zugeschlagen, zurück in die Schublade gelegt und bin runtergegangen. Ich hab‘ mein Mädchen umarmt und gesagt: Alles ist gut, mein Schatz. Du bist mein Kind!“

In diesem Sinne: Schöne Ferien zusammen!

Alter! Ich schwöre, Alter…

Ihr müsst Bus fahren, Leute! Viel mehr Bus fahren. Das ist Entertainment vom Feinsten.

Dieser Tage war es nicht zu umgehen, zu vermeiden, zu verhindern, einer kleinen Gruppe von Schülern bei ihren Wortfindungsübungen am frühen Morgen zuzuhören.

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All die Banalitäten dieses Gespräches sollen an dieser Stelle nicht wiederholt werden, das würde unnötig Zeit rauben. Und unsere Zeit ist ein kostbares Gut. Allerdings sei kurz die beste Passage erzählt, geht flott, die mehr ein Monolog des durch coole Anmerkungen am deutlichsten auffallenden Mädchens war.

Es ging wohl um einen jungen Lehrer – und der Satz klang ungefähr so: „Eh Alter, wie der aussieht, Alter, voll brech und so, Alter, und Alter, ich schwöre, hast Du mit dem schon mal gequatscht, Alter, gequatscht, eh?! Alter, wie der labert, Alter, voll komisch, Alter!“

Manchmal ist es wirklich schade, wenn man den Stop-Knopf drücken muss, weil das Ziel erreicht ist…

In diesem Sinne, Alter, schönen Start in die Woche, Alter. Und Alte auch!

So sah man den Dom noch nie. So brillant. In 360-Grad-Optik.

Das ist wirklich spektakulär. Nie gab es eine solch komfortable Gelegenheit, die Schönheit des Aachener Doms in dieser Brillanz zu sehen. Das 360-Grad-Fotoprojekt von Tourismus NRW macht es möglich. Die Weltkulturerbe-Stätten unseres Bundeslandes werden hier in Szene gesetzt.

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Screenshot: NRW-Tourimus

Voll sphärische Panorama-Fotografien zeigen zum ersten Mal die ganze Schönheit des Unesco-Weltkulturerbes in seiner Gesamtheit sowie in jedem künstlerischen und baulichen Detail.

Die 360-Grad-Aufnahmen ermöglichen wundervolle Rundumsichten des gesamten Innenraums mit höchstmöglicher Detailschärfe und Leuchtkraft. Das strahlt weit über Aachen hinaus, das müssen aber auch alle Öcher gesehen haben.

Vier Männer für ein Halleluja oder der Krippenbau in der Antoniuskapelle

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Das ist die wirklich schöne Geschichte zum Fest – und sie kommt aus Kornelimünster. Sie erzählt von drei Brüdern und ihrem Vetter, alle heißen mit Nachnamen Siemons, die drei sind Werner, Herbert und Walter, der Cousin ist der Kurt (von links). Sie sind im besten Alter, die Haarfarbe zeigt eine Art Weisheit an, und sie haben sich gerade einen Traum erfüllt. Sie haben die Krippe in der Antoniuskapelle am Ortsausgang gebaut. Jene Kapelle aus dem auslaufenden 18. Jahrhundert, die an der Breiniger Straße liegt, die wie der Name es sagt, in den Nachbarort führt. 
Walter ist die Idee gekommen, „ich bin schon immer von Krippen begeistert gewesen“, sagt er und stellt einen stolzen Hirten, der ein Lämmchen schultert, ins beschauliche Ensemble. Seine Frau hat ihm sogar mal einen Krippenbaukurs im Westerwald geschenkt, da hat er viel gelernt – und mit seinen Brüdern hat er jahrzehntelang, will man sagen, den heiligen Stall in der nahegelegenen Propsteikirche aufgebaut.

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„Aber das hier ist jetzt unser Projekt“, sagt Vetter Kurt. Den ausladenden Fußraum unter dem Antoniusaltar haben die vier Männer in eine münsterländisch-orientalische Krippenwelt verwandelt, Walters stolze Holzbauten aus dem fernen Osten passen sich wunderbar ein in die Landschaft, die aus örtlichen Quellen stammt: das Moos aus dem Klauser Wäldchen, die Steine aus der Inde, das Holz von daheim, die Tannenbäume von den Pfadfindern. Und die Krippe: eine schroffe Höhle aus Wurzeln – das sieht großartig aus.
„Wir hoffen, dass unsere Krippe möglichst vielen Menschen ein wenig Freude macht“, sagt Werner Siemons, der auch Küster in der Pfarrkirche ist. Es gab eine schöne Starthilfe vom Förderverein der Gemeinde, einige Figuren sind so angeschafft worden, die Krippenfreunde haben sich auch ein wenig selbst gesponsert – und so wuchs das Projekt. Der Rest waren ein paar Wochen Planung, Engagement, Spaß und liebevolle Handarbeit.
imageDie Kapelle ist tagsüber geöffnet, eine kleine Spende versteht sich und entspringt dem Geldbeutel leicht, wenn man die schöne Krippe der Siemons-Baumeister sieht.

Der Krippenweg in „Knolle“krippe3
Man darf sagen: Der Weg nach Kornelimünster, also nach „Knolle“, lohnt sich in diesen Tagen. Alleine wegen der Krippen. Bei den Benediktinern in der Abtei an der Oberforstbacher Straße sollten Sie unbedingt vorbeischauen, im Klauser Wäldchen gibt es hoch auf dem Berg in der Kapelle „Maria im Schnee“ eine wunderschöne Krippe – und in der Propsteikirche im Ort sollte man auch eine Stopp einlegen. Die jüngste Krippe ist dann die oben vorgestellte in der Antoniuskapelle. Wer gut zu Fuß ist, macht aus diesen Stationen einen ausgedehnten Krippenwandertag. Und an Einkehrmöglichkeiten mangelt es in Kornelimünster ja auch nicht.

Was soll ich ihr schenken? Hein Engelhardt hat eine gute Idee…

Heute ist der Meister der Öcher Mundart mal wieder an der Reihe und öffnet für uns ein Türchen im Adventskalender. 2011 hat er das schon einmal gemacht.
hein Der wortgewaltigste, tiefgründigste und einfühlsamste unter den Heimatdichtern hat ein paar grundsätzliche Gedanken zur Adventszeit formuliert. Heute wird es handfest. Und das im Wortsinn!

Denn wie viel Qual erleidet er, wenn sie unter dem Weihnachtsbaum sein Geschenk auspackt! Ist es das richtige? Erkennt sie, wie viel Mühe er sich diesmal gegeben hat? Die Frage aller Fragen: Gefällt es ihr?
Heins Frau fragt nach anfänglicher Zustimmung auch gerne mal nach dem Kassenbon – von wegen Umtausch. Wenn der Öcher diese Geschichte erzählt, bekommt sie herrlichen Charme.

Und bei Hein Engelhardt klingt das Gedicht „Wat sall ich schenke?“ dann so – hier klicken!

Den Text zum Gedicht gibt es auf Seite 2

Ein Bild aus Kornelimünster. Ein Bild für die Geschichtsbücher.

Ein Foto, als wäre es aus einem Geschichtsbuch geklaut. Oder? Drei Männer, Helden am Ende, richten eine stolze Fahne auf, ein historischer Ort, man erkennt es auf einen Blick. Ein epochales Werk von Kraft, Stärke und Bedeutung.

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Genau. Jochen Vecqueray hat dem Aachen-Blog dieses Foto überlassen. Denn es zeugt tatsächlich von großen Taten: Die Korneliusfahne wird am Samstag von Vertretern des Kirchenvorstandes und von Eintracht Kornelimünster einträchtig im Schatten der Propsteikirche errichtet. Auf dem Dach des Glühweinstandes des örtlichen Weihnachtsmarktes. Das sei nun für immer an dieser Stelle dokumentiert.

Ach so, Weihnachtsmarkt in Kornelimünster ist schon vorbei. Glühwein lecker. Fahne wehte stolz.

Mit dem Bus durch Aachen. Raemonn sagt am Jason: „Alter, ich auch!“

Neuerdings fahre ich mehr Bus. Morgens zur Arbeit, abends zurück. Das ist entspannter, als mit dem Auto in die Stadt zu stoppandgoen. Gerade jetzt, wo Weihnachtsmarkt ist. Und es ist auch noch deutlich kommunikativer.

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Der Typ, der im Gelenkbus verzweifelt an der Haltestelle auf den Türöffner drückt – ohne Erfolg – brüllt durch den Bus in Richtung Fahrer: „Hey, mach mal auf hier!“ Und dann flucht er und motzt. Sagt am Ende, als all das keinen Effekt hat, weil die Tür nicht auf-, dafür aber die Reise weitergeht: „De Asejag is‘ unfreundlich jeworden!“ Klar, meldet sich eine Frau, „et is ja auch Weihnachtsmarkt.“ Die Umstehenden nicken. Klar.

Großartig die jungen Mütter, die mit ihren Kindern kurz darauf einsteigen und sich in einem geradezu unbarmherzigen Dialog bis zum Bushof ohne Pause beballern. Am Anfang stellt sich bei den zum Zuhören Verdammten das Gefühl ein, sie besprächen eine der vielen amerikanischen Serien nach, die im Fernsehen Sendezeit verdampfen.

Irgendwann wird klar, sie sprechen von daheim. Geoffrey, Raemonn, Jason, Susann, Leeroy – das sind ihre Kinder. Geoffrey hat am Samstag Fußball jespielt, erfahren wir – „un da hat deä Doof ene Ball voll auf et Jesich‘ jekrisch'“.

Zwischenzeitlich keäkt dr Raemonn, der gerade laufen kann, ohne Gnade und Unterlass durch den Bus. Ein witziges Kerlchen, das plötzlich schweigt, weil er aus einer Limopulle große Züge nimmt, und dem der ebenfalls mitreisende und nicht viel ältere Jason jetzt zuruft: „Hey Alter, ich auch!“

Busfahren in Aachen – daraus könnte hier an dieser Stelle ein Fortsetzungsroman werden. Vermute ich mal so, Alter!