Unterwegs in der Heimatstadt. So kurz vor dem Fest. Alles rennet, kaufet, flüchtet. Bekannte und noch viel, viel mehr unbekannte Gesichter eilen vorbei. Auch wenn du noch so lange schon durch deine Stadt läufst, stellst du an solchen Tagen fest, wie wenig du doch weißt von den anderen, die hier leben. Wie viele Aachener kenne ich wirklich? Sind es 300? 400? Wenn es hoch kommt, 500? Das fröhliche Gesellschaftsspiel „Wir ordnen Gesichtern passende Namen zu“ ist spätestens dann am Ende. Was ist also mit den übrigen grob geschätzt 249.500?
Die Annastraße zu Weihnachten. Foto: Andreas Herrmann
Aus einem Schmuckgeschäft am Markt kommt ein Mann mittleren Alters und strahlt. Er ist mit sich und der kleinen Öcher Welt zufrieden. Offensichtlich ist das so. Wahrscheinlich hat er seiner Liebsten gerade ein schönes Stück gekauft, und er freut sich auf ihre Freude. Toitoitoi, denke ich.
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Der Weihnachtsmarkt 2011 ist auf dem Weg in die Geschichtsbücher. Schluss, aus, vorbei. Schön ist er auf so vielen Bildern, etwa auf denen, die Andreas Herrmann den 7uhr15-Freunden vor ein paar Tagen geschenkt hat. Historische Stadt, Lichterglanz, das Quecksilber pegelt sich um die frostige Null ein, wärmend aber das Gold und Silber, wärmend der Glühwein. Eine Freude für Herz und Seele ist so manches Kunststückchen, das zum Kauf angeboten wird. Ich gebe es zu: Ich bin kein Weihnachtsmarktgänger, bin ich nie gewesen. Aber ich freue mich für alle, die es sind. Alle Jahre wieder.
Der Adventskalender hier auf dem Heimatblog hat viel Spaß gemacht – macht Spaß, weil zwei Türchen kommen ja noch! Vor allem hat er viele Begegnungen ermöglicht, Momente der Ruhe, Momente der Freude, Momente des Wortes, ob gesprochen oder gesungen. Wie gewaltig ist ein Wort! Wie schön ist das: miteinander zu sprechen, Zeit zu haben, um zuzuhören und um zu erzählen. Wir dürfen uns das niemals nehmen lassen.
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In der unteren Adalbertstraße, die gestraft ist von dieser gräßlichen Baulücke, von der in Wahrheit wohl niemand weiß, wie sie jemals sinnvoll gefüllt werden soll, kommt mir ein Mann meines Alters entgegen, der mir vor Tagen schon einmal aufgefallen ist. Gelbe Cordhose, gelbe Regenjacke, der ganze Kerl in Gelb. Man habe ihm diese wärmende Montur gegeben, sagt er, „ein guter Mensch war’s“. Jetzt bittet er um fünfzig Cent und ist ausgesprochen höflich. Er erzählt von seiner Unterkunft, einem möblierten Zimmer, das er täglich bezahlen muss. Hofft, dass sobald kein Schnee kommt und zeigt auf die Stofftüten mit den leeren Flaschen, die er sammelt, um sie in Centbeträge zu verwandeln.
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Der freundliche Mann bedankt sich – nicht nur für eine kleine Gabe, sondern auch für das Gespräch. Für diese kurze Pause im hektischen Hin und Her dieser Tage. Diesen Dank möchte ich an dieser Stelle gerne erwidern.