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Seämbotteramm

Zeheäm jett et en Seämbotteramm!

seäm

Mit dieser Ankündigung kriegen wir unsere Kinder neuerdings auf Trab! Tatsächlich, es gibt bei uns zuhause jetzt ein formidables Rübenkraut, wo der Öcher Seäm dran sagt.

Nun streiten sich die Gelehrten, ob Seäm nicht eher Apfelkraut ist. Ein Blick in den Neuen Aachener Sprachschatz, den ich an dieser Stelle noch einmal wärmstens als das Nohkicksel, das Wörterbuch der Öcher Heämetsproech loben kann – auf alle Fälle ein Blick in diese Bibel der Aachener Mundart gibt Auskunft: „Seämbotteramm – mit Apfel- oder Rübenkraut, Brotschnitte“ steht da.

Meine Oma sprach immer von der Seämtaat – nein, es war keine Torte. Es war ein Brot, aber es war wie eine Torte. Oder noch besser…

Paul Pooetz gratuliert mit „O sole mio“, und diese Sonne wärmt die Öcher Seele

Er hat es wieder gemacht. René Brandt, seit gestern Abend stolzer Träger des Thouet-Mundartpreises der Stadt Aachen, hat sein alter ego, den großartigen Heldentenor Paul Pooetz, nach der durchschlagenden Einöcherung von Nessun Dorma im Vorjahr jetzt seine zweite große Aachener Arie singen lassen.

rene

„O sole mio“, diese wunderbare Weise, mit der der neapolitanische Komponist – pass auf, jetz‘ sind wir mal janz schlau – Eduardo di Capua (!) der Welt 1898 einen Evergreen schenkte, ließ im Rathaus die Herzen der Öcher höher schlagen!

René, pardon, Paul intonierte auch hier treffsicher bis in die höchsten Lagen, verpackte die schönsten Öcher Schimpfwörter im feinen Liedgut auf so vornehme Art, dass es das Publikum anschließend jubelnd von den Sitzen riss.

Ach überhaupt, was für ein prächtiger Aachener Abend!

Der Silbenschmied der „Vier Amigos“ ist Mundart-Preisträger! Än toute Oche jrateliert!

Ein Abend fürs Öcher „Vür-Jeföihl“. Sagen wir’s mit den Amigos, sagen wir’s mit René Brandt:

Vür sönd Öcher Prente än Karneval.
Vür hant dr Dom än dr Keijser Karl.
Vür sönd zwar net einfach – sönd einfach mär jot,
denn vür, vür sönd wie vür sönd…

Von „au Bülle“ und roten Köpfen

So, Thouet-Preis, letzter Beitrag, dann widmen wir uns wieder den ernsten Dingen des Öcher Lebens (Alemannia, Wetter, Tivoli, der Schnee, Rückrundenstart, fieskalt etc.).

Ich wollte mich an dieser Stelle aber einfach nur noch mal bedanken für 1. diesen wunderbaren Abend, 2. die Begegnungen und Gespräche danach und 3. für die Reaktionen aus allen Richtungen. Ich werde jetzt nicht fein säuberlich und vollständig zitieren, was so an Lob und lieben Worten auf mich niedergeprasselt ist. Bewegt hat mich das alles sehr. Aber einige Reaktionen sind schon notierenswert.

Ein Sonderthema (siehe vorangegangenen Blogeintrag) ist Jupp Touets – was für ein Name! – Reaktion von der amerikanischen Ostküste. Er ist der am weitesten von der Heimat stationierte Gratulant. Nicht schlecht ist auch Zeitungskollege Michael aus Passau, der mit der freundlichen Einleitung („aue Büll Büttgens!“) nach Bewegtbildmitschnitten im Netz fragt: Jet et net, Michael!

„Hür, danke für den Öcher Abend mit Häzz, rote Ramme!“

Auf alle Fälle will mein Kumpel Kurt nach dem Abenteuerbericht meines wahnsinnigen Vetters Oli und meines genauso verrückten Bruders Kalle (hört sich an wie einer von Robin Hood oder?) auf der Rathausbühne jetzt sofort mit mir auf den Eifelsteig: „Ich muss diese Seite von Dir unter hoher körperlicher Belastung kennenlernen…“

Die Herren hatten mich – was jeder Grundlage entbehrt – als hartherzig grimmigen, von einigen fläddigen Wutausbrüchen abgesehen, eher schweigsamen Wanderer bezeichnet. Das in diesem, oder mit meinen Fußballkünsten gefallene Wort von der „roten Ramme“ (weniger politisch als vielmehr belastungsroter Bölles und so) begleitet mich jetzt übrigens in der Redaktion. Ich danke von Herzen. Der geschätzte Sportchef schickt mir die SMS: „Hür, danke für den Öcher Abend mit Häzz, rote Ramme!“

Jupp Touet gratuliert!

Gestern Morgen in der Redaktion bei den Online-Kollegen von az-web die Mail aus Amerika, Ausschnitt aus dem Original, das mit der Gratulation zum Preis beginnt und dann so weitergeht:

„Hi Bernd,
ich bin ein alter Oecher jong und bin seit 1958 hier in den Staaten. Mein Oecher Platt lebt auch hier in Amerika, weil ich es selbst zu mir spreche, denn Oecher Platt is meine heimatsprache und das soll ich niemals verlieren.
Groees me the hotmannspief and it roskappelche!
Tschuss, adida, Jupp.“

Sensationell. Der Jupp aus Stoneham/MA-USA, das ist an der Ostküste. Und nicht irgendein Jupp, sondern Josef Touet, Jahrgang 1924!

Ich maile also zurück:

„Hi Jupp,
das ist ja eine großartige Reaktion auf den Thouet-Mundartpreis. Wie haben Sie davon erfahren? Verfolgen Sie das Geschehen in der Heimat täglich über az-web.de?
Ich meine, Ihr Name ist ja in diesem Zusammenhang eine Sensation! Ist Ihnen das H hinter dem ersten T im Laufe der Jahre in den Staaten abhanden gekommen?
Wieviel Öcher Platt haben Sie denn noch parat? Ich lese von the Hotmannspief and it Roskappelche!
Yours, Bernd“

Es dauert keine 20 Minuten, än dr Jupp schriivt:

Thouet-Preis (4) – Hörproben

Der modernen Technik sei Dank: Ich habe im Folgenden drei Passagen aus der Dankesrede zum Thouet-Mundartpreis als Hörproben, als Podcasts, im Angebot. Da der Öcher sich mit dem Begriff Pottkas schwer tut: es ist quasi Radio.

Wohlgemerkt: Es handelt sich hierbei nicht um Liveaufnahmen aus dem Krönungssaal, es sind vielmehr drei nachträglich im Studio produzierte Stücke.

Viel Spaß dabei!

:DD Teil 1: Minge Opa än Maria Vollderjnaden (als mp3-Version/Länge: 5:45 Min.)

:DD Teil 2: Identität, Sprachtests und eine Liebeserklärung (als mp3-Version/Länge: 2:41 Min)

:DD Teil 3: Dr Hoddel und ein kleines Streitgespräch (als mp3-Version/Länge: 3:07 Min)

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***Mehr lesen in der Aachener Zeitung (az-web): Öcher Platt es jet för et Hazz! Sarah Siemons und Robert Esser berichten.

Und in den Aachener Nachrichten (an-online): Brillante Beiträge bei der Thouet-Preisverleihung. Georg Dünnwald berichtet.

Thouet-Preis (3) – die Bilder

Mit einem ganz dicken Dankeschön an meinen Fotokollegen Andreas Herrmann können wir jetzt auf eine kleine Fotoreise durch die Preisverleihung gehen. Eine noch ausführlichere Fotogalerie zum Thouet-Preis gibt es bei AZ-web und AN-online.

büs
Ein Fest für die ganze Familie. Weil das Programm ein Feuerwerk des Öcher Humors und feinen Geistes war.

 capella
Öcher Tüen va Capella a Capella.

allgaierbirmanns
Sprachforscher Dr. Karl Allgaier (links) und der fabelhafte Laudator: merssi, Manni Birmanns (rechts).

chor
Die Jungs von der Domsingschule.

kalleoli
Zwei Herren, mit denen ich nochmal sprechen muss – und das nicht, weil sie den Saal gerockt haben: mein Cousin Olaf Lindenau (links) und mein Bruder Kalle meinten, längst verjährte Geschichten erzählen zu müssen.

frauthouet
Freundliche Worte von Helmi Thouet im Kreise der Thouet-Familie.

philipprene
OB Marcel Philipp gibt ein charmantes Platt-Debüt (links). Nie klang er besser: the one and only René Brandt (rechts).

thouet
Ein gewandter Gastgeber Hans-Josef Thouet.

uwelaura
Der Conférencier und die Chansonette: Uwe Brandt und Laura Lennartz. Und im Hintergrund strahlt Papa Ägid.

***Mehr lesen in der Aachener Zeitung (az-web): Öcher Platt es jot för et Hazz! Sarah Siemons und Robert Esser berichten.

Und in den Aachener Nachrichten (an-online): Brillante Beiträge bei der Thouet-Preisverleihung. Georg Dünnwald berichtet.

Thouet-Preis (2) – die Dankesrede

Wer meine Rede zur Verleihung des Thouet-Mundartpreises der Stadt Aachen (6. Januar 2010) gerne nachlesen möchte – und ein bisschen Zeit hat, es baschtisch lang! – hat jetzt hier dazu die Gelegenheit. (Drei Hörproben gibt es hier!)

Die Rede:

rede

Liebe Familie Thouet, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Frau Philipp, sehr geehrter Herr Alt-Oberbürgermeister, liebe Frau Linden,
verehrte Preisträgerinnen und Preisträger vergangener Jahre,
leijv Öcher Mäddchere än Jonge, leijv Kamerade, leijv Kolleje, leijv Kenger, meine Damen und Herren!

Ja, wie fängt man’s an? Ich well sage, wie stoelz ich ben, hü Ovvend heij en os Stadthues vör üch ze stoeh, met deä herrlische Priis dekeriert – änd ene Kopp voll Jedanke.

Danke, heäscht dat op Jotdütsch. Merssi völmoels op Platt. Ich föihl mich jeiehrt, wie ene Öcher sich net deäiper jeiehrt föihle kann.

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