Das Aachen-Blog

Schlagwort: köpfchen (Seite 1 von 1)

Von Maijungen und Zöllnern, die längst pensioniert sind. Nur die Zöllner. Klar.

Mein Opa sagte gerne nach Wochenenden wie dem soeben abgelaufenen: „Dat war e Wochenende, wotste Wochenende dran sagen kanns‘!“ Samstag Sonne, Sonn-Tag auch. Da gibt es nichts zu motzen. Gut, die Kinder fanden die Radtour zu lang, dafür das Eis am Ende sehr cool. Also alles in allem und unterm Strich: tipptopp.

1

Besagte Radtour durch den Öcher Süden Richtung Voreifel (genau, hügelig!) und zurück liefert Augen-Blicke, Randerscheinungen, von denen zumindest drei festgehalten sein wollen. Eben jene Magnolie oben – kurz vor Sief rechter Hand, wenn man von Lichtenbusch kommt und bergab fährt, was angenehm ist. Sich hinter Sief aber wieder ins Gegenteil verkehrt, was unangenehm ist. Da wirkt dann auch die Erinnerung an die schöne Pflanze nicht mehr erbauend. Trotzdem: hier isse!

2

Dann müssen wir noch erwähnen, dass man auf dem Land Platz hat. Anfang Mai zeigt sich das in allerfeinster Ausprägung, weil die Maijungen ihren Mädchen mitunter Bäume setzen, die eigentlich mit einer roten Blinklampe gekrönt sein müssten, damit nachts die Flugzeuge nicht in Gefahr geraten. Und die, in der Stadt aufgestellt, ganze Straßenzüge verschatten würden. Das hier gezeigte Prachtstück, das von überdimensionaler Liebe zeugen möge, steht in Nütheim. Und jeder fragt sich, zumindest jeder zweite: Mit welchen Gefährten fahren in Nütheim die Maijungen, wenn sie solche Bäume ankarren können?

3

Und dann noch ein Monument, das eine 250stel Sekunde um Aufmerksamkeit schreit: Köpfchen, Grenzübergang. Und mit einem Schlag sehe ich mich wieder als kleiner Junge am Sonntagnachmittag in Papas Mercedes sitzen, auf der Rückbank, feuerrote Alarmbirne, Schweiß auf der Stirn, weil wir wieder Illegales taten. Eben noch gab es Reisfladen und für die, die wollten, Eclairs in Moresnet, jetzt lagen im Kofferraum Lord Extras für alle, hätte man meinen können. Zumindest für alle in Eilendorf. Zumindest für alle in unserer großen Familie.

Damals rauchte man noch Stange um Stange. Im Schneckentempo vor dem Grenzhäuschen, stoppen, anfahren, atem- wie sauerstofflose Stille im vernebelten Fond, Regen prasselt auf die Windschutzscheibe, Schnappatmung – und der Zöllner winkt uns gelangweilt durch. Jubel bis Alt LInzenshäuschen. Was für ein Triumph!

Heute scheint die Sonne, kein Zöllner in Sicht. Sie sind längst pensioniert. Aber wir rauchen auch nicht. Wir fahren Rad. Und das schafft Einblicke und weckt Erinnerungen. Wie schön.

Und ewig lockt mich die Fritte nach Köpfchen…

Es gibt Orte in dieser Stadt, die ewig mit einem Bild, einem Geruch, einer Farbe, einer Lieblingsspeise, einem Gefühl besetzt sein werden.

Ich habe zum Beispiel immer dann, wenn ich an duftenden Hagebuttenbüschen vorbeigehe, sofort das Bild meines Kindergartens in Rothe Erde vor Augen. Davor stand exakt ein solcher Busch. Das ist eine schöne Kindheitserinnerung. Rothe Erde, St. Barbara, die Rhenania, der Pastor von den Driesch, Kattwinkel auf der Ecke…

pantels
Fritten. Kindheitserinnerungen. Warm ums Herz.

So kommt mir auch immer, wenn ich die Eupener Straße stadtauswärts fahre, um mich dem Königreich Belgien zu nähern, quasi oben am Kopf, genauer auf Köpfchen, die gute Frau Pantels in den Sinn. Eine großartige Gastgeberin, eine exzellente Köchin, und sie sah aus, wie man Köchinnen in Bilderbüchern für Kinder malt.

Sie betrieb in feinster Manier in den 70er Jahren das Gasthaus, das Restaurant Köpfchen, und dort wurde mein unerschütterlicher Glauben in die heilende und beruhigende Wirkung einer ordentlichen Portion Pommes Frites mit Bockwurst begründet. Schmeckt immer, passt immer, jeht immer.

Frau Pantels freute sich damals über den „kleinen Berni“ mit seinem vorzeigbaren Appetit und machte dem Jung aber ein so was von feines Tellerchen „Fritten mi‘ Wurs‘ un‘ e Schläjelschen Majenäse“, dass jahrzehntelang keiner diesen Dienst am hungernden Menschen besser tun konnte.

Köpfchen – das ist ein solcher Ort, da klingelt es sofort: Fritten!

perspektive
Das Café de Frites – auch das Ambiente ist extra!

Wie schön war da die Mittagspause mit meinem lieben Kollegen Wolfgang Plitzner. Köpfchen, ein paar Meter hinter Frau Pantels ehemaliger Residenz, auf belgischem Grund: das „Café de Frites“, das Maurice Dahm dort seit einiger Zeit betreibt. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich zwar schon viel von der „edelsten Frittenbude“ der Stadt gehört hatte, bislang aber noch nie da war.

Diese Unterlassungssünde ist seit gestern erledigt. Ich war da, ich aß da, und ich jeh da wieder hin.

Das Konzept überzeugt. Es ist hochgradig ambitioniert. Alleine die Speisekarte ist schon so außergewöhnlich und vielversprechend (Gourmet Teller: kleine Fritte, serviert in der Tüte, Tüffelmayonnaise, Kaviarmayonnaise und Hummermayonnaise, dazu 3 gebratene Gambas und ein Glas Cremant – Beispiel jetzt!), dass man als frittenseliger und frittenkundiger Kunde auf die Einlösung des darin gegebenen Versprechens gespannt ist.

Zum Test wählte ich der Vergleichbarkeit halber den Klassiker: eine Currywurst mit Fritten. Alle Bonheur! Da stimmte alles, vollendet bis zum letzten Röstzwiebelchen. Kollege Plitzner hatte die Abteilung für die großen Jungs gewählt. Ein Schnitzel Onion, so viel Öllesch, so feines Fleisch! Der glücklich grinsende Mann mir gegenüber sprach von einem vorzüglichen Späßchen.

Also, Kompliment, Herr Dahm! Die Preise sind zwar durchaus gehoben, die Qualität hält aber locker mit – und das Ambiente, sowohl drinnen wie draußen (wir saßen im Hof mit Blick auf den Öcher Bösch): top!

Ach ja, es gibt diese Momente, die Erinnerungen wecken. Schön, dass Köpfchen hält, was es mir schon so ewig verspricht: Der Ort für feinste Fritten zu sein!