Die Tatsache, dass sich der Medienkonsum einem radikalen Wandel unterzieht, kann man nicht mehr leugnen. Was früher das Radio, das Fernsehen, die Tageszeitung waren – ritualisiert, standardisiert, institutionalisiert – ist heute einem wesentlich lebhafteren, aktuelleren, ja auch vielschichtigeren Medienmix gewichen.

Wer sich aktuell informieren möchte, hat heute neben den klassischen Medien das Internet mit seinen ungezählten Möglichkeiten auf seiner Seite. Newskanäle, Tweets, Blogeinträge, Web-TV, Podcasts, Feeds, E-Mails und Co. schaffen neue Chancen in der modernen Kommunikation, Neuigkeitenverbreitung und -interpretation. Dass diese verwirrende Vielfalt auch immer wieder aufs Neue gebündelt werden muss, versteht sich dabei natürlich auch. Medienkompetenz sollte ein Schulfach sein.

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Der Medienwissenschaftler und Berater Steffen Büffel (media-ocean) beschreibt das aus seiner Sicht positiv, und sein Leser kann ihm darin gut folgen:

„Es gibt, glaube ich, nur wenige technische Endgeräte zur Nutzung von Medien (inklusive gedruckte Zeitung), die ich nicht mindestens einmal ausprobiert, verworfen, neu entdeckt oder in ihrer Bedeutung für mich als Mensch mit Informationsbedürfnis im Allgemeinen und Medienexperte im Speziellen immer wieder neu hinterfragt und in ihrer Wertigkeit neu definiert hätte.
Es ist eben nicht mehr DIE eine Zeitung, DAS eine Radioprogramm oder DER eine oder DIE 2-3 Fernsehprogramme, an die ich mich binde. Nein, wie bei einem Neuron im Gehirn, wird situationsabhängig genau die Bindung zur Informationsproduktion, –distribution und -rezeption gewählt, die in dem einem Moment die subjektiv richtige ist. ICH bestimme MEIN Informations- und Kommunikationsverhalten. Ich glaube, so tickt eine wachsende Schar von Mediennutzern.“

Ich sehe das sehr ähnlich. Und dass die klassischen Medienhäuser damit ihr Problem haben, kann ich allzu gut nachvollziehen. Probiert wird viel, das Patentrezept gibt es nicht.

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Was kommen wird, ist unklar: Wer weiß das wirklich? Doch wenn die Informationen erst einmal im Mainstream mobile gehen, wenn noch mehr bewegte Bilder – auch aus dem lokalen Bereich – online sind, wird die gesamte Branche noch mehr an Veränderungstempo aufnehmen. Wer mithalten möchte, braucht Mut, Knowhow, Vertrauen in Kooperationen, also gute Netzwerke und Berater.

Nur so viel: Es wird sich weiter Revolutionäres auf dem Medienmarkt tun. Es muss aber bei allem weiter die Qualität der journalistischen Arbeit im Vordergrund stehen, weil nur so Vertrauen und Relevanz entstehen. Der Qualitätsjournalismus ist nicht käuflich, aber er schafft immer noch das beste Werbeumfeld.

Der Qualitätsjournalismus ist nach wie vor das Fundament unseres Schaffens. Egal auf welchem Kanal wir unsere Ware, die Nachricht und ihre Bewertung, feilbieten.

Diese Qualität kostet Geld, weil sie nur von gut ausgebildeten Leuten erbracht werden kann. Sie muss aber auch Geld einbringen. Dass das auf Dauer mit bedrucktem Papier allein nicht gelingen wird, ist unstrittig. Ob dieses Geld in den neuen Netzwerken zu holen ist, von denen der kampfeslustige US-Starblogger Jeff Jarvis redet, und bei denen es darum geht, unterschiedlichste Ressourcen auf gemeinsamen Plattformen zu bündeln? Abwarten.

Neue Wege entstehen nur dadurch, dass man sie geht. Alter Kafka-Spruch.

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Die Tendenz zur Individualisierung der Informationsbeschaffung wird voranschreiten. Das Bedürfnis, auch die letzten Winkel des lokalen und sublokalen Geschehens zu durchleuchten und zu zeigen, wird wachsen. Wer hier Kompetenz beweist und kritische, saubere, journalistisch unabhängige Arbeit abliefert, kann nicht verlieren. Diese Kompetenz liegt zur Zeit noch eindeutig bei den Zeitungsverlagen. Sie müssen dieses Potenzial nun modern interpretieren.

Was aber auch bleiben wird, ja, was wohl noch an Wert gewinnen wird, hat der Leiter des Digital Instituts, Jo Groebel, in einem süffisanten Beitrag über den guten alten Club für theeuropean.de gesagt: die direkte Begegnung der Menschen in der realen Welt fern des Virtuellen.

Groebel hat recht, wenn er schlussfolgert:

„Für den positiven Eindruck bedarf es immer noch des Aug’-in-Aug’.“

Allerdings: Bei diesen Begegnungen, die der kommunikative Mensch natürlich am höchsten schätzt, trifft man vermehrt auf Menschen, die sich die Basis für ihr erfreulich weltoffenes Gesprächsvermögen auf abenteuerlich modernen Wegen erwerben. Etwa durch diesen fabelhaft neuen Medienkonsum.