Das Aachen-Blog

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Als der Christbaum umkippte…

Es ist so schön, diese kleine Adventsserie zu schreiben, weil mir so viele wunderbare Gegebenheiten aus der Kindheit einfallen, die sich ja schwerpunktmäßig im (Nord-)Osten unserer geliebten Stadt abspielte.

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Habe ich schon einmal in diesem Heimatblog davon berichtet, dass ich dem Fußball zeitlebens nahestand und immer noch stehe?! Ja? Gut, es fing ja auch früh an, im örtlichen Verein, und zwar in einem, wie man ihn sich vorstellt.

Und irgendwann im Dezember wurden wir kleinen Burschen dann immer – mit feurigen Wangen – ins Sälchen der keinesfalls zufällig vor dem Sportplatz errichteten Vereinskneipe eingeladen. Und dann kam er.

Der Hellijemann

Eigentlich konnten wir alle auf den ersten Blick erkennen, dass der Mann, der nachweislich das feierlichste Gewand unseres Pastors trug, der Ehrenpräsident des Vereins war. Worauf das Hinkebein und das ebenso stockende, wie jestreifte Hochdeutsch im Vortrag hinwies. „Seid’r denn allemale da?“

Ejal. Der Alterspräsident war an diesen Abenden der Nikolaus, der Hellijemann, der Zenterkloes, da gab es keine Zweifel. Und dann sprach er über „jute Trainingsleistungen, nich‘ jeputzte Fußballschuhe – und das find‘ ich jar nich‘ fein“. Und eigentlich fehlte nur das „dreifach kräftije Hipphipphurra“.

Weltklasse! Timo heute im AN-Adventskalender!
Bildschirmfoto 2011-12-05 um 07.02.31
Na, wenn das nicht perfekt passt: Timo, Motor der F2-Kicker von Hertha Walheim, hat einen Wunsch frei. Und er bittet in den Aachener Nachrichten vom Tage, dass ihm die Nachbarin doch seinen Ball zurückgeben möge, den er über den Zaun geschossen hat. Och härrm: „Ich habe mich doch entschuldigt!“ Wir drücken alle die Daumen, Timo! Klassefoto von Harald Krömer.

Als in einem Jahr während der Audienz plötzlich der Weihnachtsbaum wankte, und dem Heiligen Mann, der das drohende Unglück als Erster kommen sah, ein „Leck mich ejjen Täisch, der Boum!“ entfuhr, lachte der ganze Saal. Aber das Vertrauen wich nie: Wieso sollte der Nikolaus nicht auch Öcher Platt sprechen!?

Ihm zur Seite stand in jedem Jahr ein finsterer Geselle, der Klassiker eines Hansmuffs, den wir später dann mit scharfem Verstand als den linken Verteidiger unserer „Ersten“ entlarvten. Eine Idealbesetzung, wie ich heute sagen würde. Der „Schwore“, wie ihn alle riefen, war auch auf dem Platz ein humorloser Brocken, der fehlende Schnelligkeit durch kompromissloses Grätschen und grimmigen Blick zu kompensieren wusste.

Der Hellijemann. Später, wenn wir das Sälchen unserer Vereinskneipe mit roten Wangen und einer vollen Tüte (Printenmann, Apfelsine, Apfel, Nüsse, kandierte Datteln, Schokoriegel!) verließen, passierten wir die Theke. Und da standen dann der Schwore und der Ehrenpräsident in Zivil, gönnten sich nach getaner Tat e Köppelchen und grinsten ein „Schönenabendnochjonge“.

Und aus der Tasche, die zwischen ihnen stand, lugte die Spitze der Bischofsmitra.

Die Muckibude, Barbara und ich (3) – die Muskulatur feiert ihre Auferstehungr r

*** Was bisher geschah: Die bisherigen Reaktionen auf meine Schilderungen rund um mein Einführungsgespräch in einer wirklich anständigen Athletenschmiede unserer Stadt zeigt mir, dass das Mitgefühl noch ein Wert ist in unseren Tagen. Danke, das tröstet mich.
Gut, worum ging es in den ersten beiden Folgen? Ich beschreibe im Schweiße meines Angesichts die Einführungsrunde mit Barbara, meiner Trainerin, die ich jetzt duze. Ich bin gewogen, körperfettvermessen – und fange ganz unten an.

TEIL 3

Wir haben also ein Fitness-Programm für mich erarbeitet, individuelle Trainingseinstiegsmethode und so. Diese soll, sagt die Gerätewartin, irgendwann in eine sehr fachchinesische, aber gut klingende Phase münden, die mit „dynamisch“ anfing, deren Ende ich aber akustisch nicht mitbekommen habe.

Barbara, die Fitnessfachwirtindiplomsportlehrerin, hat mich dann noch gefragt, wie es denn um meine Fitness stünde. Da ich diesmal das Gerät, das die Richtigkeit meiner Aussage postwendend überprüfen würde, sofort erblickte (ein Hightech-Fahrrad mit allem Messzippundzapp), sprach ich von einem „Och-et-jeht-so“. Was sich fünf Minuten später als einigermaßen zutreffend herausstellen sollte.

Freunde der gelupften 20-Kilo-Hantel, ich habe geschoben, gehoben, gerissen und gepöngelt – Gewichte über Gewichte, gegen die ein Kasten Weizenbier ein Eierkartönchen ist! Und ich habe auf jede Frage, ob’s noch geht, geantwortet wie Männer zu antworten haben: „Kanns‘ noch fünf Kilo drauftun!“

Unter der warmen Dusche dachte ich später, während meine Muskulatur fröhlich zitternd ihre Wiederauferstehung feierte: „Doch, janz jut, et is‘ noch wat da von früher!“

„Auch Ernährung umstellen“, rief mir Barbara nach, als ich später, den Turnbeutel hinter mir herschleppend und doch um den aufrechten Gang bemüht, aus dem Fitnesssalon schlurfte. „Kleinere Mengen essen! Und nicht so hastig!“

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„Überschneiden, der Herr?“ Meine Bäckereifachverkäuferin macht Witze. Nein, ich esse das am Stück – und auf der Faust. Wochenende!

Barbara hat gesagt: Zwischendurch mal ein Stückchen Kuchen schadet nicht. Siehste.

ENDE

*** Wird bei entsprechenden Fortschritten in der Athletenschmiede unaufgefordert fortgesetzt.

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*** Bisher erschienen:

Teil 1: Die Muckibude, Barbara und ich: Das Einführungsgespräch. Also, wie es begann

Teil 2: Die Muckibude, Barbara und ich: Über spinnerte Waagen und das völlig überbewertete Körperfett

Die Muckibude, Barbara und ich (2) – eine Frage: „Was wiegst denn Du so?“

***Was bisher geschah: Ich bin jetzt im Fitnessstudio aktiv. Also, noch nicht richtig. Weil ich bislang ja nur beim Einführungsgespräch mit Barbara war, meiner Turnlehrerin, die ich jetzt duze und die sehr nett, aber – mir scheint’s – auch unerbittlich ist. Sie können auf alle Fälle noch problemlos in die Trilogie einsteigen. Noch ist nichts passiert. Aber gleich.

2. TEIL
Und schon waren wir mittendrin im Einführungsgespräch. Dritte Frage: „Und was wiegst denn Du so?“ Ich zögerte kurz, erwischte mich beim Am-Turnhemd-zubbeln, nannte dann aber doch mit fester Stimme eine Zahl, von der ich tief innen glaubte, dass sie der Wahrheit nahe kommt.

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Jaaaaaaaa.

Barbara lächelte und kickte sodann mit einem eleganten Schlenzer, wie ich ihn zuletzt bei Bastian Schweinsteiger im Spiel gegen Argentinien gesehen hatte, eine Waage unter einem Sideboard ins Freie: „Bitte!“

Ich habe ihr erklärt, dass ich nicht an dreifach geeichte, TÜV-zertifizierte Präzisionsmessgeräte glaube. Und siehste! Der sich nach einer kurzen Weile des digitalen Zahlenwirrwarrs dort verfestigende Wert bestätigte meine These, lag er doch deutlich oberhalb meiner eben noch geäußerten Einschätzung der Sachlage.

„So“, sagte Barbara trocken, „und jetzt der Körper-Fett-Gehalt.“ Noch bevor ich sagen konnte, dass es Dinge auf der Welt gibt, deren Sein und Werden mich mehr interessieren, blinkte ein neuer Wert auf, der – okay, sagen wir’s mit der Fitnessfachfrau – „zumindest noch auf der Skala auftaucht“.

Sie freute sich selbst über diesen Witz und beeilte sich mit dem Hinweis, dass viele Schwestern und Brüder im Schweiße „deutlich außerhalb“ lägen, also noch jenseits der Kategorie „schlecht“, in die ich nun zackzack hineingeraten war. Und mein Blick schweifte durch den Salon – und fand tatsächlich Trost.

ENDE TEIL 2

*** Was dann geschah bei meiner Fitnessstudioeinführungsrunde mit Barbara und wie die Antwort auf ihre Frage lautete, wie es denn so prinzipiell um meine Fitness stünde: morgen früh, 7.15 Uhr, hier. Ich merke gerade, dass mich für heute schon die Kraft verlässt…

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*** Die übrigen Teile:

Teil 1: Die Muckibude, Barbara und ich: Das Einführungsgespräch. Also, wie es begann

Teil 3: Die Muckibude, Barbara und ich: Die Muskulatur feiert ihre Auferstehung