Das Aachen-Blog

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Unser Sohn (9) zieht aus. Will ausziehen. Wollte eigentlich ausziehen.

(Auch in der Rückschau drei Jahre später noch eine herzergreifende Story. Kleiner Zwischenstand: Bis jetzt  ist das Mietverhältnis noch stabil…)

Nein, absolut keinen Bock mehr, immer nur Ärger mit den Alten. Unser Sohn will ausziehen. Er ist schon neun, da muss man als Eltern täglich mit solchen Nachrichten rechnen.

Wutentbrannt hat er das jetzt angekündigt, nachdem wir – „total doof“, „super ungerecht“ – etwas verboten haben. Für uns war es banal, ein Allerweltsgefecht, wir versuchen uns seitdem daran zu erinnern, worum es denn noch mal genau ging. Egal, er packt auf jeden Fall im Kinderzimmer seine Sachen.

FotoWohin er denn zieht, fragt die große Schwester voller Interesse, gerade so, als würde sie prompt mitkommen wollen, wenn die neue Adresse denn nur stimmt. Aber die Antwort „zu Oma“ ist dann für die Große doch nicht so prickelnd. Sie bleibt fürs Erste daheim.

Er aber packt, immer noch schnaubend. Er hat die stattliche Plastikkiste aus dem Regal gezogen, hat ihren kleinteiligen Inhalt ausgekippt und wirft seine wichtigsten Habseligkeiten für die große Reise hinein.
Er plant wohl ein Langzeitprojekt, das ist zumindest der wohldurchdachten Utensilienauswahl zu entnehmen: Torwarttrikot und Torwarthandschuhe, eine Jeans, ein paar Socken, der Anführer seiner Teddy-Mannschaft und das Alemannia-Trikot mit dem schönsten und zutreffendsten aller Namen: Klömpchensclub!

Wir sitzen am Abendbrottisch, als der Reisende, den man ja bekanntlich nicht aufhalten soll, die Treppe hinunterkommt. Förmliche Verabschiedung, die kurze Nachfrage unsererseits, ob die Oma denn auch wisse, dass schon bald ein neuer Mieter für längere Zeit bei ihr Einzug halten würde. Es ist so herzerweichend.
Und wie schön ist es, als der junge Mann mit einem lauten Schluchzer seiner Mama um den Hals fällt und nach langem Heulen erklärt, dass er es sich überlegt hat. Und dass er uns noch einmal eine Chance geben möchte.

Wir sind noch einmal davongekommen, weil einer da bleibt. Wie beruhigend.

Ihm hat das nicht gefallen. Und deshalb brüllt er die kleinen Jungs jetzt an.

Ja, endlich, da isser wieder! Der Trainer der anderen, zweimal im Jahr kommt er vorbei, der Schreihals, der Alleskönner, der seine Jungs anbrüllt. Decken! Doppeln! Räume zulaufen! Auf den ersten Ball gehen! Und hinter jedem Satz ein doof-dummes Hä! Und vor jeder Anweisung der Name eines kleinen Fußballers! Die dann auch noch englische oder französische Namen tragen müssen: Schanlukka oder Scheffri oder Sederrik. Hä!

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Du kommst dir vor wie im Film, in einer Parodie, aber er meint es ernst. Er gibt den Klopp, steht aber am Spielfeldrand in – ach, sagen wir – Unterobermaubach. Und dann dreht er sich um die eigene Achse, schreit „Neinneinneinichwilldiescheißenichmehrsehn!“

Ach so, ich vergaß, es handelt sich um wehrlose kleine E-Jugendkicker, neun Jahre alt die meisten. Das zeitigt Schäden, jede Wette. Oscarverdächtige Nebendarsteller sind übrigens die Eltern, die still und stumm dem Schauspiel folgen, das das Männlein in der Trainingsjacke in seinem gruseligen Wortschwall an der Außenlinie vollführt. Es wird zum Wohl der Kinder sein, werden sie denken. Jugendnationalelf, Bundesliga, Champions League – der Weg ist weit, steinig und kein Zuckerschlecken!

Seine Jungs gewinnen am Ende, er schimpft sie aus, verbietet jede Form von Jubel nach diesem „Jrottenkick, hä!“. Ja, sie haben ein paar Gegentore bekommen. Und die haben ihm nicht gefallen.

Schreiben wir’s mal auf, ändern wird die Niete in Nylon sich nicht. Jede Wette, hä!

**** P.S. Gerhard Mester, dem wunderbaren Karikaturisten, sei Dank für die Zeichnung. Und empfohlen sei in diesem Zusammenhang mal wieder die Homepage der Fairplayliga.

Hurra, verheiratet: Ich habe einen Flowerstorm auf Facebook ausgelöst

Willkommen zurück in der digitalen Welt! Das Aachen-Blog geht aus aktuellem Anlass weiter. Yippieh!

Denn ich habe geschafft, was bislang nur wenigen vergönnt war: Ich habe auf Facebook einen Flowerstorm ausgelöst.

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Glückwünsche über Glückwünsche! Ich kann mich über dieses Facebook-Ding und seine magische Kraft nur wundern. Da möchte man den Status mal endlich bearbeiten, was irgendwann einfach sein muss: Schulen, Hochschule, Schuhgröße, Lieblingsverein und solche Sachen, die man auch ohne Probleme öffentlich erzählen kann. Und dabei entdecke ich auch dieses Beziehungsfeld – und tippe „verheiratet“ an. Weil es ja auch stimmt.

Was macht Facebook? Postet die Heirat als aktuelle Meldung! Hat heute geheiratet! Wunderbar. Ich sehe, was passiert, vermute gleich, was kommen wird, lösche also schnell die Eingabe, aber es ist längst zu spät, Freunde! Glückwünsche über Glückwünsche treffen ein! Freunde melden sich auch am Telefon und per SMS. Manche, denen der Beziehungsstatus durchaus geläufig war, fragen halb verschämt, halb befremdet nach, was passiert sei. Phantastisch!

Also, um es auch hier an dieser Stelle klarzustellen: Es ist, wie es schon lange ist. Verheiratet, jawoll! Ich danke – auch im Namen meiner Frau – für all die freundlichen Ausrufe, Smileys und mitunter auch vollständigen Sätze, über die man sich bei Facebook ja besonders freut. Um ehrlich zu sein: Wir sind jetzt 23 Jahre glücklich verheiratet. Und wenn ich es nochmal zu tun hätte, dann würde ich es auch glatt nochmal tun. Also, von daher nehmen wir die netten Worte gerne mit!

Der Trainer tobt. Der Vater schreit. Und die Kinder wollen einfach nur kicken.

Früher auf der Straße haben wir das doch auch so geregelt. Miteinander. Im Gespräch. War er drin? War das Pfosten? Damals, als wir noch kickten, um des Kickens willen.

Als Heinz Flohe und Bulle Roth, als Helmut Kremers und Hacki Wimmer noch unerreichbare Helden waren. Und als nicht jede Mutter und jeder Vater glaubte, sein Spross müsse ganz nach oben, nur weil er mehr oder minder talentiert die Kugel traf: Bundesliga mindestens, Weltkarriere im Blick.

Damals spielten wir auf der Straße schon ein bisschen nach den Regeln der Fairplayliga, die es heute zu würdigen gilt.

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Die großartige Initiative zu diesem heute bundesweit gelobten Projekt startete Ralf Klohr im Fußballkreis Aachen Mitte des vorigen Jahrzehnts. Ein paar Grundregeln wurden fixiert, im Mittelpunkt stand und steht in Klohrs Idee der Spaß der Kinder am Spiel:

*** Fairness leben
*** Platz zur Entfaltung
*** Loslassen statt lenken

Naja, die einen werden es aus eigener Anschauung kennen, die anderen sollten es schleunigst kennenlernen. Beiden sei auf alle Fälle die Homepage der Fairplayliga empfohlen. Beachtlich: die Idee, die Verbreitung und die Resonanz.

Allen aber sei viel Spaß gewünscht mit den witzigen und so wahren Karikaturen, die Gerhard Mester, der auch für die „Aachener Nachrichten“ mit spitzer Feder unterwegs ist, gezeichnet hat.

Auf der Seite 2 gibt es noch zwei Mester-Karikaturen.

Weihnachtszeit ist die Geschichtenzeit: Habt ihr mal ’ne Axt?

Chefreporter Oli ist ein nimmermüder Mann hier auf 7uhr15.ac – und so kann er es auch Weihnachten nicht lassen: hinzuschauen, zuzuhören und dann aufzuschreiben. Was dabei herauskommt, ist wie immer lesenswert. Beweis? Hier folgt das Weihnachtsmärchen, dem eine wahre Geschichte aus Aachen zugrunde liegt:

Chefreporter Es war einmal ein Vater, der wollte seiner kleinen, dreijährigen Tochter das erste – bewusst – unvergessliche Weihnachtsfest bescheren. Und so ging er am Tag vor Heiligabend mit seiner Frau, der Mutter der süßen M., zum Weihnachtsbaumkauf. Schnell wurde ein Baum gefunden, der beiden gefiel. „Der ist unten am Stamm zu dick. Der passt nie im Leben in den Christbaumständer“, merkte die Ehegattin schon mal an. „Blödsinn. Ach was. So ein Quatsch. Der passt wie ne Eins“, entgegnete der Ehemann – und bekam auch noch Unterstützung von der Verkäuferin. Wegen dieser eher jungen Allianz kam es schon zu ersten atmosphärischen Störungen zwischen den Ehegatten. Was hatte diese Person sich hier einzumischen? Wer war hier mit wem verheiratet?

Zu Hause – die Dunkelheit hatte bereits Einzug gehalten – wurde schnell klar, dass weibliche Intuition dem männlichen Augenmaß weit überlegen ist. Der Baum passte nicht in die Halterung. So machte sich der Ehemann mit allerhand Werkzeug, Laubsäge und Fuchsschwanz daran, den Baum zu bearbeiten…

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