Das Aachen-Blog

Schlagwort: Öcher Platt (Seite 1 von 3)

Die Blues-Stimme der Heimat

Seine Sprache ist die der Heimat – „weil ich mich darin einfach am besten ausdrücken kann!“

Und weil das erstens so ist, und weil Dieter Kaspari das zweitens so famos hinkriegt, wurde der Blues-Musiker, der sagt, dass Öcher Platt und Englisch die Sprachen sind, in denen der Blues am besten funktioniert, gestern Abend mit dem Thouet-Mundartpreis der Stadt Aachen ausgezeichnet. Vööl Jelöcks op deä schönne Priis, lejjve Dieter.

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Und man kann Dieter Kaspari nur zurufen: Dein Auftritt gestern Abend hatte Klasse! Vor allem „dr Dröümer“ von der CD „De Pau erav“ geht richtig unter die Haut.

Schön zu wissen, dass es in Aachen Leute wie Dieter Kaspari gibt, die die Heimatsprache tatsächlich auch beherrschen und auf ihre ganz eigene Art lebendig halten.

Aus dem 7uhr15-Archiv ist nicht nur das Foto – Kasparis Bart sieht heute eher drei Tage jünger aus -, sondern auch das kleine Interview-Podcast. Dieter Kaspari hatte 2010 seine CD „Blues mich jet“ vorgestellt, ein kerniges Blues-Album mitten aus dem prallen Öcher Leben. Absolut hörenswert! Und wie er in diesem Interview über seine Musik und seine Liebe zu Aachen erzählt – das spricht für den neuen Thouet-Preisträger.

7uhr15-Podcast: HIER GIBT’S DIE HÖRPROBE MIT KASPARI-INTERVIEW!

Kleine Aufgabe für Diplom-Öcher

Kleine Aufgabe für alle Freunde des Aachen-Blogs. Da wir ja im Frühjahr einen „Vürliehreöcherplattmetdrkarl“-Abend veranstalten wollen, gilt es nun, mal das eine oder andere Wort der Heimatsprache in den Alltag einzubringen. Quasi als Vorbereitung.

Deshalb die Aufgabe: Sorgt bitte dafür, dass Ihr im Laufe der Woche die folgenden Wörter irgendwann mal im Gespräch unterbringt. Ich hab‘ auch extra drei schöne rausgesucht:

1) Petschzang – die Kneifzange
2) Hazzblättche – Herzblatt
3) Landau – Gegend, Landschaft (so im Sinne von „Jeng Landau sue schönn wie Oche ajjen Pau!“)

Für Diplomanwärter noch zwei Wörter, die Extrastreberpünktchen bringen:
*a) Ölichszaus – Zwiebeltunke (wo auch immer das Wort unterzubringen ist)
*b) Fettpansch – Dickwanst (aber bitte leise!)

2012 – darauf können wir Öcher uns in diesem Jahr einstellen

Ja gut, dann also 2012. Hört sich gut an, hört sich rund an, könnte was draus werden.

Auch in Aachen?

Klar, warum nicht!?

Was wird 2012 in Aachen passieren? Da hat jeder Öcher seine Ideen, meine Top 5 habe ich schon mal notiert und freue mich auf weitere Anregungen und Kommentare.

1. Alles wird passieren, nur eins nicht: dass Alemannia Aachen absteigt! Die Jungs kriegen die Kurve. Das mal vorneweg.

2. Die Öcher werden die Freitreppe auf dem Katschhof bevölkern und sie heiß und innig als Bereicherung für die Innenstadt lieben.

3. Schleckheim wird nach Jahren wieder baustellenfreie Zone, was für den Rest der Kaiserstadt leider nicht gilt. Auch das Beet im Kreisverkehr in Sch. soll wieder so schön bepflanzt werden, wie die Bürger es einst taten.

4. Wir legen noch ein paar Bäche in der Altstadt frei und rufen eine Papierbötchen-Meisterschaft der Aachener Grundschulen aus. Bei den Bauarbeiten zur Bachfreilegung stößt man in der Rennbahn auf Grundmauern eines römischen Stadions, das fortan als Urtivoli in den Geschichtsbüchern vermerkt steht.

5. Die Öcher-Platt-Schule hier auf 7uhr15.ac bietet einen lehrreichen und lustigen Abend in Sachen Heimatsprache an – nicht im Internet, sondern im prallen Aachener Leben. Versprochen!

Iiskaue Seldewärm!

Hoppla, fast vergessen, upps! Danke, Patrick, für die freundliche Erinnerung.

Ende des Jahres gab es hier auf 7uhr15.ac ein kleines Rätsel zu lösen. Hintergrund waren die wundervollen Shirts, die Jörg Carabin, Trompeter, Tropi-Mit-und-Vordenker, lieber Freund und selbstständiger Grafik-Designer, als Belohnung in die Runde geschmissen hat.

Die Aufgabe war nicht ohne, aber viele haben mitgemacht. Die Gewinner sind ausgelost, die Shirts auf dem Weg.

Gefragt wurde nach einem wunderbaren Öcher Wort, das die Leute beschreibt, die immer eiskalt haben und selten warm. Die also als Bibbernasen und Dauerfrostbeulen durchgehen.

Das Lösungswort, das tatsächlich oft eingeschickt wurde, lautet:

Iiskaue Seldewärm!

Glückwunsch an die Sieger!

Seämbotteramm

Zeheäm jett et en Seämbotteramm!

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Mit dieser Ankündigung kriegen wir unsere Kinder neuerdings auf Trab! Tatsächlich, es gibt bei uns zuhause jetzt ein formidables Rübenkraut, wo der Öcher Seäm dran sagt.

Nun streiten sich die Gelehrten, ob Seäm nicht eher Apfelkraut ist. Ein Blick in den Neuen Aachener Sprachschatz, den ich an dieser Stelle noch einmal wärmstens als das Nohkicksel, das Wörterbuch der Öcher Heämetsproech loben kann – auf alle Fälle ein Blick in diese Bibel der Aachener Mundart gibt Auskunft: „Seämbotteramm – mit Apfel- oder Rübenkraut, Brotschnitte“ steht da.

Meine Oma sprach immer von der Seämtaat – nein, es war keine Torte. Es war ein Brot, aber es war wie eine Torte. Oder noch besser…

Hür! Öcher Töne für die Ohren – heute: Treffpunk‘ Haup’bahnhof!

Ich hab‘ bei der Thouetpreis-Verleihung ja versprochen, dass ich auf meine Art das Öcher Platt hegen und pflegen werde. Dem Versprechen komme ich gerne nach.

Und wo fängt man an? Natürlich daheim, mit den eijenen Puten, met de Kenger!

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Treffpunk‘ Haup’bahnhof!

Es gibt jetzt gleich ein kleines Hörspiel, ein Podcast, wie wir Internet-Frösseler das nennen. Und darin beleuchtet unser Sohn – quasi zur Einstimmung – eine kleine, aber feine Besonderheit der Heimatsprache – vür sage van os Modderesproech.

Der Öcher hat es nämlich nich‘ eso mit dem Buchstaben T. Vor allem dann nich‘, wenn er eher stimmlos mitten im Wort oder auch an dessen Ende herumsteht.

Die kleine Öcher-Platt-Schule – na, sprechen wir von einem Öcher-Dütsch-Kursus, weil er auch das Aachener Deutsch mit Streifen einschließt – startet jetzt und hier:

:DD Der Öcher brauch‘ das T nich‘ wirklich!

***Nachtrag: Ein netter Kollege weist nach Lektüre dieser Zeilen darauf hin, dass es in Aachen auch den akademischen Beruf mit drei Buchstaben gibt: Arz‘!

Und sein Arz‘ sagt immer: „Lich‘ un‘ Luf‘ jib‘ Saf‘ un‘ Kraf‘!“ Oes.

Der alte Joethe wusste es schon

Ich weiß nicht, ob ich das schon erzählt habe, aber ich liebe ja Dichterworte. Des alten Heines Rotzereien über Aachen – Beispiel nur: wunderbar.

Nun wurde mir ein Goethe zugespielt, ein mir wohl bekannter Lehrer tat’s, ein freundlicher Herr, der sein Herz der Literatur verschrieben hat. Auf alle Fälle schickte er mir, was der alte Joethe einst über den Dialekt geschrieben hat. Und was soll ich sagen: Auch da hatte der Meister Recht.

„Jede Provinz liebt ihren Dialekt: Denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpft.“

(Für alle, die ohne Quelle an der Wahrheit der Dichtung zweifeln: Goethe, Dichtung und Wahrheit, 6. Buch)

Nichts anderes sage ich auch immer.

Und als hätte es noch eines Beweises bedurft, passierte mir gestern Mittag das: Kaum dass ich an der Ampel stoppe, froh und glücklich, nach der Schlidderpartie über die kläglich geräumten Straßen hier nun endlich für eine kurze Weile Halt zu finden, kreuzt ein Fußgänger bei Grün. Und legt sich direkt vor meinem Auto aber sowas von auf den Hosenboden.

Ich raus, will helfen, da brüllt der Kerl mich an: „Leggesamoka, wat e Weär!“ Ich zurück: „Kann ich jet doför?“ Er: „Han ich dat jesaaht?“
Ich habe ihm aufgeholfen, er hat merssi gesagt, wir gaben uns zum Abschied die Hand.

Ja, dann weiß ich doch, wo ich bin!

Da bin ich in meinem Element, da schöpft meine Seele wieder für einen Tag Atem! Öcher Atem.

***Damit es keine Beschwerden gibt: Heines Worte über Aachen seien nicht verschwiegen: Sie gehören in sein Wintermärchen, Caput III. Und mal abgesehen davon, dass die Jahreszeit stimmt – der Rest ist längst verjährt:

Zu Aachen, im alten Dome, liegt
Carolus Magnus begraben.
(Man muß ihn nicht verwechseln mit Karl
Mayer, der lebt in Schwaben.)

Ich möchte nicht tot und begraben sein
Als Kaiser zu Aachen im Dome;
Weit lieber lebt ich als kleinster Poet
Zu Stukkert am Neckarstrome.

Zu Aachen langweilen sich auf der Straß
Die Hunde, sie flehn untertänig:
Gib uns einen Fußtritt, o Fremdling, das wird
Vielleicht uns zerstreuen ein wenig.

(Heinrich Heine, Deutschland, ein Wintermärchen, Caput III)

Von „au Bülle“ und roten Köpfen

So, Thouet-Preis, letzter Beitrag, dann widmen wir uns wieder den ernsten Dingen des Öcher Lebens (Alemannia, Wetter, Tivoli, der Schnee, Rückrundenstart, fieskalt etc.).

Ich wollte mich an dieser Stelle aber einfach nur noch mal bedanken für 1. diesen wunderbaren Abend, 2. die Begegnungen und Gespräche danach und 3. für die Reaktionen aus allen Richtungen. Ich werde jetzt nicht fein säuberlich und vollständig zitieren, was so an Lob und lieben Worten auf mich niedergeprasselt ist. Bewegt hat mich das alles sehr. Aber einige Reaktionen sind schon notierenswert.

Ein Sonderthema (siehe vorangegangenen Blogeintrag) ist Jupp Touets – was für ein Name! – Reaktion von der amerikanischen Ostküste. Er ist der am weitesten von der Heimat stationierte Gratulant. Nicht schlecht ist auch Zeitungskollege Michael aus Passau, der mit der freundlichen Einleitung („aue Büll Büttgens!“) nach Bewegtbildmitschnitten im Netz fragt: Jet et net, Michael!

„Hür, danke für den Öcher Abend mit Häzz, rote Ramme!“

Auf alle Fälle will mein Kumpel Kurt nach dem Abenteuerbericht meines wahnsinnigen Vetters Oli und meines genauso verrückten Bruders Kalle (hört sich an wie einer von Robin Hood oder?) auf der Rathausbühne jetzt sofort mit mir auf den Eifelsteig: „Ich muss diese Seite von Dir unter hoher körperlicher Belastung kennenlernen…“

Die Herren hatten mich – was jeder Grundlage entbehrt – als hartherzig grimmigen, von einigen fläddigen Wutausbrüchen abgesehen, eher schweigsamen Wanderer bezeichnet. Das in diesem, oder mit meinen Fußballkünsten gefallene Wort von der „roten Ramme“ (weniger politisch als vielmehr belastungsroter Bölles und so) begleitet mich jetzt übrigens in der Redaktion. Ich danke von Herzen. Der geschätzte Sportchef schickt mir die SMS: „Hür, danke für den Öcher Abend mit Häzz, rote Ramme!“

Jupp Touet gratuliert!

Gestern Morgen in der Redaktion bei den Online-Kollegen von az-web die Mail aus Amerika, Ausschnitt aus dem Original, das mit der Gratulation zum Preis beginnt und dann so weitergeht:

„Hi Bernd,
ich bin ein alter Oecher jong und bin seit 1958 hier in den Staaten. Mein Oecher Platt lebt auch hier in Amerika, weil ich es selbst zu mir spreche, denn Oecher Platt is meine heimatsprache und das soll ich niemals verlieren.
Groees me the hotmannspief and it roskappelche!
Tschuss, adida, Jupp.“

Sensationell. Der Jupp aus Stoneham/MA-USA, das ist an der Ostküste. Und nicht irgendein Jupp, sondern Josef Touet, Jahrgang 1924!

Ich maile also zurück:

„Hi Jupp,
das ist ja eine großartige Reaktion auf den Thouet-Mundartpreis. Wie haben Sie davon erfahren? Verfolgen Sie das Geschehen in der Heimat täglich über az-web.de?
Ich meine, Ihr Name ist ja in diesem Zusammenhang eine Sensation! Ist Ihnen das H hinter dem ersten T im Laufe der Jahre in den Staaten abhanden gekommen?
Wieviel Öcher Platt haben Sie denn noch parat? Ich lese von the Hotmannspief and it Roskappelche!
Yours, Bernd“

Es dauert keine 20 Minuten, än dr Jupp schriivt: