Kommentar zu „Ein edles Stück Rasen“ von Marco
Lieber Bernd,
ja die Zeiten ändern sich! Als zuletzt über 25.000 bei einem Pokalspiel auf dem Tivoli waren, da wäre niemand auf die Idee gekommen, der Spielfläche eine kosmetische Operation zukommen zu lassen. Im Gegenteil: Die Delzepichs, Olcks, Buschlingers und Montaneses jener Zeit hätten sich doch auf einem so feinen Geläuf gar nicht zurechtgefunden.
Da sieht man mal wieder, was sich auf dem neuen Tivoli alles geändert hat. Hier wird kein Walzerkönig jemals dafür sorgen, dass der Gegner bei zugeloster Platzwahl fragt, ob er nicht doch lieber auf dem Aschenplatz hinter dem Würselener Tor spielen darf. Vorbei ist auch die Zeit, in der sich der Gegner entscheiden musste, in welcher Halbzeit er gegen die Steigung spielen wollte. Auch ein André Lenz könnte sich in unserem heutigen Stadion nicht mehr die Haare mit Hilfe des Pratschs im Fünfer nachgelen.
Da finde ich es geradezu herzerwärmend, wie sensibel die Alemannia GmbH mit ihren konservativen Fans umgeht. Auffälligstes Beispiel für die Retro-Welle ist natürlich das schöne alte Wappen und die neue Kampagne. Doch auch mit viel tiefgründigeren Events vermag der Verein seine Zuschauer zu verblüffen:
Als ich nach dem letzten Arbeitssieg unserer Elf den neuwürdigen Tivoli verließ und mich durchs Gedränge die Krefelder Straße hinaufschob, stand ich auf einmal bis zu den Knöcheln in einem herrlichen Wasserloch. Mein Herz machte einen Sprung und das nicht nur ob der Kälte, die mir die Beine hinaufstieg. Ich war erinnert an die gute alte Zeit, als man sich bei Regen vor der Überdachten noch auf einer Vennwanderung wähnte. In all den Jahren hatte es kein Präsidium, kein Geschäftsführer und erst recht kein städtisches Amt geschafft, den Vorplatz ordentlich mit Kies zu bedecken, sodass auch die ältesten Wanderschuhe nach einem Tivolibesuch noch älter aussahen.
Und diese Tradition setzt nun die Alemannia mit Ihrer – kann man das noch so nennen? Baustellenausfahrt fort. Ein rund 2m x 1m großes Pratschloch erinnert an längst vergangene Tage. Soll es die Nörgler ermahnen, wie schön sie es doch heute mit nur einem Wasserloch haben oder die Nostalgiker als Kunstinstallation erfreuen? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es unglaublich fies war und trotzdem eine schöne Erinnerung hinterließ
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