Das Aachen-Blog

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Warte, ich hol‘ mein Zeugnis!

Das eigentlich Schöne ist doch die Verklärung des Vergangenen. Und wie verblüffend es wirken kann, wenn wir auf einmal mit dem ungeschönten Damals konfrontiert werden.

Eine gute Freundin erzählte jetzt von einer Auseinandersetzung mit der heranwachsenden Tochter über das schöne Thema Schule, schulische Leistungen, solche Sachen – und dass früher die Paukerei auch kein Zuckerschlecken war. Damals, in der schweren Zeit.

Man zoffte, man stritt, die Mutter lief zu Höchstform auf, weil sie sich doch arg von ihrer Tochter provoziert fühlte. Von wegen: als ob Du besser in der Schule warst!

Und dann stapfte sie los…

Wart’s ab, Kind! Und in tiefster Überzeugung stieß die Mutter dann diesen bedeutungsschweren Satz heraus, der ungefähr so ging: „Warte, ich hol‘ mein Zeugnis!“ Und stapfte los.

Wer sie kennt, hat noch mehr Spaß an der Geschichte, weil sie – tausendprozentig! – komplett zielstrebig die Treppen hochgerannt ist, die Schublade auf- und die sauber abgelegte Mappe, die das Vergangene in sich barg, herausgerissen hat. „Und dann hab ich geguckt“, erzählte unsere Freundin am Wochenende, „und dann hab ich noch mal geguckt, dann habe ich die Mappe zugeschlagen, zurück in die Schublade gelegt und bin runtergegangen. Ich hab‘ mein Mädchen umarmt und gesagt: Alles ist gut, mein Schatz. Du bist mein Kind!“

In diesem Sinne: Schöne Ferien zusammen!

Und jeden Morgen die Hoffnung, dass die Ampel rechtzeitig umspringt…

Heute Morgen geht er wieder ab wie die Rakete. Fliegt aus dem Haus, die Türe knallt ins Schloss, er zündet den Turbo, ein kurzer Blick nach links, die Dorfstraße hoch Richtung Eifel, okay, das schafft er. Die Umhängetasche, zu der die jungen Leute heute Schultasche sagen, fliegt – flott um die Schulter geworfen – die langgestreckte Gerade runter Richtung Friedhof durch die Luft hinter ihrem sprintenden Träger her.

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Der Schulbus, mit dem der junge Mann – nennen wir ihn einfach Ole – jeden Morgen diesen Wettlauf bis zur Haltestelle austrägt, rollt indes näher und näher. Jetzt kommt der entscheidende Moment des Morgens, unser Dorfmeister im Sprint passiert die Fußgängerampel, die rüber zum Kindergarten führt, sticht im vollen Galopp mit dem rechten Zeigefinger den Taster bis zum Anschlag und legt noch ein Schippe drauf.

Die Älteren im Ort glauben, dass Ole für Olympia trainiert. Die Wahrheit ist banaler: Er reizt seinen Aufenthalt am Frühstückstisch immer bis auf die letzte Sekunde aus und hat dann einen Turbostress, den Bus zu kriegen. Erst wenn Ole den roten Diesel vom Küchenfenster aus im Dunst des frühen Morgens nahen sieht, kommt er in die Hufe. Auf die Plätze, fertig, los…

Heute geht alles glatt: Kaum dass der Bus sich der Fußgängerampel nähert, springt die auf Rot. Perfektes Timing! Applaus wäre angebracht. Doch so wach wie Ole sind die meisten um diese Uhrzeit noch nicht. Diese Zwangspause schafft unserem jungen Schulbussprinter auf alle Fälle den nötigen Vorsprung, den er braucht, um das Rennen zur Haltestelle zu gewinnen.

Hinweise darauf, dass er sich diesen Stress jeden Morgen durch fünf Minuten früheres Aufstehen, Duschen, Anziehen und Frühstücken ersparen könnte, prallen am Kurzstreckenkönig ab. Sagt sein Vater. Es gibt Freunde, die behaupten, er bräuchte diesen Kick am Morgen, um gut in den Tag zu kommen.

Und dann gibt es ja immer noch Papa und das Auto. Für den Fall, dass die verdammte Fußgängerampel mal zu spät umspringt. Mitdembusumdiewetterennen ist wie das richtige Leben – kannst nich‘ immer gewinnen, Alter!

Wer das wohl ist?

Tja, wer das wohl ist?

So viel sei verraten, der freundliche junge Mann, der hier auf diesem 70erjahreeinschulbild so erwartungsvoll nach vorne schaut, ist heute ein bekannter Öcher. Vollblutöcher, sagen wir es so.

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Wer mitraten will, bitte, im Kommentarfeld ist reichlich Platz. Die Auflösung gibt es am Montag bei AZ und AN. Klar, auf der Kinderseite. Denn da geht es um den ersten Schultag.

AUFLÖSUNG SEITE 2

Die Kinder lernen ja doch was! Im Französischbuch geht’s um Aachen.

À Aix-la-chapelle. In Aachen. En Oche.

Da soll noch mal einer sagen, die Kinder von heute würden in der Schule von heute nix lernen! Unsere Tochter geht in die siebte Klasse, lernt dort die französische Sprache, hat folglich ein Französisch-Buch – und das lag gestern Abend auf dem Wohnzimmertisch.

Der Freund des geschriebenen Wortes nimmt es sich, fängt an zu stöbern und stockt: Oppla, c’est Oche! Huch, das ist Aix-la-Chapelle!

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Charlemagne – ein Deutscher oder ein Franzose, fragt der Junge aus Frankreich. Bleib gelassen, Freund, will man da rufen: Karl der Jroße war in erster Linie ein Öcher!

Tatsächlich macht also Madame Lecoq, souveräne Hauptdarstellerin des Lehrbuches mit phantasischem Namen, Urlaub – das ist der Wahnsinn – in des Kaisers Städtchen. Weil es hier eben nicht nur viel über Charlemagne, also Karl den Großen, zu entdecken gibt, nein, weil es hier – wie dort steht – vor allem auch Subjonctife gibt.

Subjongwat? Ein Anruf beim Verkehrsverein bringt keine Erhellung, weil eine Attraktion solchen Namens dort nicht bekannt ist. Dass es einige suboptimale Subjekte in dieser Stadt gebe, stehe außer Frage, heißt es, aber Subjonctife?!

Gut, unsere Tochter hat uns später erläutert, dass sich in besagtem Aachen-Kapitel eher alles um ein grammatikalisches Phänomen diesen Namens drehe! Du bist so peinlich, Papa!

Nun sehe ich das erstens ein, finde es zweitens sogar einleuchtend und gehe drittens bis auf weiteres davon aus, dass es bei diesem grammatikalischen Thema, das in Aachen spielt, nur um den sauberen Umgang mit dem Wortpaar mir und mich gehen kann.

Auf alle Fälle ein gutes Buch. Beruhigend zu wissen, dass heute in der Schule so richtig gelernt wird.

In diesem Zusammenhang möchte ich an einen frühen Öcher Lehrsatz erinnern, den mir meine Oma jelernt hat:

„Mir und mich verwechsel‘ ich nicht,
Das kommt bei mich nicht vor.
Denn hinter mich steht meine Bruder,
Der sagt mich alles vor.“