Das Aachen-Blog

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„Der Jürjen jrillt!“

(Erstmalig erschienen im Mai 2012 – aber Jürjen ist nach wie vor aktiv…)

Es war Mitte April, ein kühler und doch windstiller Tag, die Sonnenscheindauer hatte die 14-Minuten-Marke durchbrochen, da stand mit einem Mal am frühen Abend eine Rauchsäule über unserem Viertel. „Der Jürjen jrillt“, sagte die Nachbarin, „wir haben den Winter so jut wie überstanden.“ Die Ältesten im Ort fragten, was schlimmer wäre: der harte Winter – oder Jürgen am Grill? Sie fragen das jedes Jahr um diese Zeit.

grillmeister

Ab dann grillt Jürgen durchgängig. Wenn er nicht gerade neues Grillgut, Kohle und ein Kistchen „Jrillbier“ einkaufen fährt.

Ich kann das alles aufschreiben, weil Jürgen es eh nicht liest. Über Pfingsten ist er mit der Familie in Holland am Meer, Camping. Gestern Morgen standen ein paar von uns Männern um sein Auto und fachsimpelten, wie der Grill am besten zu verstauen wäre. Gesetzt war das: der rostfreie „Multipower-Garomator“ mit extra Brennkammer und mobilem Kamin kommt als erstes in den Kofferraum. Es war noch Platz für den Grillkoffer, Grillbier, eine Tasche – und Schluss.

Pickepackevoll die Kiste. Als Jürgens Kleiner nach seinem Fußball rief, erhielt er zur Antwort, man könnte auch alles übertreiben und für die drei Tage einen Ball mitnehmen . . .

Jürgen macht am Grill alles. Auseinanderhalten kann man das Ergebnis später auf dem Teller nicht. Glauben wir ihm, dann sind Wurst, Huhn, Pute, Lamm, Schwein, Rind, Lachs, ja, auch Scampis im Angebot. Zuletzt hat Jürgen nach anfänglichem Protest einen vegetarischen Bratling gegrillt und kurz mit einem Schuss Grillbier abgelöscht.

Standard ist hingegen das geröstete Brot mit Kräuterbutter, die Evi, seine Frau und Assistentin an der Grillstation, so köstlich zubereitet. „Vorbereitet“, seziert Jürgen die Worte fein – weil die finale Form findet alles Grillgut auf der Holzkohle, die aufzulegen nur der Meister versteht.

Franz-Josef, der Nachbar zu Jürgens linker Hand, hat sich in dieser Saison bereiterklärt, die Telefonkette zu starten, wenn Jürgen an den Rost tritt. Dann werden schnell die Fenster geschlossen. Die Kinder wissen auch, was zu tun ist, sie kommen rein – schon alleine wegen der Stichflamme, wenn das Streichholz in die spiritussatte Kohle fliegt. Auch wenn es eigentlich sehenswert ist.

Einmal im Jahr müssen wir mitessen. Davor haben wir alle Angst. Aber jetzt ist erstmal Pfingsten, die Sonne scheint. Und Jürgen ist am Meer.

(Diese Glose hat Didier Marlier für sein Online-Magazin Mediapart ins Französische übersetzt)

 

Der Jürjen jrillt – jetzt auf Französisch! Didier hat es in die Welt geschickt!

Weißer Rauch über dem Medienkonzern in Schleckheim! Solche Botschaften bekommt man als Autor nicht jeden Tag! Didier Marlier hat mir einen Link geschickt, Didier ist – wie der Name es vermuten lässt – Franzose, lebt seit gut zwei Jahrzehnten in Vettweiß und ist immer aufs Neue von Deutschland und den Deutschen beeindruckt.

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Deshalb bloggt Didier – und zwar an durchaus prominenter Stelle, nämlich in der unabhängigen und beachtenswert erfolgreichen französischen Online-Zeitung Mediapart. Seine Kolumne heißt „L’Allemagne pour les nuls“ – was frei übersetzt so viel heißt wie „Deutschland für Dummies!“

Und dortselbst hat Didier, der ein ausgesprochen netter Zeitgenosse ist und am Telefon so klingt wie NDR-Alphonse (aber wir wollten ja keine Klischees bedienen!), dortselbst hat er also nun meine Glosse „Der Jürjen jrillt“ (erstmalig erschienen in der Aachener Zeitung am 26. Mai 2012 und dann auch hier im Blog) ins Französische übertragen. Grillen – ja, das ist in der bei uns erreichten Ausbaustufe schon sehr deutsch!

Hier klicken und die Glosse „Der Jürjen jrillt“ auf Französisch lesen!

Didier hat sich bei mir entschuldigt, weil er die eine oder andere Stelle eher frei übersetzt und zum Teil auch ergänzt hat, aber das ist überhaupt kein Problem! Erfahren wir doch auf diese Weise, was dem Franzosen am deutschen Grillgut besonders gefällt: les saucisses (Würstchen) de Nüremberg, les saucisses de Frankfort , Bauchspeck (du lard), des cuisses de poulet (Hähnchenschenkel), Boulettes ou bien des „Frikadellen“.

Danke, Didier, für so viel Aufmerksamkeit! Merssi, aue Jong, pardon, vieux garcon!

Alle Mann anrücken zum Abjrillen!

grillfeuerNicht wenige Freunde haben sich heute wohlweislich frei genommen. Weil wir gestern alle zusammen bei Ronnie waren. Zum Abjrillen. 2. November, wie jedes Jahr.

Nur das vorab: Ronnie heißt anders, er ist aber in allem, was er tut, schützenswert, von daher heißt er hier Ronnie.

Wo war ich? Richtig: abjrillen. Das ist schon eine Krone in unserem ganz privaten Veranstaltungsjahr. Ronnie hat sich auch wieder ins Zeug gelegt. Bunte Lammspieße mit Knoblauchdip oder feurige Mango-Ingwer-Rindfleischfilets, ja, da geht man gerne hin. Ronnie kann wat am Jrill.

Er hat auch seine Nachbarin, eine Frau Reinartz, eingeladen, das war eine schöne Geste. Es handelt sich um die fröhliche Gesellin, die am 3. März, als wir bei sieben Grad anjejrillt haben, irgendwann die Polizei gerufen hatte. Weil Ronnie einen modernen, nie zuvor getesteten Sprühnebel-Anzünder genommen und das Viertel eine ziemlich lange Zeit in Rauchschwaden gehüllt hatte.

Man käme eher darauf, in solchen Fällen die Feuerwehr zu rufen, zumal dann, wenn der Bodennebel im eigenen Wohnzimmer so schnell steigt, dass der Kanarienvogel „Spiel mir das Lied vom Tod“ trällert. Aber sie rief die Polizei, „weil ich’s unglaublich fand, dass dieser Terror jetzt schon wieder losgeht“, sagte sie gestern. Hallo, es war schon März!

*** Über ein zartes Du, Ronnies Anfänge am Jrill und köstliche Soßen mehr auf SEITE 2