Das Aachen-Blog

Schlagwort: Öcher Advent (Seite 2 von 3)

Öcher Advent – Et Krepche! Oes noch, heute mit Quiz!

Wir nähern uns nun mit großen Schritten den Tagen, an denen im Keller wieder die Stunde der Wahrheit schlägt: Hant vür alles för et Krepche än dr Boum?

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16. Et Krepche
Krippe und Baum – es gibt leichtere Themen im Advent.

Chreßboumständer, et Lametta, de Bolle (sönd die zweij Alemannia-Bolle doe?), et Kreppche, dr Juesef än et Mari, et Kengche, de Könnegge, dr Oehß, de Schöffjere än de Schoefsdriver, de Engele met hön Harfe, Vijjelinge än Trööte än dr janze Klabberdatsch. Feählt jet? Oes!

Klar, da fehlt doch was, Freunde der gedrechselten Krippenkunst!
Jetz mär net de Nerve verliere. Heusch!

Krippe, Maria, Josef, Kind, Engel, Ochse, Schafe, Hirten, die Könige… – was fehlt?

Und hier geht es jetzt zum ersten ❓7uhr15.ac-Gewinnspiel, genauer zur Gewinnspielfrage:

Welche Figur fehlt hier noch zum Krippenglück?

Die hochdeutsche Bezeichnung reicht, auch wenn es einen wunderbaren Öcher Ausdruck dafür gibt.

Der Preis: Wir verlosen unter allen richtigen Antworten ein kleines, aber feines Präsent aus dem Heimatort.

Schickt eure Antwort heute an buettgens@gmx.de. Klar: Rechtsweg ausgeschlossen.

Heusch! Erst gut überlegen, dann mailen. Die Auflösung folgt morgen hier.

Öcher Advent – heute: e Wöttche

Ganz ehrlich, ich bin baff, welche Resonanz dieser kleine, aber feine – also „der meine“ – Öcher Adventskalender erfährt.

Es ist nicht übertrieben, überall aus Deutschland, zuletzt sogar aus den USA und der Slowakei, kommen Reaktionen, per Mail oder auch direkt im Kommentarfeld unter den Beiträgen.

Das Echo ist klasse, das scheint mir doch der Beweis dafür zu sein, dass unsere herrliche Muttersprache, os Modderesproech, leävt und eine nicht zu verkennende Faszination auslöst.

Hat ühr noch e Wöttche, dat noch feählt?

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15. E Wöttche
Ich nutze heute die Möglichkeiten des Internetzes, wie einer meiner liebsten Freunde immer sagt, und richte das Wort, das nach den Wörtchen sucht, die noch fehlen, direkt an alle Interessierten.

So – und hier geht’s zum ersten 7uhr15.ac-Podcast – Achtung: zwei Versionen!

:DD7uhr15.ac-PODCAST/für MAC.

:DD Und das ist die mp3-Version.

http://www.blog.de/srv/media/dewplayer.swf?son=http://data6.blog.de/media/460/4198460_20a7d91555_a.mp3

Ich freue mich über Vorschläge!!! Ihr könnt sie auch per Mail schicken an: buettgens@gmx.de

*** Info: In der Tag-Cloud in der rechten Spalte findet ihr unter dem Begriff „Öcher Advent“ die bisherigen Beiträge aufgelistet.

Übrigens: Im Wintersportort Grindelwald in der schönen Schweiz hat man die Skifahrer auch mal darum gebeten, ihre Lieblingswörter zu nennen.
Unter anderem wurde das folgende eingereicht. Der örtliche Tourismusverband machte ein Plakat daraus:

wirbel

Öcher Advent – heute: Let

Das Licht weist den Weg. Das ist gerade jetzt bedeutsam. Der Advent ist die Zeit des kommenden Lichts, der Hoffnung. Da kündigt sich was an. Und wir können uns drauf freuen.

Ich bin in diesem Zusammenhang bei Flickr.com auf eine strahlende Dia-Show gestoßen, die des Kaisers alten Dom im besten Licht zeigt.
Der Öcher sätt: Wat e Let!

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14. Let
Wer’s nicht glaubt, dass das wirklich großartige Augen-Blicke sind, wenn die Sonne durch die Domfenster fällt, der sollte sich die Zeit nehmen, sich auf den Weg machen und mal reinschauen.

Eine Oase der Ruhe, mitten in Aachen. Frei zugänglich.

Ach so, und hier geht es zu den zwar deutlich bearbeiteten, aber dennoch sehr stimmungsvollen Fotos von Joep Roosen.

Wobei mir nicht ganz klar ist, wo der Fotograf das letzte Bild der Serie in Aachen geschossen hat. Aber das ist ja letztlich auch ejal. Dennoch: Interessieren täte es den neugierigen Öcher Journalisten dann doch…

Öcher Advent – heute: Fornöis

Immer wenn mein Opa mit dem frisch gehackten Holz – alles möngchensmoeß – de Trapp eropjeschravelt koem, dann wussten wir Kinder, dass es gleich gemütlich wird.

Oes, wat e schönn Füür“, zollte meine Oma ihrem Mann, den sie kurz Vadder nannte, wenig später ein Kompliment für das prasselnde Feuer. Ja, mein Opa beherrschte viele Disziplinen, de Fornöis ze stouche war eine seiner vornehmsten.

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12. Fornöis
Heute wird’s also warm, vor allem warm ums Herz, heute reden wir über diesen stattlichen Herd, der sicherlich seinen Anteil daran hatte, dass die Küche meiner Großeltern die zentrale Versammlungs- und Kundgebungsstätte unserer Familie war.

Ein stolzes, gußeisernes Teil, gefühlte hundert Jahre alt, mit einem doppelgeringten Feuerloch, mit einem eisernen, stets fein gewienerten Handlauf, einem Backofen und einem Kohlekasten auf Rädern, den wir Kinder stets elegant in die dafür vorgesehene „Ofen-Garage“ einparkten.

De Fornöis. Wenn unser Opa et jot drophau, dann befeuerte er das Teil, dass die Herdplatte rotglühend schien und das „leckere Temperatürschen“ aus der Küche das ganze Haus heizte. Eine Attacke gegen den Frost, der die großen Eisblumen ans Fenster gemalt hatte, ein feiner Konter gegen den Schnee, der den großen – heute würde man sagen: naturbelassenen – Garten weiß zuckerte.

Oma än Opa aan de Fornöis, en Keäz op dr Dösch, dr Ruesekranz ejjen Häng.

Meine Großeltern beteten jeden Tag im späten Nachmittag – vor dem Abendbrot, vor einer Runde Sechsundsechzig und vor den Fernsehnachrichten – den Rosenkranz.

Oma thronte dabei in ihrem gewaltigen Ohrensessel direkt neben dem Herd, Opa saß auf dem Holzstuhl rechts neben dem Fenster. Und so ging das Gebet, gemeinsam, im Wechselgesang, hin und her, unaufgeregt die ganze Litanei rauf und runter, das dauerte lange, sehr lange. Wunderbar lange.

Wir Kinder liebten es, saßen versunken auf dem dickgepolsterten Sofa, beteten mit oder hörten einfach nur zu.

Hätte ich einen Wunsch frei, dann würde ich einen solchen Nachmittag im Advent in der Küche von Oma und Opa, einen solchen Nachmittag aan de Fornöis, gerne noch einmal erleben.

Öcher Advent – heute: Hür!

Nun geht es in der Adventszeit auch darum zu hören. Also wachsam zu sein. Zu hören, was sich ankündigt. Zu hören, wer da kommt. Zu hören, was gesprochen wird. Nur wer (zu)hört, kriegt mit, was läuft.

„Me hürt ävvel ouch nüüß Jots mieh”, sagte mein Oma dann immer, wenn sie von einer Neuigkeit erfahren hatte, die sie traurig stimmte. Wir Kinder waren dann immer besorgt.

Viel besser, viel fröhlicher ist da das kommunikative, das dialoganbahnende „Hür!“ aus dem Wortstamm hüre = hören. Hür! Mit Ausrufezeichen und Aufforderungscharakter.

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11. Hür!
„Hür! Wat ich dich noch sage wou…“ Und dann kommt’s.

Hür! – das gibt es konspirativ, also geheimnisvoll-verschwörerisch, meist als „Hür! Weäß de eijentlich dat…“ und dann kommt ein mehr, oft auch minder hammerhartes Ding.

Oder gesellig: „Hür! Dat moss ich dich noch verzälle, doe krijje vür jet ze laache…“
Oder der Dauerbrenner: „Hür! Wat säss de van de Alemannia? Vür stije av, wa?!“ Das Modell Hür-Alemannia gibt es je nach Tabellenlage auch in der Version „Vür stije op, wa!“ Aufstieg, Abstieg, wie nah liegt das in Aachen beisammen! Wer’s nicht glaubt, sollte heute Abend zum Tivoli kommen…

Die netteste Version des in Aachen weitverbreiteten Hür-Imperativs erlebte ich aber jüngst in einem alteingesessenen italienischen Restaurant im Herzen des Heimatortes, wo die Öcher Belegschaft am Nebentisch wohl den Begriff Stammkunden für sich verbuchen durfte. Jovial im Ton rief der Lauteste von allen nach der Bestellung des abschließenden Espressos dem davoneilenden Kellner nach:
„Hür! Hür!“ Der Kellner stoppte, drehte sich um. „Hür, Luwitschi, tus‘ de mich wohl noch wat Matschijato obendrauf, hörste!?“

Schön, die Kostbarkeiten dieser Sprache hören und festhalten zu dürfen.

Öcher Advent – heute: Merssi

Der Advent schreitet voran, unaufhaltsam, und die Zeit ist reif, mal merssi zu sagen. Wem? Das sei einem jeden selbst überlassen, Gründe gibt es bei genauer Betrachtung ja zuhauf.

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10. Merssi
Ja, man kann das gar nicht laut genug sagen: Merssi oder noch prononcierter völmoels merssi, wie der Öcher sätt.

Weil’s ja sonst zu kurz kommt und weil es ja auch – außer ein bisschen Überwindung – nicht viel kostet.

Der Vorteil am Öcher Danke ist zudem sein deftiger, von Herzen kommender Klang: Nicht merci, wie de Freunde von Ostbeljien mit e chpitz Müllchen sagen, sondern eher kernig, merssi: mehr ä als e, mehr Betonung auf der ersten als der zweiten Silbe, auch gerne jovial eingeleitet mit „hür,…“ und einem kleinen Päuschen: „…merssi, Aue!“

***Der ultimative Video-Tipp: Unschlagbar ist in diesem Zusammenhang – auch wenn es leider nicht in Aachen spielt – das honigsüße Dankeschön, das FC Bayern-Vorstandschef Rummenigge in Reimform dem kaiserlichsten aller Kicker, dem Franz, auf der Jahreshauptversammlung des Multikonzerns auftischte.

Das ist allerfeinste Lyrik. Da ist einer mit einem Sack Wörter in den Hobbykeller gegangen und hat sich so lange eingeschlossen, bis et sich reimte. Ich schüttel dir die Kralle: Merssi, Kalle!

Öcher Advent – heute: hajelevoll

Ohwei, hoppela, wie – hupps – fang‘ ich jetz‘ et beiste – hoppela – aan? Minge Leijve, dat sönd ävver völ Knöpp heij op deä Kommputer. Oes!

Oiqwerz bpqer7tgzhq3tf zq – pardong, dat wor minge Kopp. Hihi, ich jlöiv, dat ich hajelevoll ben.

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9. Hajelevoll
Der Weihnachtsmarkt hat seine, hupps, eijenen Jesetze! Krepierde Jlühwein! Steäreprittejranatehajelevoll.

Eijeijei, die Welt is‘ sich am Drehen! Saukäs, ich jlöiv, ich moss mich jet doleäje…

Öcher Advent – heute: Manks

Als wir dann am Sonntag im muckelig warmen Wohnzimmer beisammen saßen, die Ankunft des Heiligen Mannes – wir nennen ihn Hellijemann – auf einem vom Wohnzimmerfenster aus gut einsehbaren Feld in der Nähe von Schleckheim erwarteten, sprach eine der Älteren mit vollem Mund und großer Begeisterung den Satz: „Oes, de Plätzjere sönd ävver manks!“

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8. Manks
„Manks“ oder die gern gestellte Frage: Kann man in solcher Einsilbigkeit noch präziser sein?

Nicht zu hart, nicht zu weich, nicht zu cross, nicht zu labberig (sprich labberisch, s. Öcher Platt), nein, genau richtig: Die Plätzchen sind manks! Kekse, Kuchen, Fleisch und Brot: Hauptsache manks.

Dass man auch das Leder eines Schuhs durch ordentliche Pflege oder den Beton (dr Spiis) in der Bütt durch die richtige Mischung „schönn manks“ hinkriegen kann, sei nur der Vollständigkeit erwähnt.

Katja Deserno, die mit ihrem Mann Achim dieses wunderbare Landhaus Solchbachtal an ebendieser Stelle betreibt, ist gebürtig eher nicht von hier, sondern aus dem Ruhrpott. Aber sie hat nun doch schon so manchen Advent in unseren Breiten erlebt und freut sich in ihrem Restaurant immer, wenn die Einheimischen das höchste aller schnörkellosen Loblieder anstimmen: „Dat wor manks!“

Deinem Wunsch, liebe Katja, dieses präzise Öcher Wörtchen, das Anerkennung zollt, in diesen Kalender einfließen zu lassen, bin ich gerne gefolgt: Möngchensmoeß oder?

***An alle: Gibt’s weitere Öcheradventskalenderwörterwünsche?

Öcher Advent – heute: Öcher Platt

Wenn wir mal grundsätzlicher werden wollen – und das muss an einem Montag im Advent gestattet sein -, dann sprechen wir doch einfach mal über die Einordnung unserer herrlichen Heimatsprache ins weite Netz der Dialekte. Reden wir aber auch über den schönen Begriff „Öcher Platt“, hier und heute vor allem über seine Schreib- und seine Sprechweise. Weil die sich doch elementar unterscheiden!

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7. Öcher Platt
Dass es bei einem digitalen Übersetzungsdienstleister, der bezeichnenderweise babylon.com heißt, auch das Angebot gibt, Öcher Platt-Begriffe ins Hochdeutsche zu übersetzen, ist ja nett, also Hellijemann = Nikolaus, Heiliger Mann. Viel wichtiger, ja fundamentaler, ist aber der Hinweis, dass unsere Sprache  eine Variante der Ripuarischen Dialektgruppe ist. Saukäs!

Befassen wir uns mit diesem Phänomen, so stoßen wir auf eine Besonderheit: Die Buchstabenfolge „ch“ im Öcher Platt wird anders als im Hochdeutschen „sch“ ausgesprochen. So wird – leichte Verwirrung! – die Eigenbezeichnung zwar Öcher Platt geschrieben, aber Öscher Platt (mit einem kurzen ö) ausgesprochen. Das wiederum ist für alle Zugereisten wesentlich, merkt es euch einfach: Öscher Platt!

Und Öchern, die hier geboren sind, sei empfohlen, darauf stolz zu sein, dass Öcher Platt nach Öscher Platt klingt und nicht so – vornehm, aber falsch: Öcher Platt! Da müssen wir nicht hyperkorrekt sein, da können wir lässisch bleiben. Für diese Sprache muss‘ du disch nisch‘ schämen, die is eso! Oes! Gerade jetzt im Advent, wo wir den Kindern so schöne Jeschischten vorlesen.

***Mehr lesen:
Ein paar Wikipedia-Weisheiten zum Ripuarischen gibt es hier.