Nun geht es in der Adventszeit auch darum zu hören. Also wachsam zu sein. Zu hören, was sich ankündigt. Zu hören, wer da kommt. Zu hören, was gesprochen wird. Nur wer (zu)hört, kriegt mit, was läuft.

„Me hürt ävvel ouch nüüß Jots mieh”, sagte mein Oma dann immer, wenn sie von einer Neuigkeit erfahren hatte, die sie traurig stimmte. Wir Kinder waren dann immer besorgt.

Viel besser, viel fröhlicher ist da das kommunikative, das dialoganbahnende „Hür!“ aus dem Wortstamm hüre = hören. Hür! Mit Ausrufezeichen und Aufforderungscharakter.

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11. Hür!
„Hür! Wat ich dich noch sage wou…“ Und dann kommt’s.

Hür! – das gibt es konspirativ, also geheimnisvoll-verschwörerisch, meist als „Hür! Weäß de eijentlich dat…“ und dann kommt ein mehr, oft auch minder hammerhartes Ding.

Oder gesellig: „Hür! Dat moss ich dich noch verzälle, doe krijje vür jet ze laache…“
Oder der Dauerbrenner: „Hür! Wat säss de van de Alemannia? Vür stije av, wa?!“ Das Modell Hür-Alemannia gibt es je nach Tabellenlage auch in der Version „Vür stije op, wa!“ Aufstieg, Abstieg, wie nah liegt das in Aachen beisammen! Wer’s nicht glaubt, sollte heute Abend zum Tivoli kommen…

Die netteste Version des in Aachen weitverbreiteten Hür-Imperativs erlebte ich aber jüngst in einem alteingesessenen italienischen Restaurant im Herzen des Heimatortes, wo die Öcher Belegschaft am Nebentisch wohl den Begriff Stammkunden für sich verbuchen durfte. Jovial im Ton rief der Lauteste von allen nach der Bestellung des abschließenden Espressos dem davoneilenden Kellner nach:
„Hür! Hür!“ Der Kellner stoppte, drehte sich um. „Hür, Luwitschi, tus‘ de mich wohl noch wat Matschijato obendrauf, hörste!?“

Schön, die Kostbarkeiten dieser Sprache hören und festhalten zu dürfen.